Sommer
m.
zwischen Frühling und Herbst liegende Jahreszeit,
ahd.
sumar
(8. Jh.),
mhd.
sumer,
nhd.
(mit Wandel des
u
zu
o
vor Nasal seit etwa 16. Jh.,
s. auch
Sonne)
Sommer,
asächs.
sumar,
mnd.
sōmer,
sommer,
mnl.
sōmer,
nl.
zomer,
afries.
sumer,
somer,
semmer,
simmer,
aengl.
sumor,
engl.
summer,
anord.
sumar
n.,
sumarr
m.,
schwed.
sommar
(
germ.
*sumera-)
ist vergleichbar mit
aind.
sámā
‘Jahr, Halbjahr, Jahreszeit’,
awest.
ham-
‘Sommer’,
armen.
am
‘Jahr’,
amaṙn
‘Sommer’,
air.
sam
‘Sommer’
und läßt sich auf
ie.
*sem-
‘Sommer’
zurückführen.
–
sommerlich
Adj.
‘wie Sommer, dem Sommer entsprechend’,
ahd.
sumarlīh
(um 900),
mhd.
sumerlich.
sommers
Adv.
‘im Sommer’,
mhd.
(des) sumers,
erstarrter Genitiv.
Sommersprosse
f.
(durch Sonneneinwirkung hervorgerufener)
‘kleiner, brauner Pigmentfleck der Haut’,
meist im Plur.
Sommersprossen
(Ende 17. Jh.);
verdeutlichende Zusammensetzung
in Anschluß an
mnd.
sprote,
sprute,
deminutiv
sprotele,
sprutele,
frühnhd.
sprusse
(
Sprussen im Angesicht,
17. Jh.),
mnl.
sproete,
nl.
(zomer)sproet
‘Hautfleck’
(s.
Sprosse,
sprießen1).
Zuvor
Sommerfleck
(16. Jh.).
–
Formal an das Stichwort ist anzuschließen
(fliegender) Sommer
(17. Jh.)
für die im Spätsommer umherfliegenden weißen Fäden kleiner Spinnen,
bildlich
‘Nachsommer, schöne, heitere Herbsttage’;
für beides auch
Sommerfäden,
-flocken,
-weben
(18. Jh.;
vgl.
nl.
zomerdraden,
Plur.)
sowie
Unser(er) lieben Frauen Sommer
(18. Jh.),
Mariensommer,
-fäden,
-garn,
Frauenfäden
(19. Jh.);
vgl.
frz.
fils de la vierge
(18. Jh.),
ital.
fili della Vergine,
fili Santa Maria.
Im
Nordd.
Metten-,
Mettkensommer,
-samer
(18. Jh.),
oft gedeutet als
‘Mädchensommer’,
eher vielleicht zu
Made
gehörig,
wenn aufzufassen als
‘Schmetterlings-, Raupengespinst’.
In die Literatursprache ist eingegangen
Altweibersommer
m.
(18. Jh.,
wohl älter),
die fliegenden Gespinstfäden
offensichtlich mit den grauen bzw. weißen Haaren alter Frauen vergleichend
(wie in den Pflanzennamen
Altweibergras
‘Buschwindröschen’
im Hinblick auf die weiße Blütenfarbe,
alte Mägde,
alte Jungfern
‘Wollgras’
im Hinblick auf die weiße Fruchtwolle).
Der älteste Beleg für diese Erscheinung liegt vor in
aengl.
gosesomer,
gossomer
(14. Jh.,
mlat.
fil(i)andra
‘Fadenwerk, Gespinst’
glossierend,
zu
lat.
fīlum
‘Faden’;
engl.
gossamer),
der einen Anschluß an
engl.
summer
‘Sommer’
(wie auch an
engl.
goose
‘Gans’)
allerdings fraglich erscheinen läßt,
daher etymologisch unklar.
Man muß demzufolge davon ausgehen,
daß auch die entsprechenden
dt. Belege
erst nachträglich und volksetymologisch an
Sommer
angelehnt wurden,
ihrer Herkunft nach also nicht zu bestimmen sind.
Der teils poetische (zuerst Ende 17. Jh.),
teils mundartliche Gebrauch von
Altweibersommer
im Sinne von
‘zweite Jugend bei Frauen’
beruht auf einer von der vorgenannten unabhängigen Bildung,
wahrscheinlicher aber auf sekundärer Interpretation.