Sozialdemokratie, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Sozialdemokratie · Nominativ Plural: Sozialdemokratien · wird selten im Plural verwendet
Aussprache
Worttrennung So-zi-al-de-mo-kra-tie
Wortzerlegung sozial Demokratie
Wortbildung
mit ›Sozialdemokratie‹ als Erstglied:
Sozialdemokratismus
eWDG
Bedeutung
im 19. Jahrhundert innerhalb der Arbeiterbewegung entstandene politische Parteirichtung, welche die Grundsätze sowohl des Sozialismus als auch der Demokratie zu verwirklichen sucht
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Demokratie · Volksdemokratie · Sozialdemokratie · demokratisch · demokratisieren · Demokratisierung · Demokratismus · Demokrat
Demokratie f. ‘Herrschaft der Mehrheit eines Volkes, Staat mit demokratischer Regierungsform’, meist ungenau oder vereinfachend mit ‘Volksherrschaft’ wiedergegeben. Ins Dt. Ende des 16. Jhs. über lat. dēmocratia aus griech. dēmokratía (δεμοκρατία) entlehnt, entstanden aus griech. dḗmos (δῆμος) ‘Volk’ und kraté͞in (κρατεῖν) ‘herrschen’ als Gegenbegriff zu oligarchía (ὀλιγαρχία) ‘Herrschaft der wenigen’, zu griech. árchein (ἄρχειν) ‘herrschen’ (s. Oligarchie), der Bezeichnung der durch die Demokratie verdrängten Staatsform (s. ). Als Muster der Demokratie gilt der Antike die von in: Festschr. Tièche (1947) 15Kleisthenes nach dem Sturz des Tyrannen Hippias 510 v. u. Z. geschaffene Verfassung. Im Dt. wird Demokratie bis in die 2. Hälfte des 18. Jhs. vorwiegend in Übersetzungen antiker Autoren (Thukydides, Polybios) verwendet, jedoch seit dem 17. Jh. in theoretisierenden Schriften auf deutsche Verhältnisse bezogen (Micraelius 1639, Dielhelm 1740). Erst Ende des 18. Jhs. setzt sich das Wort unter dem Einfluß der französischen Revolution in unterschiedlichen Bedeutungsvarianten durch. Die bis in jüngste Zeit fortbestehenden Sach- und Begriffsunterschiede finden ihren sprachlichen Ausdruck in zahlreichen Attribuierungen wie direkte, repräsentative, soziale, parlamentarische Demokratie oder bürgerliche bzw. sozialistische Demokratie und in Zusammensetzungen wie Volksdemokratie f. (1947), der Entsprechung von russ. naródnaja demokrátija (народная демократия), sowie Sozialdemokratie f. (seit etwa 1850, nach frz. démocratie sociale) zunächst im Sinne von ‘soziale Demokratie’, dann für die Gesamtheit der Anhänger der sozialdemokratischen Bewegung. Dazu die Ableitungen demokratisch Adj. ‘den Grundsätzen der Demokratie entsprechend, freiheitlich, nichtautoritär’ (Ende 16. Jh.), im wesentlichen dem Gebrauch des Substantivs folgend, demokratisieren Vb. ‘demokratisch gestalten oder umgestalten’ (Ende 18. Jh.), aus frz. démocratiser entlehnt, Demokratisierung f. (um 1850) sowie Demokratismus m. frz. démocratisme, engl. democratism entsprechend, seit den 90er Jahren des 18. Jhs. bezeugt und weithin gleichbed. mit Demokratie. Demokrat m. ‘Anhänger der Demokratie, Mitglied einer demokratischen Partei’; aus frz. démocrate um 1760 entlehnt. – Neben Demokratie, Aristokratie (s. d.) und Bürokratie (s. d.) spielen in der Literatursprache einige Wortschöpfungen dieses Typs eine gewisse Rolle, darunter solche, die auf das Griech. zurückgehen wie Autokratie, Plutokratie, Theokratie (alle 19. Jh.); weitere sind aus anderen Sprachen entlehnt: Physiokratie (18. Jh.) aus dem Frz., Technokratie (1932) aus dem Amerik.-Engl. Das zweite Kompositionsglied ist, wie zahlreiche Gelegenheitsbildungen und Modeausdrücke zeigen, zur Kennzeichnung vermeintlicher Herrschaftsformen reihenbildend geworden: Bankokratie (M. Heß 1850), Logokratie (Hiller 1920), Expertokratie (1970), Telekratie (1976), Filzokratie (1977).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Sozialdemokratie[Hinweis: weitere Informationen erhalten Sie durch Ausklappen des Eintrages]
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Sozialdemokratie‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Sozialdemokratie‹.
Arbeiterbewegung
Bekämpfung
Bestrebung
Elend
Erneuerung
Flügel
Freisinn
Führer
Gewerkschaftsbewegung
Grundsatz
Grundwert
Herzkammer
Hochburg
Hoffnungsträger
Kernland
Kommunismus
Krise
Liberalismus
Marxismus
Mitbegründer
Niedergang
Spaltung
Stammland
Tradition
Vordenker
altbacken
erstarkend
unzuverlässig
westdeutsch
westeuropäisch
Verwendungsbeispiel für ›Sozialdemokratie‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Der deutschen Sozialdemokratie hatten wir uns aus recht unterschiedlichen Richtungen verschrieben.
[Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 282]
Das trifft in verhältnismäßig großem Umfang nur für die Sozialdemokratie zu.
[Weber, Max: Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Politische Schriften, München: Drei Masken Verl. 1921 [1918], S. 199]
Dort war die Führung der gesamten Sozialdemokratie fast ausschließlich in jüdischen Händen.
[o. A.: Einundachtzigster Tag. Donnerstag, 14. März 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 1737]
Auch aus neuen Verfolgungen kann die deutsche Sozialdemokratie neue Kraft schöpfen.
[o. A.: 1933. In: Overresch, Manfred u. Saal, Friedrich Wilhelm (Hgg.) Deutsche Geschichte von Tag zu Tag 1918-1949, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1982], S. 18790]
Er überlege zurzeit, ein Buch über die europäische Sozialdemokratie zu schreiben, in welches er auch seine Erfahrungen als Finanzminister aufnehmen wolle.
[Die Zeit, 14.10.1999, Nr. 42]
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