abwertend Agent, der im Auftrag einer fremden Regierung oder Organisation heimlich andere beobachtet, ihre Gespräche (unter dem Anschein gleicher Gesinnung) mithört und das Beobachtete und Gehörte den Auftraggebern hinterbringt
Spitzel, der
Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Spitzels · Nominativ Plural: Spitzel
Aussprache
Worttrennung Spit-zel
Wortbildung
mit ›Spitzel‹ als Erstglied:
Spitzelbericht
·
Spitzeldienst
·
Spitzelsystem
· mit ›Spitzel‹ als Letztglied: Polizeispitzel · Stasispitzel · mit ›Spitzel‹ als Grundform: spitzeln1
· mit ›Spitzel‹ als Letztglied: Polizeispitzel · Stasispitzel · mit ›Spitzel‹ als Grundform: spitzeln1
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
spitz · Spitz1 · Spitz2 · Spitz3 · Spitze · Spitzel · spitzeln · bespitzeln · spitzen · spitzig · Spitzmaus · Spitzname
spitz
Adj.
‘schmal zusammenlaufend und in einem scharfen, stechenden Punkt endend’,
übertragen
‘schlau, listig, gerissen, anzüglich, verletzend’,
ahd.
spizzi
(9. Jh.),
mhd.
spiz,
spitze
und die verwandten unter
Spieß1
(s. d.)
angeführten Wortformen
stellen sich als Bildungen mit Dentalsuffix zur Wurzel
ie.
*(s)p(h)ē̌i-,
*(s)p(h)ī̌-
‘spitz, spitzes Holzstück’.
Spitz1
m.
‘Spitze, spitzer oder spitz zulaufender Gegenstand’,
mhd.
spiz,
spitz,
verbreitet bis ins 18. Jh.,
danach mundartlich.
Spitz2
m.
‘leichter Rausch, Schwips’
(16. Jh.),
ausgehend von
Spitz
als Bezeichnung für Kleines, Geringfügiges
(vgl.
kein Spitz
‘kein bißchen’).
Spitz3
m.
Hunderasse mit spitzer Schnauze,
spitzen Ohren und spitzgeformtem Kopf
(18. Jh.).
Spitze
f.
‘spitzzulaufendes, scharf spießendes Ende, höchster Punkt’,
ahd.
spizza
(8. Jh.),
mhd.
spitze.
Seit dem 17. Jh. auch
‘durchbrochene feine Borte, Gewebe’,
eigentlich
‘spitze Zacken bildendes Garngeflecht’.
Spitzel
m.
‘Spion, wer andere aushorcht’
(19. Jh.,
zuerst öst.
‘Späher, Polizeidiener, heimlicher Denunziant’),
wohl zu
Spitzel
‘Polizeihund’
(vgl.
„kläffender Denunciant“,
Sanders)
sowie gaunersprachlich
Spitz
‘Polizeiagent’,
der die Ohren spitzt;
dazu
spitzeln
Vb.
‘andere aushorchen und denunzieren’
(19. Jh.)
und transitiv
bespitzeln
Vb.
(20er Jahre 20. Jh.);
vgl. dagegen
spätmhd.
spitzeln
‘mit zarten Spitzen, Zacken versehen’,
dann auch
‘mit Worten sticheln’
(16. Jh.).
spitzen
Vb.
‘mit einer Spitze versehen, spitz machen’,
ahd.
spizzōn
(9. Jh.),
spizzen
(11. Jh.),
mhd.
spitzen
‘spitz machen, mit Spitzen versehen’,
seit dem 14. Jh.
(reflexiv)
‘auf etw. mit Hoffnung und Sehnsucht warten’,
faktitive Bildung zum Adjektiv.
spitzig
Adj.
‘spitz’,
mhd.
spitzec,
spitzic,
bis ins 18. Jh. gebräuchlicher als
spitz,
das von
Adelung
als nur „im gemeinen Leben“ gültig bezeichnet wird.
Spitzmaus
f.
insektenfressendes, der Maus ähnliches, spitzschnauziges Tier,
ahd.
spizzimūs
(11. Jh.),
mhd.
spitzmūs.
Spitzname
m.
‘eine bestimmte Eigenschaft oder ähnliches hervorhebender Übername, Spottname’
(17. Jh.),
zu
spitz
‘anzüglich, verletzend’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Agent
·
Aushorcher
·
Beobachter
·
Beschatter
·
Detektiv
·
Ermittler
·
Geheimagent
·
Informant
·
Kundschafter
·
Polizei-Informant
·
Polizeispitzel
·
Spion
·
Spürhund
·
V-Person
·
Verbindungsperson
·
Zuträger
●
Konfident
österr.
·
Kontaktmann
männl.
·
V-Mann
männl.
·
VP
Abkürzung
·
Verbindungsfrau
weibl.
·
Verbindungsmann
männl.
·
Lauscher
ugs.
·
Schlapphut
ugs.
·
Schnüffler
ugs.
·
Singvogel
ugs., Jargon
·
Spitzel
ugs.
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Spitzel‹ (berechnet)
Ddr-geheimdienst
Ddr-staatssicherheit
Geheimdienst
Geheimpolizei
Gestapo
Staatssicherheit
Staatssicherheitsdienst
Verfassungsschutz
abschalten
allgegenwärtig
ansetzen
anwerben
arbeiten
beschäftigen
betätigen
bezahlt
degenerieren
dubios
eingeschleust
einschleusen
einsetzen
entlarven
enttarnen
enttarnt
führen
lauern
platzieren
unterjubeln
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Spitzel‹.
Verwendungsbeispiele für ›Spitzel‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Ich mußte sehr auf der Hut sein, sie nicht zu gefährden, denn die Spitzel waren allgegenwärtig.
[Die Zeit, 25.10.1996, Nr. 44]
Der Ausdruck »Spitzel« kam ihr nur in den Sinn, wenn es galt, mich zu verunglimpfen.
[Die Zeit, 03.08.2009, Nr. 31]
Die Presse wird zensiert, die Post durchschnüffelt, überall lauern Spitzel.
[Die Zeit, 02.02.2009, Nr. 05]
Er willigte auch in eine „Zusammenarbeit“ als Spitzel in der deutsch‑islamischen Szene ein.
[Die Zeit, 22.01.2007, Nr. 04]
Der Spitzel hatte ihm dreißig Mark gegeben, den Ausgang aber abgelehnt.
[Schulze, Ingo: Neue Leben, Berlin: Berlin Verlag 2005, S. 1034]
Zitationshilfe
„Spitzel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Spitzel>.
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