mit einem Bügel am Absatz des Reitstiefels befestigter Dorn oder kleines Rädchen, mit dem der Reiter das Pferd antreibt
Sporn, der
Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Sporn(e)s · Nominativ Plural: Sporne/Sporen
Aussprache
Wortbildung
mit ›Sporn‹ als Erstglied:
Spornrad
·
sporenklirrend
·
mit ›Sporn‹ als Letztglied:
Hahnensporn
·
Heißsporn
·
Rittersporn
· mit ›Sporn‹ als Grundform: gespornt
· mit ›Sporn‹ als Grundform: gespornt
Duden, GWDS, 1999
Bedeutungen
1.
2.
a)
bei verschiedenen Vögeln hornige, nach hinten gerichtete Kralle an der Ferse oder am Flügel
b)
bei verschiedenen Insekten starre, aber bewegliche Borste am Bein
c)
Medizin schmerzhafter knöcherner Auswuchs an der Ferse
3.
Botanik bei verschiedenen Pflanzen längliche, spitz zulaufende Ausstülpung der Blumen- und Kelchblätter
4.
zwischen zwei zusammenlaufenden Tälern liegender und von vorn schwer zugänglicher Bergvorsprung
5.
früher (unter Wasser befindlicher) Vorsprung im Bug eines Kriegsschiffes zum Rammen feindlicher Schiffe
6.
Metallbügel oder Kufe am Heck leichter Flugzeuge zum Schutz des Rumpfes beim Landen und Abheben
7.
Militär Vorrichtung an Geschützen, mit der ein Zurückrollen nach dem Abfeuern verhindert wird
8.
gehoben, veraltet Ansporn
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Sporn · spornen · anspornen · Ansporn · spornstreichs
Sporn
m.
(Plur.
Sporen)
‘nach hinten gerichteter Hornstachel an der Ferse mancher Vögel, am Absatz des Reitstiefels angebrachter Metallstachel, mit dem das Pferd angetrieben wird’.
Neben
ahd.
sporo
(9. Jh.),
mhd.
spor(e)
‘Reiter-, Hahnensporn, Antrieb’,
mnd.
spōre,
asächs.
sporo,
mnl.
spōre,
nl.
spoor,
aengl.
spora,
spura,
engl.
spur,
anord.
spori,
schwed.
sporre
(germ.
*spuran-)
stehen die
(Nasalsuffix aufweisenden)
stark flektierenden Verben
ahd.
spurnan
‘mit dem Fuß treten, anstoßen’
(10. Jh.;
vgl.
bispurnan
‘beleidigen’,
9. Jh.,
firspurnan
‘anstoßen’,
8. Jh.),
spirnan
‘eine Spur eindrücken’
(um 1000;
vgl.
firspirnan
‘anstoßen, stolpern’,
9. Jh.),
asächs.
aengl.
spurnan,
anord.
sperna,
spenna,
sporna
‘treten, fortstoßen’,
schwed.
spjärna
(germ.
*spurnan),
die die Neigung haben,
schwach flektierende Formen zu entwickeln wie
ahd.
spurnen
‘mit dem Fuß stoßen, ausschlagen’
(10. Jh.;
vgl.
widarspurnen
‘störrisch, widerspenstig sein’,
9. Jh.),
mhd.
spürnen,
mengl.
spurnen
‘mit dem Fuß, dem Sporn antreiben’,
engl.
to spurn
‘verschmähen, verächtlich wegstoßen’,
anord.
sperna
‘treten, drängen’.
Verwandt sind
aind.
sphuráti
‘schnellt, tritt, stößt (weg), schleudert, funkelt, blinkt’,
griech.
spá͞irein
(σπαίρειν)
‘zucken, zappeln’
(von sterbenden Lebewesen),
lat.
spernere
‘wegstoßen, verwerfen, verschmähen, verachten’,
asper
‘rauh, barsch, abstoßend’,
air.
seir
(aus
*sperets)
‘Ferse’,
lit.
spìrti
‘mit dem Fuß stoßen, nach hinten ausschlagen, trotzen, sich widersetzen’.
Zugrunde liegt eine Wurzel
ie.
*sp(h)er(ə)-
‘zucken, mit dem Fuß wegstoßen, zappeln, schnellen’
(wozu auch
Spur
und
Sperling,
s. d.).
Das auslautende
-n
des Nominativs der nhd. Form
(seit etwa 1700)
entstammt den flektierten Kasus des Sing.
bzw. dem (häufiger belegten) Plur.
Sporen.
Auszugehen ist wohl von einer alten Bedeutung
‘Fußstoß, -tritt’,
die auf das den Hackentritt
(zum Antreiben des Pferdes)
verstärkende Gerät,
danach auf die damit verglichene
rückwärts gerichtete Kralle des Hahnes übergeht.
Vielfach in festen Wendungen,
vgl.
dem Roß, Pferd die Sporen geben
‘es antreiben’
(16. Jh.),
sich (goldene) Sporen (ehemals Kennzeichen des Ritters) verdienen
‘sich gut bewähren’
(18. Jh.),
mit den Sporen klirren
‘sich kämpferisch gebärden’
(19. Jh.).
spornen
Vb.
‘mit dem Sporn antreiben, mit Sporen versehen’
(17. Jh.),
von
nhd.
Sporn
abgeleitet.
Älter gleichbed.
mhd.
spor(e)n,
nhd.
sporen
(bis ins 18. Jh. bezeugt),
abgeleitet von
mhd.
spor(e),
frühnhd.
Spore.
Dazu die Wendung
gestiefelt und gespornt
‘startbereit, fertig’
(18. Jh.),
zuvor
gestiefelt und gesport
(16. Jh.).
anspornen
Vb.
‘antreiben, ermuntern’
(17. Jh.),
eigentlich
‘mit den Sporen vorwärtstreiben’.
Daraus rückgebildet
Ansporn
m.
‘Aufmunterung, Unterstützung’
(19. Jh.).
spornstreichs
Adv.
‘in höchster Eile, schleunigst’
(17. Jh.),
sporstreichs
‘unter Anwendung von Streichen, Stößen mit den Sporen’
(um das Pferd zur Eile anzutreiben,
16. Jh.);
adverbieller Genitiv von vorauszusetzendem
Spor(en)streich
(s.
Streich).
Seit dem 18. Jh. nur noch im oben genannten übertragenen Sinne.
Typische Verbindungen zu ›Sporn‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Sporn‹.
Verwendungsbeispiele für ›Sporn‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Wir stehen in einer kleinen Stadt am Sporn des italienischen Stiefels.
[Die Zeit, 28.04.1972, Nr. 17]
Jedoch der Genuß des Rauchens blieb ihm einzeln, distinkt, ein Akzent, ein Sporn.
[Doderer, Heimito von: Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre, Gütersloh: Bertelsmann 1996 [1951], S. 978]
Rückfahrend bohrte sich der Sporn der Geschütze tief in die Erde.
[Werfel, Franz: Die Vierzig Tage des Musa Dagh I, Stockholm: Bermann - Fischer 1947 [1933], S. 449]
Da trägt der General einen Sporn (einmal sogar eine „Spore“) am „Haken“, nicht am Hacken.
[Die Zeit, 07.04.1978, Nr. 15]
Hinter dem Sporn der Geschütze standen die schon tempierten Granaten.
[Werfel, Franz: Die Vierzig Tage des Musa Dagh II, Stockholm: Bermann - Fischer 1947 [1933], S. 438]
Zitationshilfe
„Sporn“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Sporn>.
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