konkrete Erscheinungsform einer Sprache (zu einer bestimmten Zeit oder an einem bestimmten Ort), z. B. Dialekt, Funktiolekt, Soziolekt, Idiolekt
Beispiele:
Nach allem, was wir bisher über die Jugendsprache wissen, ist das
eine Sprachform, die sich mehr oder weniger im Lauf
der Zeit verliert. [Neue Zürcher Zeitung, 19.10.2015]
So zielt etwa der aktuelle baden‑württembergische Bildungsplan 2016
darauf ab, dass Schüler »zwischen Dialekten und Standardsprache
unterscheiden und beide Sprachformen passend
einsetzen« können. [Die Welt, 30.03.2019]
Die meisten jungen Sizilianer sprechen heute schon sehr früh fast
ausschließlich die italienische Standardsprache, selbst wenn sie in den
ersten Lebensjahren mit Sizilianisch aufgewachsen sind. Dieser Trend ist
eine ernste Bedrohung der sizilianischen
Sprachform. [Die Welt, 03.09.2018]
Erkenntnistheoretisch macht es daher keinen
systematischen Unterschied, ob geisteswissenschaftliche Arbeiten an ein
Fachpublikum oder an eine interessierte Öffentlichkeit adressiert werden.
Gewiss: Jeweils kommen unterschiedliche Sprachformen
zur Anwendung. Da aber mit jeder neuen Sprachform
auch immer eine neue Sicht der Dinge formuliert wird, könnten sich die
Geisteswissenschaften habituell entspannen. Warum nicht das oft verstockte
und selbstreferenzielle Beharren auf irgendwelchen Jargons und Sprachcodes
einfach über Bord werfen? [Die Zeit, 24.08.2017]
Daher sind der lesbische (äolische) und der dorische Dialekt ihre
[der Chormusik] Träger, nicht selten in
mannigfacher Mischung auch mit den einheimischen
Sprachformen. [Meyer, Eduard: Geschichte des Altertums. Bd. III. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1901], S. 18683]
übertragenDas Phänomen der Selfies und Instagram befeuern sich gegenseitig. Die
New Yorker Künstlerin Leanne Shapton definiert diese Selbstinszenierung als
neue Sprachform, bei der auf vielen Ebenen gesendet,
aber auch geflunkert wird: ich mit einem geschäumten Latte macchiato, ich am
schönen Strand, ich auf einer tollen Party »dabei bin ich depressiv und will
mich umbringen«, wie Shapton sagt. [Süddeutsche Zeitung, 23.06.2018]
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Philosophie, Sprachpsychologie
Phrasem:
⟨die innere Sprachform
(= Bedeutungsseite der Sprache (1))⟩
Beispiele:
Obwohl er [Bruno Snell] das Dogma
der inneren Sprachform nicht so extrem wie
Humboldt vertrat, war doch auch ihm[…] das Problem des Verhältnisses von
Sprache und Bewusstsein, von Bewusstsein und Handlung zeitlebens ein
zentrales Anliegen. [Neue Zürcher Zeitung, 18.06.1996]
Ins Irische kann man sowieso nicht alles leicht übertragen. Und
was aus dem Irischen stammt, entspricht nicht dem internationalen
Gedankengut, der »pensée unique«. Es ist die innere
Sprachform des Irischen, die es so abtrünnig
macht. Diese innere Form prägt es, isoliert
es
und schützt es. [Warum ich auf Irisch schreibe, 22.02.2012, aufgerufen am 01.09.2020]
W. v. Humboldt hat ja das Wort innere
Sprachform
für
Sprachgebrauch geprägt, und das Wort hat Glück
gehabt. [Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. In: Bertram, Mathias (Hg.): Geschichte der Philosophie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 27213]
Unter der äußeren
Sprachform
versteht man die lautliche Entwicklung der Worte und vielfach auch die
spätere Entwicklung der Sätze. Die innere
Sprachform bezieht sich auf den Inhalt der
Worte, auf die Wortbedeutungen. [Schädel, E.: Das Sprechenlernen unserer Kinder. Leipzig: Brandstetter 1905, S. 64]
Innere Sprachform ist die »durch die
Sprache, durch die Namengebung festgehaltene einseitige Beziehung der
vielseitigen Sache zum Menschen« […]. [Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe – S. In: Bertram, Mathias (Hg.): Geschichte der Philosophie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1904], S. 18622]