Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Stövchen, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Stövchens · Nominativ Plural: Stövchen
Aussprache  [ˈʃtøːfçən]
Worttrennung Stöv-chen
Wortzerlegung Stove -chen
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
kleiner Untersatz mit einer Kerze als Wärmequelle zum Warmhalten eines Getränks in einer Kanne oder einer Schüssel mit Essen auf dem Esstisch
Beispiele:
Nach der Ankunft in Leer und einem kleinen Rundgang durch den Hafen gab es in einer ostfriesischen Teestube eine Einführung in das Ritual des Teetrinkens mit Ostfriesentee auf Stövchen mit Kluntjes und Sahne und herzhaftem Rosinenbrot und Butter. [Neue Westfälische, 07.07.2018]
Zu einem gemütlichen Leseabend gehören natürlich auch kleine Snacks und ausreichend zu trinken. Obst‑ oder Gemüseschnitze, ein paar Cracker, vielleicht die Lieblings‑Süßigkeiten. Dazu dann noch eine schöne heiße Tasse Tee – oder am besten eine ganze Kanne, auf dem Stövchen warmgehalten. [Mittelbayerische, 29.09.2022]
Wer nun also ein Fondue zubereiten möchte, benötigt Folgendes: einen Rechaud – das ist ein Stövchen, das die Flüssigkeit warm hält – ein bis zwei Fonduegabeln pro Person und natürlich einen geeigneten Topf – aus Gusseisen fürs Käsefondue, für Brühe und Fett eignen sich am ehesten Metalltöpfe. [Für spießige Gäste, 28.12.2021, aufgerufen am 08.11.2022]
Wünschen gesellige Runden das, wird ihnen der Pott Grünkohl mit einem Stövchen auf den Tisch gestellt. [Neue Westfälische, 05.11.2021]
Ein Stövchen mit Platz für ein Teelicht und einem feinen Metallsieb (Weihrauchbrenner) eignet sich, wenn man regelmäßig im Alltag räuchern will, etwa zur Entspannung oder Konzentration. [Räuchern: Für jeden Anlass das richtige Kraut, 09.10.2020, aufgerufen am 24.04.2022]
Am Morgen kam mein Vater, machte Tee und ein weiches Ei, schnitt Brot und stellte all das vor sie hin, den Tee aufs Stövchen, das Eigelb schon aufs Brot; »Das Teelicht«, sagte meine Großmutter, »das Teelicht«, mehr nicht. [Hermann, Judith: Sommerhaus, später. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 2000 [1998], S. 95]
allgemeiner Vor der Tür hocken Wachmänner und Taxifahrer um ein Stövchen mit glühenden Kohlen – Teil der malischen Teezeremonie. [Süddeutsche Zeitung, 15.05.2014]
2.
historisch Kohlenbecken zum Erwärmen der FüßeWDG
Beispiel:
Man sieht verschiedene Gerätschaften wie beispielsweise ein spezielles Messer, mit dem nach dem Schlachten die Schweineborsten entfernte oder ein Stövchen, das gefüllt mit glühenden Kohlen zum Wärmen unter die Frauenröcke geschoben wurde. [Hamburger Abendblatt, 31.08.2013]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Stube · Oberstube · Oberstübchen · Stövchen
Stube f. ‘Zimmer’, ahd. stuba ‘heizbares Gemach, Badezimmer’ (9. Jh.), mhd. stube ‘heizbares Gemach, Badezimmer, Speisesaal, kleines Wohnhaus’, frühnhd. besonders ‘Wohnzimmer’ (15. Jh.), mnd. stōven, auch ‘Glutpfanne, Ofen’, mnl. stōve ‘warmes Bad, Trockenofen’, nl. stoof, aengl. stofa ‘Badestube’ (engl. stove ‘Ofen, Treibhaus’ aus dem Mnd. Mnl.?), anord. stofa ‘Stube, Haus’, schwed. stuga ‘Hütte, Stube’. Herkunft ungeklärt. Man denkt an Entlehnung aus afrz. estuve ‘Badezimmer’ (frz. étuve), vlat. *extūpa ‘Raum für Dampf- und Schwitzbäder’, abgeleitet aus vlat. *extūpāre ‘räuchern’, einer Präfixbildung zu vlat. *tūpāre, seinerseits Entlehnung aus griech. tȳ́phesthai (τύφεσθαι) ‘rauchen, qualmen’. Andere möchten Stube als germ. Wort auffassen und im Sinne von ‘Dampfbad’ mit stieben und Staub (s. d.) und verwandtem engl. steam, nl. stoom ‘Dampf’ verbinden, ohne freilich nachträglichen roman. Einfluß auszuschließen. Aber auch anord. stūfr ‘Stumpf, Stück’, mnd. stūf ‘stumpf’ wird vergleichend herangezogen und damit Herleitung von der unter Stubbe (s. d.) verzeichneten Wurzelerweiterung ie. *(s)teup- ‘stoßen, Stock, Stumpf’ angenommen, wobei an die hölzerne Bauweise der Dachstuben oder an die alten Gluttöpfe aus ausgehöhlten, mit Lehm bestrichenen Baumstümpfen zu denken ist. Oberstube f. ‘oberer Raum im Hause’ (17. Jh.); bildlich das Deminutivum Oberstübchen n. ‘oberer Teil des Körpers, Kopf, Hirn’ (18. Jh.), nicht richtig im Oberstübchen sein ‘wirr im Kopf, nicht bei Sinnen’. Stövchen n. Untersatz zum Warmhalten (mit Glut für die Füße, mit Kerze für Getränke), aus dem Nd. (19. Jh.), Deminutivum von nd. Stove, mnd. stōven ‘heizbarer Raum, Glutpfanne’ (s. oben).

Thesaurus

Gastronomie/Kulinarik
Synonymgruppe
Stövchen · Tischkocher · Untersatz, um Kaffee-oder Teekannen heiß zu halten  ●  Rechaud  franz.
Assoziationen
Zitationshilfe
„Stövchen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/St%C3%B6vchen>.

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