historisch, häufig abwertend Herrschaftsform sozialistischer Staaten in der Mitte des 20. Jahrhunderts (insbesondere während der Herrschaft Josef Stalins in der Sowjetunion als prägendem Abschnitt der Geschichte vor allem ost- und mitteleuropäischer Staaten), die bei plakativem Bezug auf die Lehren von Marx, Engels und Stalin durch Personenkult, totalitäre Machtausübung, auf die Vernichtung ihrer tatsächlichen oder angeblichen Gegner zielende Repressalien usw. gekennzeichnet war
Kollokationen:
hat Präpositionalgruppe/-objekt: Stalinismus in der Sowjetunion, in der DDR
in Präpositionalgruppe/-objekt: Abrechnung mit dem, Abkehr vom, Absage an den, Rückfall in den, Bruch mit dem Stalinismus
als Akkusativobjekt: den Stalinismus kritisieren, erleben
als Genitivattribut: Verbrechen, Bastion, Terror, Verfolgte, Opfer des Stalinismus
in Koordination: Nationalsozialismus, Faschismus, Marxismus, Maoismus und Stalinismus
mit Adjektivattribut: der finsterste, totalitäre, reinste, bürokratische Stalinismus
Beispiele:
Der zweite Faktor, der den Stalinismus und die ganze stalinistische Epoche bestimmte, war für [den Journalisten Gerd] Ruge die Verwurzelung von Stalins Staat und Herrschaft in der zaristischen Tradition von Autoritarismus, Gewalt und Willkür, die dem Diktator als »Sprungbrett« dienten. [Süddeutsche Zeitung, 31.08.2020]
Zu Beginn widmete sich die Gruppierung [Memorial] vor allem der historischen Erforschung des sowjetischen Gewaltregimes, insbesondere des Stalinismus mit seinen Millionen von Opfern. [Neue Zürcher Zeitung, 14.10.2014]
Die Hervorhebung einer Führer‑Persönlichkeit, deren Unfehlbarkeit zum pseudoreligiösen Dogma wird, und deren Allmacht eine Überwachung und Kontrolle aller durch alle zur Folge hat, sind Merkmale, die dem Totalitarismus qua definitionem innewohnen und die Nationalsozialismus und Stalinismus in der praktischen Anwendung perfektioniert haben. [Müller, Christoph: Macht Herrschaft Gewalt? Eine vergleichende Analyse des Herrschaftsbegriffs bei Max Weber und Hannah Arendt. Hamburg: Bachelor + Master Publishing 2014, S. 8]
Als der Stalinismus in Russland blühte, wurden dessen Gegner gern für geisteskrank erklärt. Nur Verrückte, hieß es, wären nicht in der Lage, die phänomenalen Erfolge des Sowjetsystems zu erkennen. [Der Tagesspiegel, 30.03.2011]
In den Blütentraum vom Sozialismus brach der Alptraum des Stalinismus. [Herbst, Andreas [u. a.]: Lexikon der Organisationen und Institutionen. In: Enzyklopädie der DDR. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994], S. 8536]
Stalin‑Biograph Dmitri Wolkogonow unternahm den Versuch einer Kurzcharakterisierung des Stalinismus als »pervertierte Theorie und Praxis des Sozialismus, die die Gewalt als universelles Mittel für die Realisierung politischer und sozialer Ziele ansehe«, als »absolute Diktatur der Politik über die Ökonomie, über das soziale und geistige Leben, über die Kultur«, als »Evolution der Diktatur des Proletariats zunächst zur Diktatur der Partei und schließlich zur Diktatur eines einzelnen«. [Berliner Zeitung, 24.03.1990]