Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Standpunkt, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Standpunkt(e)s · Nominativ Plural: Standpunkte
Aussprache 
Worttrennung Stand-punkt
Wortzerlegung Stand1 Punkt
Wortbildung  mit ›Standpunkt‹ als Letztglied: Ehrenstandpunkt · Gegenstandpunkt · Klassenstandpunkt · Ohne-mich-Standpunkt · Rechtsstandpunkt
eWDG

Bedeutungen

1.
Stelle, an der jmd., etw. steht
Beispiele:
etw. von verschiedenen Standpunkten aus betrachten, fotografieren
er nahm gern einen hohen, erhöhten Standpunkt ein
auf diesem Standpunkt hat man eine gute Aussicht
2.
übertragen bestimmte Einstellung, Auffassung, Anschauung, Meinung, die man in Bezug auf einen Sachverhalt vertritt
Beispiele:
er hat, vertritt einen entschiedenen, festen Standpunkt
auf einem (falschen) Standpunkt stehen, verharren
sich [Dativ] einen eigenen, klaren, politischen, moralischen Standpunkt bilden
seinen Standpunkt aufgeben, behaupten
ich teile deinen Standpunkt
umgangssprachlicher hat ihm den Standpunkt (ganz) gehörig klargemacht (= ihn gehörig zurechtgewiesen)
umgangssprachlichdas ist kein Standpunkt (= so verhält man sich nicht, das gehört sich nicht)
wir stehen auf dem Standpunkt, dass …
wir bemerkten erleichtert, dass sich die Standpunkte der beiden Kontrahenten einander näherten
seinen Standpunkt schriftlich niederlegen
durch wissenschaftliche, theoretische oder praktische objektive Gegebenheiten bestimmte Betrachtungsweise
Beispiele:
vom wissenschaftlichen, historischen, fachmännischen Standpunkt aus urteilen
vom parteilichen, revolutionären Standpunkt aus diskutieren
vom Standpunkt einer bestimmten Theorie, des Praktischen ausgehen
vom Standpunkt der Dauerhaftigkeit aus ist dieses unschöne Auto vortrefflich
weil wir unsere Arbeit stets vom Standpunkt der Arbeiterklasse aus (= von den Interessen und Anschauungen der Arbeiterklasse aus) in Angriff genommen haben [ Soziologie im Soz.102]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Stand · Ständer · Ständchen · standhaft · ständig · ständisch · Standbild · Standpunkt · Standgericht · Standrecht
Stand m. ‘aufrechte Stellung, das Stehen, Standort, Zustand, sozial zusammengehörige Gruppe, Gesellschaftsschicht, Rang’, ahd. -stant (in firstant ‘Weisheit’, 8. Jh., urstant ‘Auferstehung’, 11. Jh.), mhd. mnd. mnl. stant, nl. aengl. engl. stand, afries. -stand, -stond, schwed. stånd ist Verbalabstraktum zu dem unter stehen (s. d.) angeführten nasalierten Präsensstamm germ. *stand- (s. auch Stunde). Für -stand in Abstraktbildungen zu Präfixverben s. stehen. – Ständer m. ‘Pfosten, Gestell’, ahd. stanter ‘Standgefäß’ (Hs. 12. Jh.), frühnhd. stander, stender. Ständchen n. ‘als Huldigung stehend dargebrachte kleine Musik’ (17. Jh.). standhaft Adj. ‘ausdauernd, beharrlich’ (Anfang 16. Jh.). ständig Adj. ‘feststehend, dauernd, immer wiederkehrend’ (16. Jh.); vgl. ahd. instentīgo Adv. ‘eifrig, unablässig’ (um 1000), mhd. gestendec Adj. ‘unveränderlich’, widerstendic ‘Widerstand leistend, widersetzlich, widerlich’. ständisch Adj. ‘den Land- oder Reichsständen zukommend’ (18. Jh.), ‘eine bestimmte soziale Gruppe betreffend’ (19. Jh.). Standbild n. ‘Statue’ (Ende 18. Jh.). Standpunkt m. ‘Punkt, auf dem jmd. steht’ (18. Jh.), meistens übertragen ‘Einstellung, Haltung, aus der heraus etw. beurteilt wird’. Standgericht n. ‘rasch einberufenes (ursprünglich im Stehen tagendes) Kriegs- oder Ausnahmegericht, bei dem in vereinfachtem Strafverfahren das Urteil sofort nach dem Verhör gefällt und vollstreckt wird’ (um 1500); entsprechend Standrecht n. ‘verschärftes Straf- bzw. Kriegsrecht’ (Ende 16. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Unterbegriffe
Assoziationen
Psychologie
Synonymgruppe
Attitüde · Charakteranlage · Couleur · Gesinnung · Grundeinstellung · Haltung · Neigung · Standpunkt · Stellung · Veranlagung · innere Haltung
Synonymgruppe
Unterbegriffe
Assoziationen
  • Sehkegel · Sehpyramide
  • Dreiseitenansicht · Dreiseitenriss · Dreitafelprojektion · Normalprojektion  ●  Kreuzriss österr.
Synonymgruppe
Lage · Position · Standpunkt · Stellung

Typische Verbindungen zu ›Standpunkt‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Standpunkt‹.

Verwendungsbeispiele für ›Standpunkt‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sogleich zeichneten sich unter den Juden zwei gegensätzliche Standpunkte ab. [Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1999, S. 55]
Und überhaupt ist der biologische Standpunkt der Medizin falsch, grundfalsch. [Rinser, Luise: Mitte des Lebens, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1952 [1950], S. 191]
Unausweichlich gleitet er immer wieder auf seinen egozentrischen Standpunkt zurück. [Werner, Reiner: Das verhaltensgestörte Kind, Berlin: Dt. Verl. d. Wiss. 1973 [1967], S. 115]
Eine Entscheidung zwischen diesen verschiedenen Standpunkten, die alle mit vielen Argumenten verfochten werden können, ist heute nicht möglich. [Portmann, Adolf: Einführung in die vergleichende Morphologie der Wirbeltiere, Basel: Schwabe 1959 [1948], S. 240]
Sie haben das jetzt mit ihrem Standpunkt zu vertreten, und dann wird Beschluß gefaßt, und dann wird der Beschluß durchgeführt. [Ulbricht, Walter: Zwischenrede auf dem 11. Plenum des ZK der SED am 04.11.1998. In: Barthel, Henner (Hg.) Politische Reden in der DDR, St. Ingbert: Röhrig 1998 [1965], S. 76]
Zitationshilfe
„Standpunkt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Standpunkt>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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