bildlich, meist abwertend in der Regel legale und vor allem von vielen (größeren) Unternehmen und Freiberuflern wahrgenommene, aber meist mit dem Makel der Unredlichkeit versehene Möglichkeit, im Widerspruch zum eigentlichen Sinn der Steuergesetze durch geschickte Ausnutzung meist versehentlich geschaffener oder belassener Lücken der Steuergesetzgebung die Entrichtung von Steuern zu vermeiden
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein legales, illegales Steuerschlupfloch
als Akkusativobjekt: Steuerschlupflöcher schließen, stopfen, nutzen, ausnutzen
in Präpositionalgruppe/-objekt: der Kampf gegen Steuerschlupflöcher
hat Präpositionalgruppe/-objekt: Steuerschlupflöcher für Unternehmen, Konzerne, Großkonzerne, Großverdiener
Beispiele:
Internationale Konzerne wie Primark, Starbucks oder Google machen auf
dem boomenden deutschen Markt glänzende Geschäfte. Zugleich nutzen sie
zahlreiche Steuerschlupflöcher in Europa aus und
transferieren Gewinne in Länder wie Irland, Luxemburg oder die Niederlande,
um ihre Abgaben an den deutschen Fiskus auf ein Minimum zu reduzieren. Alles
ganz legal, aber die Tricksereien bedeuten Steuerausfälle in
Milliardenhöhe. [Bild am Sonntag, 06.07.2014, Nr. 27]
Große Konzerne nutzen weltweit
Steuerschlupflöcher und verschaffen sich damit
Vorteile, die dem Mittelstand nicht zugänglich sind. [Süddeutsche Zeitung, 14.06.2017]
Nach Rügen der Europäischen Union hat Luxemburg ein mögliches
Steuerschlupfloch für Großkonzerne gestopft.
Somit könnten Gewinne aus internen Finanzdienstleistungen künftig höher
besteuert werden. [Die Welt, 28.12.2016]
Luxemburg, die Niederlande und Belgien haben im Rat der Europäischen
Union jahrelang die Beseitigung von
Steuerschlupflöchern blockiert, mit denen sie
sich unfaire Vorteile gegenüber anderen EU‑Mitgliedern verschafft
haben. [Spiegel, 06.11.2015 (online)]
Steuerschlupflöcher bieten die USA insbesondere in
Delaware. Dort sind Steuerlösungen möglich, die bei uns Schamröte aufkommen
lassen. [business24, 22.01.2014, aufgerufen am 14.09.2018]
Eine klare Grenze, was legale Nutzung eines
Steuerschlupflochs ist und was illegale
Steuerhinterziehung, ist schwer zu ziehen. [Der Standard, 04.04.2013]
Es ist nicht hinnehmbar, wenn Arbeitnehmer pünktlich ihre Steuern
bezahlen müssen, Kapitalanleger sich aber hinter den Grenzen anderer EU‑
Mitgliedsstaaten verstecken und immer neue
Steuerschlupflöcher finden. [Süddeutsche Zeitung, 13.09.1999]
meist abwertend in die mit dem Steuerschlupfloch einhergehenden Transaktionen eingebundenes Land (oder eingebundener Ort) mit einem niedrigen Steuersatz, an dem Steuervermeidungsstrategien zum Schaden anderer Länder (oder Orte) aktiv befördert und zum eigenen Vorteil ausgenutzt werden
siehe auch Steuerparadies
Beispiele:
Luxemburg ist der Klassiker unter den
Steuerschlupflöchern für reiche Bundesbürger
[…]. [Die Welt, 25.02.2008]
Gibraltar ist Steuerschlupfloch, Heimat
rüpelhafter Berberaffen – und seit Jahrhunderten Zankapfel zwischen
Briten und Spaniern. [Spiegel, 30.08.2011 (online)]
Norderfriedrichskoog, das
Steuerschlupfloch am Meer
[während der Zeit, in der dort keine Gewerbesteuer erhoben wurde, der Scheinsitz zahlreicher großer Unternehmen], ist ein Paradies von gestern, es muss
jetzt Gewerbesteuer nehmen, trotzigerweise erhebt es den niedrigsten
Satz in der Bundesrepublik. [Süddeutsche Zeitung, 24.07.2008]