Stich
m.
‘Einbohren eines spitzen Gegenstandes, die dadurch entstandene Wunde, Einstechen einer Nadel (mit Faden), das dadurch entstehende Fadenmuster, stechender Schmerz, steile Anhöhe, beginnende Fäulnis’,
ahd.
stih
(um 900),
mhd.
stich,
auch
‘Knoten, Punkt, Augenblick, abschüssige Stelle, steile Anhöhe’,
asächs.
stiki,
mnd.
stēk(e),
mnl.
stēke,
nl.
steek,
aengl.
stice,
engl.
stitch,
got.
stiks
‘Stich, Punkt’
(
germ.
*stiki-)
steht als Verbalabstraktum zu den unter
stechen
(s. d.)
angeführten Wurzelerweiterungen
ie.
*(s)teg-
bzw.
*(s)teig-,
*(s)tig-
‘stechen, spitz’.
Die Wendung
im Stich lassen
‘bei Gefahr allein lassen, verlassen’
(15. Jh.,
geläufig seit 17. Jh.)
bedeutet eigentlich
‘im Stich des Gegners lassen’
(beim ritterlichen Turnier).
Aus dem
Nd. wird übernommen
Stek
m.
seemännischer
‘Knoten’
(20. Jh.),
im Anschluß an
mnd.
stēk(e)
(s. oben),
eigentlich
‘Stich’,
hier
‘das Durchgesteckte’.
stichhaltig
Adj.
‘unwiderlegbar, überzeugend’
(um 1800);
vgl.
Stich halten
‘standhalten, sich als zuverlässig erweisen’
(16. Jh.),
wohl ebenfalls aus dem ritterlichen Turnierwesen stammend.
Stichprobe
f.
‘Prüfung ausgewählter einzelner Exemplare’
(19. Jh.),
eigentlich
‘beim Abstich des Schmelzofens entnommene Probe’
(16. Jh.).
Stichtag
m.
‘für etw. Bestimmtes (durch Auswahl) festgelegter Tag’
(18. Jh.),
vgl.
mnd.
stēkedach.
Stichwahl
f.
‘zwischen zwei Kandidaten eine Entscheidung herbeiführende Wahl’
(19. Jh.);
nach dem Schützenschießen,
wo bei Gleichstand
die besten Schützen
mit einem letzten Schuß
um den Erfolg
stechen
(17. Jh.),
entsprechend dem entscheidenen Lanzenstechen
im ritterlichen Turnier.
Stichwort
n.
‘stechendes, verletzendes Wort’
(15. Jh.),
‘für einen bestimmten Zweck aus einem Zusammenhang herausgenommenes Wort, letztes Wort eines Schauspielers, nach dem ein anderer einsetzt’
(18. Jh.),
‘Lemma, behandeltes Wort in Lexika’,
im Plural
‘Anhaltspunkte, Gedanken für den Aufbau einer Rede, eines Aufsatzes’
(19. Jh.),
in den letztgenannten modernen Verwendungen im Sinne von
‘hervorstechendes, herausgestochenes Wort’.