Stimme
f.
‘mit Hilfe der Stimmbänder erzeugte Laute, Fähigkeit zur Erzeugung solcher Laute, Meinung, Urteil’,
ahd.
stimna,
stimma
(8. Jh.),
stemna,
stemma
(9. Jh.),
mhd.
stimme,
asächs.
stemna,
mnd.
stemne,
stem(me),
stimme,
mnl.
stemme,
stēvene,
nl.
stem,
aengl.
stefn,
stemn,
engl.
(mundartlich)
steven,
afries.
stifne,
stemme,
got.
stibna,
mit sekundärem Labial
mnd.
stempne,
frühnhd.
stimb,
aus
germ.
*stemnō
(mit aus
ƀn
entstandenem
mn),
ohne gesicherte
außergerm. Entsprechungen.
Verwandtschaft mit
griech.
stóma
(
στόμα)
‘Mund, Maul, Mündung, Front, Spitze, Schneide’
(
ie.
*stomen-
‘Mund, Spalte’,
zu einer Wurzel
ie.
*(s)tem-
‘schneiden’)
ist möglich;
vgl.
Wennerberg
in: Die Sprache
18 (1972) 24 ff.
Stimme
in der Sprache der Musik im Sinne von
‘Singstimme, Singbegabung’
ist bereits
ahd.,
dazu vgl. Fügungen wie
hohe,
tiefe Stimme
(vor allem seit dem 18. Jh. geläufig);
auch
‘Teil einer mehrstimmigen (Vokal)komposition’
(16. Jh.).
Stimme
für
‘Entscheidung für jmdn., etw., Votum’
bei einer Abstimmung, Beratung
ist seit dem 14. Jh. bezeugt,
vgl.
Sitz und Stimme (‘das Recht, ein Votum in einem bestimmten Kreis abgeben zu können’)
haben
(18. Jh.),
Stimmen haben
‘das Votum anderer zugunsten der eigenen Wahl haben’
(16. Jh.),
eine Stimme (‘das Recht zu urteilen’)
haben
(18. Jh.),
jmdm. die, seine Stimme geben
‘sich für ihn entscheiden’
(16. Jh.).
–
Stimmrecht
n.
‘Recht, an Abstimmungen und Wahlen teilzunehmen’
(18. Jh.).
Stimmvieh
n.
‘politisch unentschiedene, unkritische und abhängige Wähler, die bei Wahlen zu erwünschten Entscheidungen veranlaßt werden können’
(2. Hälfte 19. Jh.),
nach
amerik.-engl.
voting cattle,
zuerst auf amerikanische Verhältnisse bezogen.
Stimmenmehrheit
f.
(18. Jh.).
Vom Substantiv abgeleitet
stimmen
Vb.
‘zusammenpassen, richtig sein, übereinstimmen’,
mhd.
stimmen
‘eine Stimme hören lassen, rufen, mit einer Stimme versehen, erfüllen, anstimmen, nennen, festsetzen, abschätzen’
und
ahd.
gistimnen
‘zusammen-, anstimmen’
(8. Jh.);
in der Musik
‘die Höhe der einzelnen Töne kontrollieren’
(16. Jh.),
‘seine Stimme, sein Votum für jmdn., etw. abgeben’
(17. Jh.),
‘jmdn. in eine bestimmte Gemütslage versetzen’
(18. Jh.),
anstimmen
Vb.
‘zu singen beginnen, einen Termin festsetzen’
(16. Jh.).
abstimmen
Vb.
‘in Einklang bringen, harmonisch, passend machen’
(17. Jh.),
‘die Stimme, das Votum abgeben’
(18. Jh.),
älter
‘Münzen abwerten’
(
schweiz.,
15. Jh.),
‘nicht übereinstimmen mit etw. oder jmdm.’
(16. Jh.),
‘überstimmen’
(18. Jh.).
beistimmen
Vb.
‘recht geben, beipflichten’
(17. Jh.).
umstimmen
Vb.
‘anders stimmen, die Meinung ändern’
(17. Jh.).
zustimmen
Vb.
‘übereinstimmen, beipflichten’
(16. Jh.).
übereinstimmen
Vb.
‘den gleichen Klang haben, zusammenpassen, einer Meinung sein’
(16. Jh.).
Stimmung
f.
‘Gemütslage, -zustand, innere Disposition’
(18. Jh.),
‘Kolorit, Milieu’,
besonders auf Ausstrahlung von Kunstwerken, Landschaften u. dgl. bezogen
(19. Jh.);
dazu
stimmungsvoll
Adj.
(19. Jh.).
stimmig
Adj.
‘übereinstimmend, zusammenpassend, richtig’
(18. Jh.),
zuerst
‘was Stimme hat, zur Stimme gehört’
(17. Jh.).
einstimmig
Adj.
musikalisch
‘aus nur einer Stimme bestehend’
(17. Jh.),
‘ohne Gegenstimme’
(18. Jh.);
vgl.
ahd.
einstimmi
‘einmütig’
(9. Jh.).
mehrstimmig
Adj.
‘aus mehreren Stimmen bestehend’
(beim Gesang,
19. Jh.).