Stock
m.
‘Baumstumpf mit Wurzel, Knüttel, Stab, Geschoß eines Hauses, Grundlage’,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
stoc
‘Baumstumpf, Knüttel, Balken, Stange, Stab’,
asächs.
stokk,
mnd.
stok,
mnl.
stoc,
nl.
stok,
afries.
stok,
aengl.
stoc(c),
engl.
stock,
anord.
stokkr,
schwed.
stock
(
germ.
*stukka-)
sind verwandt mit
↗
Stück
und
↗
verstauchen
(s. d.)
sowie
außergerm. mit
aind.
tujáti,
tuñjáti
‘bewegt sich heftig, treibt an, reizt auf, schleudert’,
mir.
tūag
‘Axt, Bogen’,
tōcht
‘Teil, Stück’,
lit.
stū́gti
‘in die Höhe stehen’,
stùguras
‘dürrer, verstrockneter Stengel, Strunk, Pfosten’.
Alle Formen lassen sich auf
ie.
*(s)teug-
zurückführen
und damit letztlich auf eine
(allerdings nur in Erweiterungen vorliegende)
Wurzel
ie.
*(s)teu-
‘stoßen, schlagen’
(wozu auch
↗
stoßen,
s. d.).
Als Ausgangsbedeutung ist
‘abgeschlagener Ast, Stamm’,
auch
‘Stumpf’
anzunehmen.
Die Bedeutung
‘in der Erde stehengebliebener Baumstumpf mit den Wurzeln, Klotz’
ist erhalten in
(über) Stock und Stein
‘(durch) ungerodetes Land, ohne Weg’,
mhd.
stoc unde stein,
ähnlich
Stock und Block,
Stock und Stumpf;
ferner in
↗
Bienenstock
(s. d.),
Opferstock
‘kirchlicher Kollektebehälter’
(15. Jh.),
dafür
mhd.
stoc,
eigentlich
‘ausgehöhlter, verschließbarer Holzklotz’.
Sie wird vielfach in Bezeichnungen
aus Holzklötzen hergestellter Geräte bewahrt
(vgl.
Amboßstock,
Hackstock,
Prägestock)
und dient in übertragenem Sinne zur Bezeichnung einer Masse
(vgl.
Eiterstock,
Gebirgsstock).
Die Bedeutung
‘Balken, Stab’
(so noch in
Spazier-,
Takt-,
Zeige-,
Zollstock)
entwickelt sich zu
‘hölzernes Ständerwerk eines Hauses’
(im Unterschied zum gemauerten Fundament),
dann
(
spätmhd.)
zu
‘Geschoß eines Gebäudes’
(vgl.
Stockwerk
n.
um 1500).
Bereits
ahd.
stoc
steht für den
‘Hauptschoß einer Pflanze’,
vgl.
ahd.
kōl-,
reba-,
wīnstoc,
danach
‘in einen Topf gesetzte Blumenpflanze’
(16. Jh.),
vgl.
Blumenstock.
Aus Vergleichen
(z. B.
mhd.
lac er stille alsam ein stoc)
entwickelt sich
stock-
zu einem verstärkenden Kompositionselement zunächst bei Adjektiven,
vgl.
stockstill
‘unbeweglich, schweigsam’,
stockfinster,
stockblind
(16. Jh.),
stockdumm,
stockdunkel,
stocksteif
(17. Jh.),
stocktaub
(18. Jh.),
stockreaktionär
(19. Jh.),
dann auch bei Personenbezeichnungen,
die einen Menschen als befangen
in den Ansichten, Anschauungen, Überzeugungen
seines Landes, Stammes oder Standes
charakterisieren sollen,
z. B.
Stockengländer,
Stockpreuße,
Stockaristokrat,
Stockphilologe
(19. Jh.).
Grundstock
m.
‘Grundlage, Beginn einer Anhäufung’,
besonders
‘(Grund)vermögen, Fonds’
(18. Jh.),
aus
↗
Grund
(s. d.)
und
Stock
in der übertragenen Bedeutung
‘Masse, Menge’
(s. oben);
vgl.
engl.
stock
‘Kapital’.
Stockente
f.
‘Wildente’
(17. Jh.),
oft in Baumstümpfen oder -höhlen brütend.
Stockfisch
m.
‘getrockneter Kabeljau’,
spätmhd.
stocvisch,
eigentlich
‘an einer Holzstange, einem Stangengerüst zum Trocknen aufgehängter Fisch’,
als eingeführte Fastenspeise nach
mnd.
(hansisch)
stokvisch.
Stockzahn
m.
‘Backenzahn’
(15. Jh.),
zu
Stock
im Sinne von
‘(Baum)stumpf, Klotz’
(s. oben).