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Tand, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Tand(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache  [tant]
Wortbildung  mit ›Tand‹ als Erstglied: Tandler  ·  mit ›Tand‹ als Grundform: tändeln
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
gehoben, altertümelnd hübsche oder begehrte Sache ohne wahren Wert oder höheren Nutzen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eitler, irdischer, nutzloser, wertloser Tand
Beispiele:
Franz, eigentlich ein Kind aus wohlhabender Familie, entsagte allem eitlen Tand der Welt und predigte ein Leben in Armut und Gottesfurcht. [Süddeutsche Zeitung, 21.12.2001]
In Genf übernimmt der fanatische Reformator Johannes Calvin in der Mitte des 16. Jahrhunderts das Zepter. […] Das Goldschmiedehandwerk, für das Genf weitherum berühmt ist, verbietet Calvin kurzerhand; hinweg mit dem eitlen, hoffärtigen Tand! [Neue Zürcher Zeitung, 30.10.2015]
Doch gleicht ihr [der Reformation] der Islamismus in einem wesentlichen Aspekt: Es handelt sich bei ihm wie bei ihr um eine Rückwendung zum vermeintlich reinen Wort Gottes, das von aller Ausschmückung durch irdischen Tand zu reinigen sei. [Die Welt, 09.03.2015]
Die Ich‑Erzählerin, offenbar ein Alter Ego Tokarjewas, führt übrigens derweil eine unspektakuläre, aber glückliche Ehe und ist als Autorin überaus erfolgreich. Doch sie hat auch erkannt: »Berühmtheit ist nur eitler Tand [Neue Zürcher Zeitung, 17.07.2008]
Die Feinen hängen an schönen Kleidern, Wohlgerüchen, Schmuck und Tand, ihr Gebet ist das Bad, ihr Glaube das Geld, und sie sind herzlos und stets frisiert. [Kreuder, Ernst: Die Gesellschaft vom Dachboden. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1978 [1946], S. 114]
Jeder hatte sich mit irgendeinem lächerlichen Tand herausgeputzt. [Schenzinger, Karl Aloys: Der Hitlerjunge Quex. Berlin: Zeitgeschichte-Verl. 1932, S. 28]
Tand, Tand / Ist das Gebild von Menschenhand […] [ FontaneBrück’ am Tay]WDG
2.
hübsche, dekorative oder alte, gebrauchte Kleinigkeit von relativ geringem Wert oder schlechter Qualität
Synonym zu Plunder¹ (1, 2)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: billiger, bunter Tand
in Koordination: Kitsch, Trödel und Tand
Beispiele:
»Solange ich denken kann, stand die Vase da.« Jetzt würde die 68‑Jährige gerne wissen: Ist die Vase wertvoll oder Tand? [Münchner Merkur, 15.01.2021]
Wer hat sich in den Ferien nicht schon über aufdringliche Händler genervt, die einem irgendwelchen Tand andrehen wollen, oder über Fahrer, die wortreich eine Besichtigung anpreisen? [Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2018]
Sie alle [die Kolonialmächte] haben jahrhundertelang ihre weltweiten Kolonien ausgebeutet, füllten ihre Galeeren und ihre Frachtschiffe mit begehrten Rohstoffen und bezahlten mit Glasperlen, Alkohol und billigem Tand. [Wiener Zeitung, 24.10.2013]
Die katholische Jugend veranstaltete im Kellergeschoss der Kirche einen Trödelmarkt und verkaufte von Schlittschuhen über Wurstmühlen bis hin zu Lampen allerlei Tand. [Neue Westfälische, 30.11.2022]
Es sind vor allem Privatleute aus der Region, die Trödel, Tand und Plunder, aber auch Antikes und Wertvolles anbieten. [Frankfurter Rundschau, 04.06.2022]
Über 40 Marktstände lockten mit allerlei Nützlichem, Tand und Spielwaren. [Mittelbayerische, 01.08.2016]
Von wertvollen Bildern, Möbeln, Lampen, Dokumenten und Grafiken bis hin zu Tand und billigem Kitsch mit Nostalgiewert geht die Sammlung. [Luzerner Zeitung, 18.05.2015]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Tand · tändeln · Tändelei
Tand m. ‘wertloses Zeug, wertlose hübsche Kleinigkeiten’, mhd. mnd. tant ‘Nichtigkeit, leeres Geschwätz, Possen’, in der Kaufmannssprache mhd. ūf den tant ‘auf Borg’, mnd. tant van Nurenberch ‘Nürnberger Spielwaren’, ist wohl entlehnt aus lat. tantus ‘so groß, so viel’ bzw. aus dessen substantiviertem Neutrum tantum ‘Kleinigkeit, Nichtigkeit’. Eine Vermischung mit zu ahd. tantarōn ‘verrückt sein, faseln’ (10. Jh.), einem Verb unbekannter Herkunft, gebildeten Wörtern ist nicht auszuschließen. – tändeln Vb. ‘spielen, verspielt sein, scherzen, flirten, mit Nichtigkeiten die Zeit totschlagen’ (15. Jh.), frühnhd. auch ‘mit Kleinigkeiten, mit Kram handeln’, Iterativbildung zu spätmhd. tanten, tenten ‘spielen, Kurzweil, Possen treiben, schwatzen’, einer Ableitung vom Substantiv; vgl. mhd. tendelieren ‘feilschen, schachern’. Tändelei f. ‘Spielerei, Liebhaberei, Flirt’ (17. Jh.); vgl. mhd. tenterīe, frühnhd. tanderei, tänderei, tentelei ‘Spielerei, Possen’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Gerümpel · Kram  ●  (wertloses) Zeug(s) ugs. · Driss ugs., kölsch · Gedöns ugs., norddeutsch · Gelumpe ugs. · Geraffel ugs. · Gesumsel ugs. · Glump ugs., mitteldeutsch, süddt., bayr. · Glumpert ugs., bayr., österr. · Graffel ugs., österr., bayr. · Grusch ugs. · Killefit(t) ugs., rheinisch, variabel · Kladderadatsch ugs. · Klimbim ugs. · Klumpert ugs., österr. · Klüngel ugs. · Krams ugs., norddeutsch, abwertend · Kramuri ugs., österr. · Krempel ugs. · Krimskrams ugs. · Krusch(t) ugs. · Plunder ugs. · Plörren ugs., ruhrdt. · Pröddel ugs. · Pröll ugs., abwertend · Ramsch ugs. · Schamott ugs. · Schlonz ugs., abwertend · Schrott derb, abwertend · Stuff ugs., engl. · Tand geh., veraltet · Tinnef ugs. · Trödel ugs. · Tüddelkram(s) ugs., norddeutsch · Zeugs ugs., abwertend · Zinnober ugs.
Oberbegriffe
  • nicht lebendes Objekt · unbelebtes Objekt
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Tand‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Tand‹.

Zitationshilfe
„Tand“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Tand>.

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selten häufig

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