Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Teufel, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Teufels · Nominativ Plural: Teufel
Aussprache  [ˈtɔɪ̯fl̩]
Worttrennung Teu-fel
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
Verkörperung des Bösen
a)
in verschiedenen Religionen   Widersacher Gottes; Verführer des Menschen zum Bösen
Grammatik: Plural ungebräuchlich, mit bestimmtem Artikel
siehe auch Satan, Schaitan
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der leibhaftige Teufel
als Dativobjekt: sich dem Teufel verschreiben
als Akkusativobjekt: den Teufel anbeten, fürchten, bekämpfen, austreiben, vertreiben, besiegen
in Präpositionalgruppe/-objekt: ein Bund, Deal, Pakt, Rendezvous, der Tanz mit dem Teufel
als Genitivattribut: das Spiel, ein Werk, das Wirken des Teufels
Beispiele:
etw. dem Teufel, dem Wirken des Teufels zuschreibenWDG
die Hörner, der Pferdefuß des TeufelsWDG
Nach altem Volksglauben treffen sich in der Nacht zum 1. Mai Hexen auf dem Brocken, auch Blocksberg genannt, um mit dem Teufel zu tanzen und zu feiern. [Neue Westfälische, 02.05.2023]
Der Shaitan Iblis (Teufel) wurde einst wegen seines Hochmuts von der Barmherzigkeit Allahs ausgeschlossen. [Was ist Sufitum?, 13.02.2013, aufgerufen am 01.09.2020]
Matthäus, einer seiner Biographen, erzählt davon, wie Jesus in der Wüste vom Teufel in Versuchung geführt wurde. [Leipziger Volkszeitung, 28.02.2004]
Er wisse, meinte [der Komponist] Alfred Schnittke, »daß der Teufel allgegenwärtig ist und daß man ihn nicht loswerden kann, indem man sich in etwas Reines versenkt – auch dort ist er präsent«. [Berliner Zeitung, 28.06.1995]
Darstellungen, in denen das Spiel des Teufels mit den Menschen zum Ausdruck kommen soll, treten in der roman. (= romanisch) Bauplastik auf. [Olbrich, Harald (Hg.): Lexikon der Kunst. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1991], S. 12094]
Vielleicht glauben nicht alle diese Menschen an die Geschichte vom Teufel, dem man seine Seele verkaufen kann […] [ MusilMann40]WDG
Kaum eines der alten Naturvölker, deren Spuren man in Afrika, in Nordamerika oder im Pazifik noch findet, kannte einen leibhaftigen Teufel. Übelwollende Naturgeister, gewiss; religiöse Kulte, deren Nichtbeachtung böse Folgen haben konnte, natürlich; aber eine Verkörperung des absolut Diabolischen und eine scharfe Teilung der Welt in Gut und Böse: das nicht. [Grau in Grau, 24.04.2013, aufgerufen am 01.09.2020] ungewöhnl.
b)
böser (zur Hölle gehöriger) Geist, Dämon
Kollokationen:
in Koordination: Teufel und Hexen, Engel, Dämonen, Gespenster
Beispiele:
»Und es sind aber sieben Kreise in der ewigen Hölle«, heißt es weiter in diesem Buch, »die gleich sieben unendlichen Ringen den Pfuhl des obersten Teufels Luzifer umschließen. Und ein jeglicher Ring ist bewohnt von einer Legion Unterteufel, über welche ein Oberteufel die Herrschaft führt. […] [Christ, Lena: Mathias Bichler. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1914], S. 12806]
Aus dem 14. Jahrhundert zeigt ein Wandfresko in St. Georg auf der Reichenau (Oberzell) ein großes Tierfell, das von vier Teufeln ausgebreitet gehalten wird; der eine packt es außer mit den Klauen auch mit den Zähnen. [Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994], S. 3583]
Zieht man […] die Hörner und Klauen von ihm ab, so bleibt von Mephistopheles nichts übrig als ein bürgerlicher Philosoph: Realist, Antimetaphysiker, Empiriker, Positivist. Nicht zufällig hat Faust, vom 16. bis zum 19. Jahrhundert der Inbegriff des modernen Forschers, mit einem derartigen Teufel den Pakt geschlossen. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft. Bd. 1. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1983, S. 331]
2.
im Bild, salopp
Grammatik: besonders in Ausrufen, Flüchen und Verwünschungen
Beispiele:
der Teufel soll ihn holen!WDG
das geht dich den Teufel (= nichts) anWDG
ich frage den Teufel (= nicht) danach, ob dir das recht istWDG
der Teufel muss in ihn gefahren sein (= er hat sich unerklärlich abnorm verhalten)WDG
Dass ich Dich liebe, daran ist kein Zweifel; wirst Du mir untreu, so hol Dich der Teufel! [»Hausmittel zum Ostereierfärben«, 01.04.2015, aufgerufen am 01.09.2020]
Im Brüsseler EU‑Parlament wurde das vor sechs Wochen eingeführte Rauchverbot in allen Räumen Anfang der Woche wieder abgeschafft. Grund: Viele Abgeordnete kümmerten sich einen Teufel (= kein bisschen, überhaupt nicht) um die Verbotsschilder. [Saarbrücker Zeitung, 21.02.2007]
Unser Funkgerät ist zum Teufel […] [ FrischNun singen sie wieder5]WDG
α)
Phrasem:
jmdn. zum Teufel jagen (= wegjagen) (= sich von jmdm. trennen)WDG
Beispiele:
Die Lage ist so unfassbar dramatisch, dass die Menschen schlicht nur noch eines wollen: diese Regierung zum Teufel jagen. [Basler Zeitung, 25.01.2019]
Der Ehemann ist zum Teufel gejagt, das Kind hat gerade das Elternhaus verlassen – jetzt kann für die Mama das Leben beginnen. [Mutter kann einfach nicht loslassen, 05.09.2018, aufgerufen am 01.09.2020]
β)
Phrasem:
in der Not frisst der Teufel Fliegen (= in der Not ist man nicht wählerisch)WDG
Beispiele:
In der Not frißt der Teufel Fliegen und Hochwasseropfer lassen sich […] den Kies […] vor die Häuser werfen, wenn’s nur das verdammte Wasser abhält. [Südkurier, 03.07.1999]
[…] der konservative bernische Bauernverband hat sich […] – in der Not frisst der Teufel Fliegen – mit den Grünen zusammengetan, um eine Kulturlandinitiative zu lancieren. [Wie die Bauern-Firma sündigt, 09.07.2014, aufgerufen am 01.09.2020]
γ)
WDG
Phrasem:
jmdn. reitet der Teufel (= jmd. lässt sich hinreißen, Unfug, mutwillig Unvernünftiges zu treiben)
Beispiel:
Aber der Teufel reitet ihn, in diese vornehmen Häuser die verkleidete kleine Provinzfrau […] mitzubringen […] [ St. ZweigBalzac348]
δ)
Phrasem:
zum Teufel gehen (= durch schädigende Einwirkung unbrauchbar werden, nicht mehr zu reparieren sein)
Beispiele:
in dem Gewitterregen ging ihr Hut zum TeufelWDG
Jetzt wartet der Wirt auf den Sachverständigen, der den Schaden [den die Flut in seiner Gaststätte verursacht hat] beziffert. […] Vor allem Elektrogeräte seien bei der Flut zum Teufel gegangen, zudem der komplette Bierkeller. [Leipziger Volkszeitung, 12.08.2010]
3.
Personenbezeichnung
a)
Schimpfwort Person, die grausam, höchst bösartig ist
Beispiele:
du Teufel!WDG
so ein Teufel!WDG
Der Mann, »ein richtiger Teufel«, wie sie sagt, wurde gegenüber seiner Familie zunehmend gewalttätig, was ihn schließlich ins Gefängnis brachte. [Badische Zeitung, 05.06.2012]
Diese Amtspersonen sind keine Menschen mehr, sondern Teufel in Menschengestalt … Ich sage euch den Untergang Deutschlands voraus! [Der Tagesspiegel, 18.09.2011]
In Polen sind sie [die Nazis] […] von vornherein Teufel […] [ SeghersDie Toten6,503]WDG
b)
gelegentlich anerkennend Person, die wild, verbissen, unnachgiebig, tollkühn o. ä. ist
Beispiele:
der Kerl ist ein TeufelWDG
der Kleine ist der reinste TeufelWDG
Eines hatte ich vor langer Zeit akzeptiert, dass diese furchtlosen und mutigen Twins wahre, skrupellose Teufel waren, die sich von nichts und niemandem aufhalten ließen. [Kapitel 557–558, 13.07.2016, aufgerufen am 01.09.2020]
Sie [so beschreibt Strindberg ironisch seine Ehegattin] ist sehr bösartig; sie stiehlt meine Gedanken und sie schreibt Bücher! Sie ist ein Teufel! [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2002]
Und nun hält natürlich die ganze Stadt mich für einen Teufel an Wildheit und Jähzorn […] [ Th. MannKönigl. Hoheit7,231]WDG

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Teufel · Deixel · teuflisch · Teufelei
Teufel m. nach biblischer (neutestamentlicher) Vorstellung ‘Feind Gottes, Verderber der Menschheit, Verkörperung des Bösen’, im Aberglauben ‘böser Geist, Dämon’, ahd. tiufal (8. Jh.), mhd. tiuvel, tievel, tīvel, tivel, (md.) tūvel, dūvel, asächs. diuƀal, mnd. dǖvel, mnl. dūvel, dievel, nl. duivel, aengl. dēofol, engl. devil, anord. djǫfull, schwed. djävul. Die Formen beruhen letztlich auf kirchenlat. diabolus, griech. diábolos (διάβολος), eigentlich ‘Verleumder’, zu griech. diabállein (διαβάλλειν) ‘entzweien, verklagen, verleumden, verschmähen’, eigentlich ‘auseinanderwerfen’ (s. diabolisch); vgl. griech. bállein (βάλλειν) ‘werfen, treffen’. Der Weg der Entlehnung ist nicht endgültig geklärt. Frings/M. Germania Romana 2 (1968) 228 f. schließt unmittelbare Entlehnung aus vlat. diabulus, *diavulus nicht aus, hält aber auch das auf dem Griech. beruhende (und vom Vlat. beeinflußte?) got. diabulus neben diabaúlus als Ausgangsform für möglich. Im letzteren Fall wäre das Wort im Zuge der arianischen Mission vor der hd. Lautverschiebung ins Donaugebiet und nach Bayern gelangt, wo über *diuƀul unter Angleichung an ahd. (obd.) tiuf ‘tief’ und das mask. Suffix -al (aus älterem -ul) ahd. tiufal entsteht, das sich über das germ. Sprachgebiet verbreitet. Dagegen erklärt Knobloch in: Festschr. Pivec (1966) 221 f. vlat. *diavulus als in Gallien entstanden und sieht in daraus hervorgegangenem afrk. *diuƀul die den westgerm. Sprachen vermittelte Form. In euphemistischer Verhüllung Deixel m. Teixel (17. Jh.), auch Teuchsel, Deihhel, Teitschel, Deibel, Deiker. teuflisch Adj. ‘wie der Teufel, bösartig, niederträchtig, boshaft’, mhd. tiuvel(i)sch; vgl. ahd. tiufallīh (9. Jh.). Teufelei f. ‘teuflische Gesinnung, Schändlichkeit, niederträchtige Handlung’ (1. Hälfte 16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(das) große Tier · (der) Leibhaftige · 666 · Antichrist · Beelzebub · Deibel · Diabolo · Dämon · Fürst der Finsternis · Gottseibeiuns · Luzifer · Mephistopheles · Satan · Teufel  ●  Düvel ugs., plattdeutsch · Mephisto geh.
Unterbegriffe
Assoziationen

Bestie · Bestie in Menschengestalt · Bluthund · Scheusal · Ungeheuer · Unmensch  ●  Satan fig. · Teufel fig. · Unhold dichterisch · Monster ugs.
Oberbegriffe
  • unangenehme Person  ●  Unsympath männl. · Unsympathin weibl. · unangenehmer Patron ugs., männl.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Teufel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Teufel‹.

Zitationshilfe
„Teufel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Teufel>.

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