trauern
Vb.
‘seelischen Schmerz empfinden, betrübt, ernst sein, Trauerkleidung tragen’,
ahd.
trūrēn
(9. Jh.),
mhd.
trūren
‘traurig, ernst, nachdenklich sein’,
aus dem
Hd. entlehnt
mnd.
trūren,
trōren,
mnl.
trōren,
treuren,
nl.
treuren;
vgl.
Frings/M.
Germania Romana
1 (1966) 21.
Geht man daher von anlautendem
germ.
dr-
aus,
können als Verwandte
asächs.
driosan
‘fallen’,
aengl.
drēosan
‘fallen, sinken’,
got.
driusan
‘fallen’
sowie
aengl.
drūsian
‘kraftlos herabsinken, langsam, träge werden’
und
ahd.
trōr
‘Blut, tropfende Flüssigkeit’,
asächs.
drōr
‘fließendes Blut’
angesehen werden.
Das ermöglicht eine Rückführung auf
ie.
*dhreus-,
dehnstufig
*dhrēus-,
wozu vielleicht
griech.
thrá͞uein
(
θραύειν)
‘zerbrechen, zermalmen, entkräften’,
das als
s-Erweiterung
der unter
triefen
(s. d.)
genannten Wurzel
ie.
*dhreu-
‘zerbrechen, zerbröckeln’
gelten kann.
Als Ausgangsbedeutung für
trauern
ergibt sich
‘den Kopf sinken lassen’
oder
‘die Augen niederschlagen’
als Trauergebärde
(in diesem Sinne wohl
ahd.
trūrēn
bei
Otfrid).
Bis ins 18. Jh. ist
trauren
die übliche Form,
trauern
entsteht unter Einfluß des Substantivs
Trauer,
zunächst in der 2. und 3. Pers. Präs.
trauerst,
trauert.
–
Trauer
f.
‘tiefer seelischer Schmerz, besonders um einen Verstorbenen, Trauerkleidung’,
mhd.
(selten)
trūre,
triure,
Rückbildung aus dem Verb;
erst seit dem 17. Jh. geläufig.
traurig
Adj.
‘von Trauer erfüllt, bekümmert, schmerzlich, beklagenswert, armselig, erbärmlich’,
ahd.
trūrag
(um 1000),
mhd.
trūrec,
trūric;
vgl. ablautend
aengl.
drēorig
‘blutig, schmerzlich, traurig’,
engl.
dreary
‘traurig’.
Trauerspiel
n.
‘Theaterstück mit tragischem Ausgang’
(um 1630) für
Tragödie,
zuerst
Trauerspielschreiber
(
Opitz),
wohl gebildet nach älterem
Lustspiel.