Tugend
f.
älter (bis 17. Jh.) auch
Tugent,
‘sittlich hervorragende Eigenschaft, einwandfreie, vorbildliche Haltung’.
Als Verbalabstrakta zu dem unter
↗
taugen
(s. d.)
behandelten Verb
sind gebildet mit dem Suffix
germ.
-unþi-
ahd.
tugund
‘Tüchtigkeit, Kraft, Brauchbarkeit’
(um 1000),
mhd.
tugent,
tugende
‘Brauchbarkeit, Tauglichkeit, männliche Tüchtigkeit, Kraft, Heldentat, Vorzüglichkeit, feine Sitte’,
mnd.
dȫget,
dȫgent,
dȫgede,
mnl.
dōghet,
deoghet,
nl.
deugd,
afries.
dugethe,
aengl.
duguþ,
anord.
dygð
‘Tugend, Kraft’,
schwed.
dygd
(
germ.
*dugunþi-);
vgl. noch
ahd.
tugid
(9. Jh.)
als Mischform beider Bildungsweisen.
Aus der alten Bedeutung
‘Tauglichkeit, Brauchbarkeit, Tüchtigsein’
entwickelt sich unter Einfluß von
kirchenlat.
virtūs (mōrālis)
der Sinn
‘sittliche(religiöse) Vollkommenheit’
als Gegensatz zu Laster und Sünde
(seit
Notker);
später wird
Tugend
veräußerlicht zu
‘Enthaltsamkeit, moralisches Verhalten, sittliche Reinheit, Keuschheit’.
tugendhaft
Adj.
‘ehrbar, keusch’,
mhd.
tugenthaft
‘gewaltig, mächtig, edel, fein gesittet’;
im heutigen Sinne seit frühnhd. Zeit
(16. Jh.).