Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Tunichtgut, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Tunichtgut(e)s · Nominativ Plural: Tunichtgute
Aussprache  [ˈtuːniçtguːt]
Worttrennung Tu-nicht-gut
Wortzerlegung tun nicht gut
Formgeschichte Grundlage ist der Imperativ tu nicht gut!
eWDG

Bedeutung

umgangssprachlich, abwertend (junger) Mensch, der öfters Unfug treibt, Nichtsnutz
Beispiele:
er galt als Tunichtgut
jmdn. einen großen Tunichtgut nennen
die beiden jungen Tunichtgute wurden bestraft
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

tun · tunlich · betulich · Tunichtgut · abtun · antun · umtun · vertun · zutun · Zutat
tun Vb. ‘eine Tätigkeit verrichten’, reflexiv (unpersönlich) ‘sich ereignen’. Das Verb (mit ehemals reduplizierenden Präteritalformen) ahd. (8. Jh.), mhd. tuon, asächs. mnd. dōn, mnl. nl. doen, aengl. dōn, engl. to do ‘tun’ setzt westgerm. *dō- voraus, eine wohl ablautende Form der Wurzel ie. *dhē- ‘setzen, stellen, legen’. Als Verwandte sind vergleichbar aind. dádhāti ‘setzt, stellt hin, legt’, griech. tithénai (τιθέναι) ‘stellen, setzen, legen’, lat. abdere ‘weggeben, -tun, entfernen, verbergen, verstecken’, addere ‘hinzutun, -fügen, vermehren’, condere ‘gründen, einlegen, bergen, bedecken’, facere (Perf. fēcī) ‘tun, machen’, air. dorat ‘hat gegeben’, lit. dė́ti ‘setzen, stellen, legen, hineintun, säen, pflanzen’, aslaw. děti ‘legen, setzen, stellen’, dějati ‘tun, verrichten’, russ. det’ (деть) ‘hinlegen, verbrauchen’. S. auch Tat (mit anord. dāð und got. -dēþs, die Reflexe des im Nordgerm. und Ostgerm. nicht belegten Verbs zeigen) und -tum. – tunlich Adj. ‘zum Tun geeignet, ratsam, sinnvoll, zweckmäßig, möglich’ (16. Jh.). betulich Adj. ‘rührig, besorgt, zutraulich, beschaulich’ (18. Jh.), zu heute veraltetem betun ‘sich geschäftig zeigen, sich abgeben’, ahd. bituon ‘verschließen, zumachen, behandeln’ (8. Jh.), mhd. betuon ‘be-, einschließen’. Tunichtgut m. ‘wer öfters Unfug treibt, Taugenichts’ (17. Jh.), imperativischer Satzname; vgl. Thukeingut (1586), Thunichts (Stieler 1691). abtun Vb. ‘ablegen, mit Geringschätzung erledigen, ins reine bringen’, mhd. abetuon ‘entfernen, abschaffen, abstellen’, ahd. (zweifelhaft) abatuon ‘entfernen’ (9. Jh.). antun Vb. ‘anziehen, jmdm., sich etw. zufügen, bereiten, erweisen’, ahd. anatuon ‘anziehen, auflegen, aufsetzen, (Böses) zufügen’ (8. Jh.), mhd. anetuon ‘anlegen’, reflexiv ‘sich ankleiden’. umtun Vb. ‘umhängen, umlegen’, reflexiv ‘sich umsehen, sich erkundigen, sich bemühen’ (16. Jh.), mhd. umbetuon ‘herumbringen, von seiner Ansicht abbringen, überwinden’. vertun Vb. ‘verschwenden, vergeuden, ohne rechten Sinn verbrauchen, nutzlos zubringen’, reflexiv ‘sich irren’, ahd. firtuon ‘freveln’, reflexiv ‘sich vergreifen an’ (9. Jh.; vgl. ahd. firtān Part.adj. ‘schlecht, böse’, 8. Jh.), mhd. vertuon ‘aufbrauchen, verzehren, vergeblich tun’, reflexiv ‘sich versammeln, verschwenderisch leben, sich durch Handeln verfehlen’. zutun Vb. ‘hinzufügen, zusetzen, hinzulegen, schließen’, ahd. (8. Jh.), mhd. zuotuon; Zutat f. ‘zur Herstellung einer bestimmten Sache notwendiger oder wünschenswerter Bestandteil, Beigabe, Ergänzung’ (18. Jh.), zuvor ‘zweckvolles Tun’ (16. Jh.); vgl. mnd. tōdāt ‘Hinzufügung, Hilfe’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Nichtsnutz · Strolch · Taugenichts  ●  Tagedieb altertümlich · Tunichtgut veraltet · Hallodri ugs., bayr., österr.
Oberbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Halunke · Hundling · Lump · Schlitzohr · Schurke · Spitzbube · Strolch · Tunichtgut  ●  Falott österr. · Fötzel schweiz. · Haderlump österr., bayr. · Schuft Hauptform · Unhold dichterisch · Übelmann regional · (eine) miese Type ugs. · Kanaille derb · Schubiack ugs., regional · fieser Finger ugs., abwertend, veraltet · gerissener Hund ugs. · krummer Hund ugs. · linke Bazille ugs. · verkommenes Subjekt geh.
Oberbegriffe
  • unangenehme Person  ●  Unsympath männl. · Unsympathin weibl. · unangenehmer Patron ugs., männl.
Unterbegriffe
  • Ganove · Gauner  ●  Kleinkrimineller Hauptform · Strauchdieb veraltet · Ganeff fachspr., Jargon, Rotwelsch, selten, veraltend · Schlawack ugs. · Schlawuzi ugs., bayr. · kleiner Fisch ugs., fig.
Assoziationen

Verwendungsbeispiele für ›Tunichtgut‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Der folgte ihr allerdings nach, und sie nahm den Tunichtgut auf Drängen ihres Vaters auch bei sich auf. [Süddeutsche Zeitung, 04.07.1996]
Das leuchtet ein, und darum hat der clevere Tunichtgut bald einen Killer am Hals. [Süddeutsche Zeitung, 31.08.1995]
Man kann ihn als kriminell bezeichnen, jedenfalls ist er ein Tunichtgut, und er will sein Kind nicht. [Bild, 08.09.1998]
Und »Nummer Sicher« wird nach allen Erfahrungen aus dem »Tunichtgut« keinen braven, angepaßten Bürger machen. [Die Zeit, 08.11.1991, Nr. 46]
Wir sind wirklich ein Volk, und zwar das Volk der Tunichtgute. [Der Tagesspiegel, 02.12.1999]
Zitationshilfe
„Tunichtgut“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Tunichtgut>.

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selten häufig

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