a)
Gewaltherrscher, Despot
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein allmächtiger, skrupelloser, verhasster, wahnsinniger Tyrann
als Akkusativobjekt: den Tyrannen besiegen, stürzen, töten
in Präpositionalgruppe/-objekt: der Aufstand, Kampf, Widerstand gegen den Tyrannen
Beispiele:
Historiker bescheinigen Nero erfolgreiche erste Regierungsjahre, bevor er später zum verhassten Tyrannen wurde. [Die Zeit, 07.05.2016 (online)]
Grundsätzlich sind Tyrannen Herrscher, die ihre Macht ohne Legitimation ausüben, demokratietheoretisch also jeder Diktator, sogar ein König oder ein Fürst. Zur fehlenden Legitimation muss allerdings auch eine brutale Machtherrschaft hinzukommen. Die Unterdrückung des eigenen Volkes, willkürliche Gewaltanwendung, die Gewalt der Gewalt wegen machen aus einem Diktator einen Tyrannen. [Welt am Sonntag, 23.10.2011]
Und während Tyrannen wie Hitler oder Stalin von Ideologien des Totalitarismus beseelt waren, pflegte der bullige Engländer [Winston Churchill] die Werte von Parlamentarismus und Demokratie. [Neue Zürcher Zeitung, 13.03.2010]
Er [Wilhelm Tell] zieht sich so lange auf Haus und Familie sowie auf seine Ungebundenheit als Wildschütz zurück, bis der Tyrann Geßler von ihm das Äußerste verlangt, indem er ihn zwingt, auf den eigenen Sohn zu schießen. [Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 503]
Tyrannenmord meint freilich nicht den tödlichen Angriff auf den Tyrannen von außen, durch Soldaten oder Söldner anderer Mächte, sondern den Angriff von innen – also eine Tat, die aus der Mitte des Volkes kommt, das den Gewalttaten des Diktators ausgeliefert ist. [Tyrannenmord. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000, München: DIZ 2000 [1999]]
b)
im antiken Griechenland unumschränkt, ohne gesetzliche Bindungen herrschender Alleinherrscher; (grausamer) Gewaltherrscher
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der blutrünstige, grausame Tyrann
als Genitivattribut: der Tod, die Vertreibung, das Joch, die Herrschaft, die Macht, der Sturz des Tyrannen
als Passivsubjekt: der Tyrann wird ermordet, gestürzt
Beispiele:
514 vor Christus wurde in Athen der Tyrann Hipparchos von einem Attentäter ermordet – dies gilt als Geburtsstunde der Demokratie. [Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2011]
Erst […] bei Solon [griechischer Staatsmann um 600 v. Chr.] erschien der Tyrann zum ersten Mal als skrupelloser Machthaber. In der aristotelischen Verfassungslehre wurde der König in dem Maße zum Tyrannen, in dem er seinen Willen über das Gesetz stellte und zu seinem eigenen Vorteil herrschte. [Süddeutsche Zeitung, 03.04.2008]
Immer wieder mischt Sparta sich in die inneren Angelegenheiten dieser [Korinth und Megara] und anderer poleis (= antike, griechische Stadtstaaten) Griechenlands ein und setzt nach Belieben Tyrannen ab; sogar in Athen versuchen spartanische Könige die Stadtpolitik zu lenken. [Der Spiegel, 12.08.2004 (online)]
Der Tyrann von Syracus hatte eine goldene Krone geschenkt bekommen. Aber wie alle Tyrannen war er mißtrauisch und fürchtete, daß sie mit Silber versetzt sein könnte. Um sicherzugehen, erteilte er dem berühmten Archimedes den Auftrag, zu untersuchen, ob sie wirklich aus purem Gold bestand. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 473]