Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Umstand, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Umstand(e)s · Nominativ Plural: Umstände
Aussprache  [ˈʊmʃtant]
Worttrennung Um-stand
Grundformumstehen
Wortbildung  mit ›Umstand‹ als Erstglied: Umstandmode · Umstandsangabe · Umstandsbadeanzug · Umstandsbestimmung · Umstandsergänzung · Umstandsfürwort · Umstandshose · Umstandskasten · Umstandskleid · Umstandskleidung · Umstandskrämer · Umstandsmode · Umstandssatz · Umstandswort · umstandshalber · umstandslos · umständehalber · umständlich
 ·  mit ›Umstand‹ als Letztglied: Begleitumstand · Fundumstand · Glücksumstand · Lebensumstand · Nebenumstand · Tatumstand · Todesumstand · Zeitumstand
Mehrwortausdrücke  in anderen Umständen · u. U. · unter Umständen · unter allen Umständen · unter keinen Umständen
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
für ein Geschehen bestimmende Situation, bemerkenswerter und wichtiger Sachverhalt; Menge der ein Geschehen bestimmenden, besonderen Verhältnisse
siehe auch Moment²
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die außergewöhnlichen, besonderen, dubiosen, mysteriösen, rätselhaften, ungeklärten, unklaren Umstände; die abenteuerlichen, dramatischen Umstände; die erbärmlichen, schwierigen, skandalösen, tragischen, unglücklichen Umstände; die glücklichen, günstigen Umstände
als Akkusativobjekt: einen bestimmten Umstand ausnutzen; [bestimmte] Umstände ausblenden, ignorieren, übersehen, verkennen; [bestimmte] Umstände beleuchten, berücksichtigen, beurteilen
mit Genitivattribut: die [genauen] Umstände der Affäre, der Ereignisse, des Falles, des Geschehens, der Tat, des Vorfalls, des Vorgangs
als Aktivsubjekt: ein Umstand begünstigt, erlaubt, erleichtert, ermöglicht, gestattet, rechtfertigt etw., lässt etw. zu, trägt zu etw. bei; ein Umstand erfordert etw., zwingt [jmdn.] zu etw.; ein Umstand erschwert, verhindert etw., steht [einer Sache] entgegen
als Genitivattribut: die Kette, die Reihe, die Verkettung, die Verquickung, das Zusammentreffen [bestimmter] Umstände
Beispiele:
dieser Umstand darf nicht außer Acht gelassen werdenWDG
sie hat mir alle Umstände (des Vorfalls) erzähltWDG
sie hat mir nicht den kleinsten Umstand verschwiegenWDG
nach den näheren, besonderen Umständen von etw. fragenWDG
wenn es die Umstände erlauben, gestatten, kommen wirWDG
die Umstände brachten es mit sich, dass …WDG
den (veränderten) Umständen Rechnung tragenWDG
dem Patienten geht es den Umständen entsprechend (= das Befinden des Patienten ist so gut, wie es eben in dem Zustand sein kann)WDG
die Gunst, Ungunst äußerer UmständeWDG
eines gewissen Umstandes, dieser, gewisser Umstände wegenWDG
wegen eines gewissen UmstandesWDG
wegen dieser, gewisser Umstände reiste sie plötzlich abWDG
gewisser Umstände halber mussten die Arbeiten unterbrochen werdenWDG
je nach den Umständen werden wir kommen oder nichtWDG
unter anderen Umständen wäre das nicht passiertWDG
Herpesviren sind sehr komplex und gegen die meisten von ihnen gibt es noch keine Immunisierung. Da ist es natürlich nicht verwunderlich, dass sie sich in der Bevölkerung stark ausbreiten konnten. Die einfache Übertragung durch Schmier‑ und Tröpfcheninfektion begünstigt diesen Umstand noch zusätzlich. [Was ist Herpes? – Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie, 25.04.2020, aufgerufen am 18.09.2020]
Sie verstehen, dass mein Mann und ich die Freundschaft mit Ihnen und Ihrem Mann unter den gegebenen Umständen als beendet ansehen. [Basler Zeitung, 17.06.2012]
Es ist nur einer Verkettung unglücklicher Umstände zu verdanken, dass ich meinen jugendlichen Plan, Schule[…] Schule sein zu lassen und Matrose zu werden, nicht in die Tat umsetzen konnte. [Shanties beim flandrischen König, 08.06.2009, aufgerufen am 01.09.2020]
[…] verbotenerweise [waren] mindestens 10.000 Zuschauer zu viel im Stadion. »Nur sehr glücklichen Umständen ist es zuzuschreiben, dass […] kein Zuschauer zu Schaden gekommen ist.« [Der Tagesspiegel, 24.11.2004]
Die [jüdischen] Gemeinden [in Deutschland] müssen sich neu definieren und dem Umstand anpassen, dass mehr Mitglieder und mehr Selbstbewusstsein auch Diskussionen um den Glauben provozieren. [Süddeutsche Zeitung, 29.11.2002]
Wird auf einem Nachbargrundstück gebaut, welches nicht im Eigentum des Vermieters steht, so kann […] dieser Umstand Mietminderungen des betroffenen Mieters rechtfertigen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2001]
Die SPD hat sich den Vorsitz in dem Untersuchungsausschuß gesichert, der die skandalösen Umstände um Kauf und Verpachtung der Mülldeponie Schönberg aufklären soll. [Süddeutsche Zeitung, 25.06.1993]
a)
Phrasem:
unter Umständen (= möglicherweise, eventuell, vielleicht)
siehe auch gegebenenfalls
b)
Phrasem:
unter allen Umständen (= unbedingt, auf jeden Fall)
c)
Phrasem:
unter keinen Umständen (= auf keinen Fall, niemals)
Synonym zu auf keinen Fall
d)
Phrasem:
verhüllendin anderen Umständen (= schwanger, Nachwuchs erwartend)
, Synonym zu guter Hoffnung (1)
e)
Grammatik: meist im Plural
Phrasem:
Rechtmildernde Umstände (= die Strafzumessung herabsetzende Fakten)
Beispiele:
jmdm. vor Gericht mildernde Umstände zubilligenWDG
der Verteidiger machte mildernde Umstände geltendWDG
Ein Beamter, der sich wegen Bestechlichkeit (§ 332 Abs. 1 StGB) strafbar macht, ist im Regelfall aus dem Beamtenverhältnis zu entfernen. […] Die unangemessen lange Dauer des Disziplinarverfahrens im Sinne von Art. 6 Abs. 1 Satz 1 EMRK (= Europäische Menschenrechtskonvention) ist nicht als mildernder Umstand zugunsten des Beamten zu berücksichtigen, wenn die Entfernung aus dem Beamtenverhältnis geboten ist. [BVerwG, 2 C 3.12, 28.02.2013, aufgerufen am 07.12.2020]
Die Kommission […] habe in der angefochtenen Entscheidung beide Kriterien für die Bemessung der Geldbuße berücksichtigt und diese je nach erschwerenden oder mildernden Umständen erhöht oder herabgesetzt. [EuG, T-204/98, 12.07.2001, aufgerufen am 07.12.2020]
Eine Anwältin begrüßte das Urteil und sagte, die Richter hätten als mildernde Umstände akzeptiert, dass die Männer unbescholtene Familienväter ohne Vorstrafen gewesen seien. [Der Standard, 24.10.2015]
Angaben, die als mildernde Umstände in Betracht hätten gezogen werden können, waren keine bekannt, die verfahrende Behörde verfügte über keinerlei Informationen bezüglich der persönlichen oder materiellen Verhältnisse des Täters. [Rechtlos: Behördenwillkür gegen Roma + Video, 04.03.2011, aufgerufen am 31.08.2020]
übertragenStets habe er [der Autor Maxim Biller] darauf bestanden, seine Lesungen nur in solchen Städten abzuhalten, die ihm sympathisch seien: Zürich, Frankfurt am Main, München, Berlin und aufgrund mildernder Umstände auch Hamburg – Billers Eltern zuliebe, die dort wohnen. [Zeit Magazin, 17.03.2017]
f)
Grammatik: meist im Plural
Phrasem:
Rechterschwerende Umstände (= die Strafzumessung verschärfende Fakten)
Beispiele:
für den Angeklagten kamen, traten erschwerende Umstände hinzuWDG
Das Dienstvergehen ist durch eine Reihe weiterer erschwerender Umstände geprägt, die die Entfernung des Soldaten aus dem Dienstverhältnis letztlich unabweisbar machen. [BVerwG, 2 WD 7.08, 25.06.2009, aufgerufen am 07.12.2020]
Rassistische, antisemitische und homophobe Äußerungen sollten nicht länger unter das Presserecht[,] sondern unter das Strafrecht fallen, sagte der Staatschef [Frankreichs]. Er wünsche sich zudem, dass bei Straftaten antisemitische Motive als erschwerender Umstand gewertet werden. [Die Zeit, 23.02.2015 (online)]
Als erschwerende Umstände wurde »die Schwere und der Charakter der begangenen Tat« angeführt, weiters, dass dieserlei nicht das erste Mal vorgekommen sei. [Rechtlos: Behördenwillkür gegen Roma + Video, 04.03.2011, aufgerufen am 31.08.2020]
Mit der »Schwere des Verstoßes, seiner Dauer und dem erschwerenden Umstand, dass [der Autohersteller] V[…] seine Händler zur Überwachung der Konkurrenten aufgestachelt hat«, rechtfertigte die EU‑Kommission die Höhe des Bußgeldes. [Berliner Zeitung, 31.05.2001]
übertragen»Der Gegner stand mit neun Mann hinten«, erwähnt der Trainer nochmals die erschwerenden Umstände [der enttäuschenden, bislang schwächsten Fußballpartie seiner Mannschaft in der laufenden Saison], doch verrät er auch, dass er sich Gedanken gemacht habe, wieso kaum zwingende Chancen herausgespielt werden konnten. [Luzerner Zeitung, 20.09.2002]
2.
in überflüssiger Weise ausführliche, weitschweifige und daher zeitraubende, etw. unnötig verzögernde Tätigkeit, Verrichtung; (zeitraubender, lästiger) Aufwand, (mit Unannehmlichkeiten verbundene) Mühe
Grammatik: nur im Plural
Beispiele:
mach (dir) meinetwegen keine (besonderen, großen) Umstände!WDG
(nicht) viel, keine Umstände (mit etw., jmdm.) machenWDG
sie macht mit dem Abendessen immer viel UmständeWDG
Man muss sie [die Sardinen beim Zubereiten des Sardinensalats] ausnehmen und entschuppen, das macht ziemlich viel Umstände und dauert. [Gegrillter Sardinensalat mit Nüssen und Oliven, 15.11.2015, aufgerufen am 01.09.2020]
[…] der Deutsche sagt, was er meint. In der Gaststätte zum Beispiel: »Ich möchte ein Bier bitte.« Der Schweizer sagt: »Wäre es vielleicht möglich, wenn Sie das nächste Mal zur Theke kommen, aber nur[,] wenn es keine Umstände macht, mir ein Bier mitzubringen?« Ist das der Grund, warum die Deutschen in der Schweiz den Ruf haben, unhöflich zu sein? [Frankfurter Rundschau, 05.06.2008]
In Frankreich ist das Entrecôte ein Nationalgericht: geschätzt, aber nichts Extravagantes. Dort gibt es auch eine Restaurant‑Kette, die sich auf dieses Gericht kapriziert hat. […] Es sind unprätentiöse Lokale, von quirliger Rustikalität, wo keine großen Umstände gemacht werden, weil sowieso jeder weiß, was ihn erwartet. [Berliner Zeitung, 22.04.2000]
Als […] Herr S[…] mein schmollendes Gesicht sah, kam er herüber und unterstand sich, mich zärtlich unter dem Kinn zu fassen. Ich aber biß ihn in die Hand. Daraufhin erntete ich eine Ohrfeige von meiner Stiefmutter, die nicht viel Umstände zu machen pflegte. [Saarbrücker Zeitung, 19.08.1993]
Wir machen mit unseren Gegnern nicht viel Umstände (= gehen ohne zu zögern und schonungslos, ohne besondere Rücksicht gegen sie vor). [Der Spiegel, 24.12.1979]
Phrasem:
ohne Umstände (= ohne Weiteres, ohne zu zögern, ohne lange zu überlegen) (= ohne besondere Rücksicht zu nehmen, ohne Formalitäten, flapsig)
Beispiele:
ohne (alle) Umstände kam er auf den Fall zu sprechenWDG
Beim Wirtshaus […] gibt es für die Kinder eigene Gedecke, das Getränk ist frei. Auch ein Glas Wasser wird ohne Bezahlung und ohne Umstände gereicht. [Mittelbayerische, 21.05.2019]
Jean‑Pierre Bloch, ein Widerstandskämpfer und späterer Minister unter Charles de Gaulle, fand nach der Befreiung [im Jahr 1945] ein halbes Hundert Bücher aus seiner eigenen Bibliothek bei einem Bouquinisten wieder. Der Händler hat sie ihm ohne Umstände ausgehändigt. [Süddeutsche Zeitung, 21.08.2008]
Ohne alle Umstände lässt sie sich auf einer idyllischen Waldlichtung ausserhalb des Dorfes im Gras nieder. [Neue Zürcher Zeitung, 04.01.2007]
Am 5. Oktober wurde Anna G[…] das Portemonnaie mit Papieren gestohlen. Bankkarte, Krankenkassenkärtchen […] bekam sie ohne Umstände neu ausgestellt. [Rhein-Zeitung, 22.10.2002]
Mit ihrem Leutnant verfuhr sie ohne Umstände […] [ H. Mann5,185]WDG

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
stehen · gestanden · abstehen · Abstand · auferstehen · Auferstehung · aufstehen · Aufstand · aufständisch · ausstehen · Ausstand · Außenstände · beistehen · Beistand · bestehen · Bestand · beständig · Bestandteil · einstehen · Einstand · entstehen · gestehen · eingestehen · zugestehen · geständig · Geständnis · Umstand · unterstehen1 · Unterstand · unterstehen2 · vorstehen · Vorsteher · Vorstand · zustehen · Zustand · zuständig
stehen Vb. ‘auf die Füße gestellt sein, auf einer Stelle verharren’ geht zurück auf ahd. (8. Jh.), mhd. stēn, woraus (bei Überführung in die regelmäßige Konjugation mit zur Silbentrennung und wohl auch als Dehnungszeichen nach dem Muster von sehen, s. d., eingefügtem h) stehen (zuerst md. 14. Jh.) wird. Ahd. mhd. stēn ist eine (wohl unter dem Einfluß von ahd. mhd. gēn neben gān, s. gehen, entstandene) Nebenform zu ahd. (8. Jh.), mhd. asächs. mnd. stān, mnl. staen, nl. staan, schwed. stå. Daneben besteht ein nasalierter und Dentalerweiterung aufweisender Stamm germ. *stand- in ahd. stantan (8. Jh.), mhd. standen, asächs. standan, mnl. standen, afries. stonda, aengl. standan, engl. to stand, anord. standa, got. standan (wozu auch Stand und mit sekundärem Ablaut Stunde, s. d., gehören). Wie Präteritalformen ohne n (got. stōþ, stōþum, aengl. stōd, stōdon, engl. stood ‘stand, standen’) zeigen, war der Nasal in germ. *stand- ursprünglich nur präsensbildend. Verwandt sind aind. sthā- ‘stehen’, tíṣṭhati ‘steht’, griech. histánai, Aorist stḗnai (ἱστάναι, στῆναι) ‘stellen’, lat. stāre ‘stehen’, air. tair(ṡ)issiur ‘stehe, bleibe stehen’, lit. stóti ‘sich (hin)stellen, treten’, aslaw. stojati, russ. stoját’ (стоять) ‘stehen’, aslaw. stati ‘sich stellen’, russ. stat’ (стать) ‘werden, anfangen, sich stellen’. Man vereinigt alle Formen unter einem Wurzelansatz ie. *stā, *stə- ‘stehen, stellen’ und betrachtet die aspirierte Tenuis (th) des Aind. als Neuerung gegenüber der ie. Ausgangsform. Das ā in den Kurzformen des germ. Verbs (statt eines lautgesetzlich zu erwartenden germ. ō) geht auf eine frühe Angleichung an das unter gehen (s. d.) behandelte, zur Wurzel ie. *g̑hē-, *g̑hēi- gehörende Gegenwort zurück (vgl. ahd. mhd. gān, s. oben). An die Wurzel ie. *stā- bzw. deren unterschiedliche Erweiterungen schließen sich eine Vielzahl von Wörtern an (s. z. B. Stadel, Stadt, Statt, Staude, stauen, staunen, stet, Steuer1 f. Steuer2 n., stieren, Stuhl, stur, Stute, stützen). gestanden Part.adj. ‘erfahren, gesetzt’ (ein gestandener Mann), spätmhd. gestanden ‘groß, erwachsen’, also wohl ‘zum Stehen gekommen’. abstehen Vb. ‘von etw. ablassen, abgehen, von etw. entfernt sein’, seit dem 16. Jh. auch ‘durch langes Stehen an Qualität verlieren, verderben’, mhd. abestān, abestēn, auch ‘absteigen’ (vom Pferd); Abstand m. ‘Distanz, Entfernung’ (17. Jh.), ‘das Ablassen, Aufgeben von etw.’ (15. Jh.), Abstand nehmen von etw. ‘auf etw. verzichten’ (19. Jh.). auferstehen Vb. ‘vom Tode wieder erstehen’, ahd. ūfirstantan, -stān, -stēn (9. Jh.), mhd. ūferstān ‘aufstehen, sich erheben, vom Tode auferstehen’; Auferstehung f. ‘Wiedererwecktwerden vom Tode’ (15. Jh.); vgl. mhd. ūferstandunge. aufstehen Vb. ‘sich erheben’, ahd. ūfstantan, -stān, -stēn (9. Jh.), mhd. ūfstān, auch ‘jmdm. aufkündigen, aus dem Dienst treten’; Aufstand m. ‘Erhebung, Empörung, Aufruhr’, spätmhd. ūfstant; aufständisch Adj. ‘aufrührerisch, sich erhebend, empörend’ (19. Jh.). ausstehen Vb. ‘fällig, zu zahlen sein’ (14. Jh.), ‘weggehen, seinen Dienst verlassen, eine Verpflichtung erfüllen’ (15. Jh.), ‘etw. bis zum Ende durchstehen, ertragen, aushalten’ (16. Jh.), mhd. ūʒstān, -stēn ‘aus-, wegbleiben, ausruhen (vom Pferd)’; Ausstand m. ‘Arbeitsniederlegung, Streik’; seit dem 17. Jh. im Obd. (zunächst im Bair.) in der speziellen Bedeutung ‘Ausscheiden aus einem Dienst, einer Stellung’ (Gegensatz Einstand, s. unten); seit den 80er Jahren des 19. Jhs. auf Arbeitsniederlegungen bezogen; in dieser Bedeutung seit etwa 1890 allgemein verbreitet neben dem aus dem Engl. entlehnten Konkurrenzwort Streik (s. d.). Außenstände Plur. ‘fälliges, noch nicht (zurück)gezahltes Geld’ (19. Jh.); älter Ausstände Plur., Ausstand m., mhd. ūʒstant ‘ausstehendes Geld’. beistehen Vb. ‘unterstützen, helfen’, ahd. bīstantan, -stān, -stēn (9. Jh.), mhd. bīstān ‘dabeistehen, Hilfe leisten’; Beistand m. ‘Hilfe, Unterstützung’, spätmhd. bīstant. bestehen Vb. ‘(auf längere Zeit) existieren, vorhanden sein, erfolgreich zum Ende führen’, ahd. bistantan, -stān, -stēn ‘bleiben, verharren’ (9. Jh.), mhd. bestān, bestēn ‘stehenbleiben, standhalten, umstehen, entgegentreten, feindlich angreifen, etw. unternehmen’; Bestand m. ‘Dauer, Existenz, Vorrat’, frühnhd. bestant (Anfang 15. Jh.), auch ‘Waffenstillstand, Pacht’; vgl. ahd. bistentida f. (10. Jh.); beständig Adj. ‘dauerhaft, immer wiederkehrend, festbleibend’, mhd. bestendec; Bestandteil m. ‘Teil eines Ganzen, einer größeren Einheit’ (18. Jh.). einstehen Vb. ‘für etw. eintreten, bürgen, etw. verantworten’ (18. Jh.), frühnhd. ‘in eine Gemeinschaft eintreten, einen Dienst antreten’, spätmhd. īnstān (substantiviert) ‘das In-sich-selbst-Sein’; Einstand m. ‘Amts-, Dienstantritt, Eintrittsleistung, -geld, Eintrittsschmaus’, spätmhd. īnstant ‘Vorkaufsrecht, Einstellung der Gerichtsverhandlung’. entstehen Vb. ‘sich entwickeln, hervorgehen’, ahd. intstantan, -stān, -stēn ‘verstehen’ (8. Jh.), mhd. entstān, -stēn ‘verstehen, wahrnehmen, merken’, vom Mhd. an auch (gemäß den unterschiedlichen Verwendungen von ent-, s. d.) ‘sich von etw. wegstellen, entgehen, mangeln’ (so bis ins 19. Jh.) und ‘zu sein beginnen, werden’. gestehen Vb. ‘bekennen, nicht leugnen’, ahd. gistantan, -stān, -stēn ‘(be)stehen, fest-, stillstehen, beruhen, aufhören, anfangen, standhalten’ (9. Jh.), mhd. gestān, -stēn, auch ‘sich stellen, treten, beistehen, zugestehen, wozu stehen, bekennen (vor Gericht), kosten’; eingestehen Vb. ‘bekennen’ (18. Jh.); zugestehen Vb. ‘gewähren, einräumen’ (17. Jh.); vgl. mhd. zuogestēn ‘mit jmdm. einmütig sein, zur Seite stehen’; geständig Adj. ‘seine Schuld bekennend’ (16. Jh.), mhd. gestendec ‘beständig, unveränderlich, einwilligend, zustimmend, hilfreich’; Geständnis n. ‘Bekenntnis der Schuld, das Eingestehen’ und ‘das Eingestandene’ (17. Jh.). Umstand m. ‘besondere Lage, Sachverhalt’ (15. Jh.), in (gesegneten, anderen) Umständen sein ‘schwanger sein’ (17. Jh.), ‘Umschweif, Umständlichkeit’ (15. Jh.), (keine) Umstände (‘Umständlichkeiten’) machen (16. Jh.), ‘(keine) Mühe, Förmlichkeit machen’ (18. Jh.); vgl. mhd. umbestant ‘was, wer herumsteht’ (kollektiver Sing.). unterstehen1 Vb. ‘unter einem Schutzdach stehen, sich unterstellen’, spätmhd. understān, -stēn; Unterstand m. ‘Unterkunft, wo man sich unterstellt, Schutz’ (16. Jh.), militärisch ‘abgedeckter Schutzraum’ (19. Jh.), spätmhd. understant ‘Stütze, Hilfe’. unterstehen2 Vb. ‘untergeordnet, unterstellt sein’ (17. Jh.), reflexiv ‘wagen, sich erlauben, erdreisten’ (16. Jh.), ahd. untarstantan, -stān, -stēn ‘haltmachen, zukommen’ (8. Jh.), mhd. understān, -stēn ‘zustande bringen, bewirken, bestehen, bekämpfen’, reflexiv ‘etw. unternehmen, sich einer Sache unterziehen’. verstehen s. d. vorstehen Vb. ‘hervorragen, an der Spitze stehen, leiten’, ahd. forastantan, -stān, -stēn ‘voranstehen, sich auszeichnen, vorhanden sein’ (9. Jh.), mhd. vorestān, -stēn ‘bevorstehen, sorgen für, regieren’; Vorsteher m. ‘Leiter’ (16. Jh.); Vorstand m. ‘Leitungsgremium, Leiter’ (Anfang 19. Jh.), älter ‘Verteidiger, Bürge’ (15. Jh.), ursprünglich auch ‘Zustand des Stehens vor einem anderen oder etw. anderem, Bürgschaft, erste Stelle’ (16. Jh.). Widerstand, widerstehen s. wider. zustehen Vb. ‘von Rechts wegen gebühren, Anspruch auf etw. haben’ (15. Jh.), mhd. zuostān, -stēn ‘verschlossen sein, zu einem treten, ihm beistehen, zukommen, angehören, zuständig sein’; Zustand m. ‘Art und Weise, Verhältnisse, worin sich Personen und Dinge befinden’ (17. Jh.), älter ‘Hinzugehöriges, Dabeistehendes’ (15. Jh.); zuständig Adj. ‘zur Sache gehörig, kompetent’, auch ‘dazugehörig’ (16. Jh.), ‘zeitlich bevorstehend’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Unterbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Umstand‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Umstand‹.

Zitationshilfe
„Umstand“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Umstand>.

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