furchterregender Geist des Volksaberglaubens
Unhold, der
Bedeutungsübersicht
- 1. furchterregender Geist des Volksaberglaubens
- 2. [Schimpfwort] roher, gewalttätiger Mensch
eWDG
Bedeutungen
1.
2.
Schimpfwort roher, gewalttätiger Mensch
Beispiele:
du Unhold!
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
hold · abhold · holdselig · Holdseligkeit · Unhold · unhold
hold
Adj.
‘geneigt, günstig gesinnt, zugetan’,
auch
(seit dem 18. Jh.)
‘anmutig, lieblich, bezaubernd’.
Das Adjektiv
ahd.
hold
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
holt
‘geneigt, zugetan, gnädig, treu, ergeben, dienstbar’,
asächs.
afries.
aengl.
hold,
mnl.
hout,
anord.
hollr,
schwed.
dän.
huld,
got.
hulþs
(germ.
*hulþa-)
bezieht sich im Mittelalter
besonders auf das gegenseitige Verhältnis
zwischen Lehnsherrn und Gefolgsmann
und bedeutet daher einerseits
‘gnädig, geneigt’,
andererseits
‘treu ergeben’.
Dazu gehören das Abstraktum
Huld
(s. d.)
und die Substantivierungen
ahd.
holdo
m.
(9. Jh.),
mhd.
holde
m.
‘Freund, Geliebter, Diener, Dienstmann’,
holde
f.
‘Freundin, Dienerin’,
die auch übernatürliche Wesen
(Geister, Dämonen, mythische Gestalten)
bezeichnen können,
vgl.
mhd.
die guoten holden
‘Hausgeister’,
des tievels holde
‘Höllengeister’,
ferner
Unhold
(s. unten)
und
Frau Holle.
Das Adjektiv führt im Sinne von
‘geneigt’
mit der unter
Halde
(s. d.)
dargestellten Wortgruppe auf die Wurzel
ie.
*k̑el-
‘neigen’.
abhold
Adj.
‘nicht gewogen, abgeneigt, feindlich gesinnt’,
mhd.
abholt.
holdselig
Adj.
‘reizend, lieblich, anmutig’
(15. Jh.),
Zusammensetzung aus
hold
und
-selig
(s. d.)
und früher als das Simplex
(s. oben)
auf die Anmut der Erscheinung bezogen;
dazu
Holdseligkeit
f.
(16. Jh.).
Unhold
m.
‘böser, furchterregender Geist des Volksglaubens, Teufel, Ungeheuer, roher, gewalttätiger Mensch’,
asächs.
unholdo,
mhd.
unholde
‘der Ungeneigte, Böse, Feindselige, Dämon, Teufel’,
aengl.
unholda,
got.
unhulþa
sowie die fem. Formen
ahd.
unholda
(8. Jh.),
mhd.
unholde
(wofür im 17. Jh.
Unholdin
neben
Unhold
f.),
got.
unhulþō
sind Substantivierungen des heute selten gebrauchten Adjektivs
unhold
‘böse, feindselig, unfreundlich, abgeneigt’,
ahd.
(9. Jh.),
asächs.
aengl.
unhold,
mhd.
unholt
‘nicht geneigt, feindlich, feindselig’.
Unhold
bezeichnet ursprünglich ein
‘dämonisches Wesen’,
im christlichen Sinne den
‘Teufel’,
heute einen
‘bösartigen Menschen’,
oft einen
‘Sittlichkeitsverbrecher’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Bösewicht
·
Frevler
·
Gauner
·
Halunke
·
Lump
·
Missetäter
·
Schlitzohr
·
Schuft
·
Schurke
·
Spitzbube
·
Strolch
·
Tunichtgut
·
Unhold
·
Übelmann
·
Übeltäter
·
übles Subjekt
●
Fötzel
schweiz.
·
Haderlump
österr.,
bayr.
·
(eine) miese Type
ugs.
·
Canaille
derb, franz.
·
Kanaille
derb
·
Schubiack
ugs., regional
·
fieser Finger
ugs., abwertend,
veraltet
·
krummer Hund
ugs., fig.
·
linke Bazille
ugs.
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Assoziationen |
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Assoziationen |
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Verwendungsbeispiele für ›Unhold‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Natürlich darf man den Unhold nicht wieder einfach in Ruhe lassen.
[Süddeutsche Zeitung, 05.03.2003]
Der Unhold war natürlich schnell ermittelt und gemeinsam versuchten wir, mir ein Fax zu schicken.
[Süddeutsche Zeitung, 18.01.2001]
Die Kinder träumen nachts von einem Unhold, der sie verfolgt, quält, verletzt.
[Die Zeit, 13.09.1985, Nr. 38]
Natürlich muß der Unhold bekämpft werden, doch bis dahin ist es noch ein langer gefahrvoller Weg.
[Der Tagesspiegel, 15.11.1997]
Es war von einem schönen Mädchen, einer Müllerstochter, die von dem Unhold betört und in großes Elend versetzt worden war.
[Christ, Lena: Erinnerungen einer Überflüssigen. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1912], S. 16883]
Zitationshilfe
„Unhold“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Unhold>.
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