Unruhe, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Unruhe · Nominativ Plural: Unruhen
Aussprache
Worttrennung Un-ru-he
Wortbildung
mit ›Unruhe‹ als Erstglied:
Unruhegeist
· Unruheherd · Unruheprovinz · Unruhequelle · Unruheschürer · Unruhestifter · Unruhestiftung · Unruhgeist · unruhevoll · unruhig · unruhvoll
· mit ›Unruhe‹ als Letztglied: Arbeiterunruhe · Arbeitsunruhe · Bauernunruhe · Rassenunruhe · Studentenunruhe
· mit ›Unruhe‹ als Letztglied: Arbeiterunruhe · Arbeitsunruhe · Bauernunruhe · Rassenunruhe · Studentenunruhe
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
innere Erregung, Besorgnis, Angstgefühl
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
eine innere, nervöse, quälende, verzehrende Unruhe
(eine) Unruhe erfasst, ergreift, überkommt, erfüllt jmdn.
Unruhe bemächtigte sich seiner
als die Kinder nicht kamen, wuchs ihre Unruhe immer mehr
jmds. Unruhe überträgt sich auf einen anderen Menschen
etw., jmd. versetzt jmdn. in Unruhe
in Unruhe geraten
in, voll(er) Unruhe sein
mit wachsender Unruhe einem Ereignis entgegensehen
2.
Zustand der (ständigen) Bewegung
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
seine Finger waren immer in Unruhe
der Vesuv ist in ständiger Unruhe (= ist vulkanisch aktiv)
störende, geräuschvolle Bewegung
Beispiele:
im Saal, in der Schulklasse herrschte eine allgemeine, dauernde Unruhe
unter den Zuschauern entstand Unruhe
3.
4.
Empörung, Aufruhr einer größeren Gruppe von Menschen gegen einen bestehenden Zustand, bestehende Verhältnisse
Grammatik: nur im Plural
Beispiele:
politische, soziale Unruhen
die koloniale Unterdrückung führte zu Unruhen
es kam zu Unruhen unter der Bevölkerung, unter den Studenten
bei den Unruhen kamen mehrere Menschen ums Leben
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Ruhe · ruhen · ruhelos · Ruhestatt · Ruhestätte · Ruhestand · ruhig · beruhigen · ruhsam · geruhsam · Unruhe
Ruhe f. ‘Stille, Untätigkeit, Entspannung’, ahd. ruowa (um 800), mhd. ruo(we), mnd. rouwe, rōwe, mnl. rouwe, rowe, aengl. rōw, anord. rō, schwed. ro ‘Ruhe’ setzen germ. *rōwō (ie. *rōu̯ā), ablautendes ahd. rāwa (9. Jh.), mhd. mnd. rāwe, mnl. rauwe dagegen germ. *rēwō (ie. *rēu̯ā) voraus. Außergerm. vergleichen sich awest. airime Adv. ‘still, ruhig sitzend’, griech. erōḗ (ἐρωή) ‘das Aufhören, Ruhe, Rast’, erōé͞in (ἐρωεῖν) ‘ruhen, rasten, nachlassen’, kymr. araf ‘ruhig, mild, langsam’. Erschließbar ist eine Wurzel ie. *erə-, *rē- ‘ruhen’ (wozu auch Rast, s. d.). – ruhen Vb. ‘Entspannung finden, still liegen, rasten, auf etw. fest liegen, stehen’, ahd. ruowēn (11. Jh.), mhd. ruo(we)n, mnd. ro(u)wen, mnl. rouwen, ruwen, daneben (ablautend) ahd. rāwēn (um 1000), mhd. mnd. rāwen ‘(aus)ruhen’ sind Bildungen zu den genannten Substantiven. ruhelos Adj. ‘von innerer Unruhe erfüllt, unstet, voll Unrast’, mhd. ruowelōs. Ruhestatt, Ruhestätte f. ‘Ruheplatz, Grabstätte’, mhd. ruowestat. Ruhestand m. ‘Zeit der Ruhe und des Friedens, Waffenstillstand’ (16. Jh.), ‘inneres Gleichgewicht’ (17. Jh.), ‘Lebensabschnitt nach dem Ausscheiden aus der beruflichen Tätigkeit’ (19. Jh.). ruhig Adj. ‘bewegungslos, still, nicht aufgeregt’, mhd. ruowec, ruowic, frühnhd. rūwig (15. Jh.). beruhigen Vb. ‘ruhig machen, zufriedenstellen, besänftigen’, reflexiv ‘ruhig werden, sich zufriedengeben’ (16. Jh.). ruhsam Adj. ‘ruhig, behaglich, ohne Eile, ohne Aufregung’ (15. Jh. ruosam, md. rusam, bei Luther rugsam); vgl. mnd. rou(we)sam; heute dafür geruhsam Adj. mhd. (md.) gerūgesam. Unruhe f. ‘anhaltende innere Erregung, Besorgnis, störende geräuschvolle Bewegung’, Unruhen (Plur.) ‘Empörung, Aufruhr einer größeren Gruppe von Menschen’, ahd. unruowa (8. Jh.), mhd. unruo(we), (md.) unrū sowie ahd. unrāwa (um 1000), mhd. unrāwe; auch ‘Uhrpendel’ (16. Jh.), dann ‘Schwungrad in Uhren, Gangregler’ (Mitte 17. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Auflehnung ·
Aufruhr ·
Aufstand ·
Aufstand der Massen ·
Ausschreitung(en) ·
Erhebung ·
Krawall ·
Massenaufstand ·
Massenproteste ·
Massenunruhen ·
Protestaktionen ·
Proteste ·
Rebellion ·
Tumult ·
Unruhe(n) ·
bürgerkriegsähnliche Zustände
Unterbegriffe |
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Assoziationen |
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Besorgnis ·
Gedanken ·
Missbehagen ·
Sorge (wegen, um) ·
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Unbehagen ·
Unruhe ●
Brast veraltet
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Turbulenz ·
Unruhe
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Oberbegriffe |
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Psychologie
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Unruhe‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Unruhe‹.
Verwendungsbeispiele für ›Unruhe‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Von der Unruhe des Bewußtseins brauchen diese nicht länger sich plagen zu lassen.
[Adorno, Theodor W.: Minima Moralia, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1971 [1951], S. 235]
Bei dem letzten Satz erhob sich Unruhe auf den Bänken.
[Funke, Cornelia: Tintenherz, Hamburg: Cecilie Dressler Verlag 2003, S. 901]
Die Unruhe wehrt sich gegen die wilde Bewegung der späteren Zeit.
[Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 197]
Meldet sich als die Unruhe, nicht hinreichend bestimmt zu sein.
[Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 3, Berlin: Aufbau-Verl. 1956, S. 8]
Die innere Unruhe, die mich damals quälte, spürt meine Generation heute noch.
[Die Zeit, 10.06.1999, Nr. 24]
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