Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Unterdrückung, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Unterdrückung · Nominativ Plural: Unterdrückungen · wird selten im Plural verwendet
Aussprache  [ˌʊntɐˈdʀʏkʊŋ]
Worttrennung Un-ter-drü-ckung
Wortzerlegung unterdrücken -ung
Wortbildung  mit ›Unterdrückung‹ als Erstglied: Unterdrückungsmaßnahme · Unterdrückungsmechanismus · Unterdrückungsmethode · Unterdrückungsstaat
 ·  mit ›Unterdrückung‹ als Letztglied: Beweisunterdrückung · Rauschunterdrückung
Wahrig und ZDL

Bedeutungen

1.
(gewaltsames) Verhindern des Sichausbreitens von Kritik, Protest, politischen Bewegungen o. Ä.; repressives Einschränken von Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Menschenrechten o. Ä.; das Unterdrücktwerden, Eingeschränktsein
Synonym zu Repression
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die brutale, blutige, gewaltsame, grausame, massive Unterdrückung
als Akkusativobjekt: die Unterdrückung [von etw.] verurteilen, anprangern, beklagen, kritisieren, rechtfertigen
mit Genitivattribut: die Unterdrückung der Proteste, der Meinungsfreiheit, der Menschenrechte
hat Präpositionalgruppe/-objekt: die Unterdrückung von Protesten, Menschenrechten
Beispiele:
Er beklagte die »unrechtmäßige und gewaltsame Besetzung Tibets und die Unterdrückung der fundamentalen Menschenrechte«. [Der Spiegel, 19.11.2017 (online)]
Tatsächlich ist ein Merkmal repressiver Systeme […] die Unterdrückung von Information. [Der Standard, 30.12.2010]
[…] die Repression [in Russland] könnte diesmal wirkungslos bleiben[…]. Schließlich hat die Unterdrückung der Proteste im Jahr 2012 die heutigen Demonstranten nicht dazu bewogen, zu Hause zu bleiben. [Die Zeit, 27.03.2017 (online)]
Neben der Unterdrückung unliebsamer Informationen werden im Informationskrieg […] auch »Trolle« eingesetzt, die im Sinne des russischen Präsidenten Wladimir Putin »korrekte Inhalte« produzieren. [Die Zeit, 07.05.2015 (online)]
[…] das Beispiel Bahrein zeigt […], dass solche Waffen [wie Panzer] […] auch zur Unterdrückung von Demonstrationen eingesetzt werden. [Menschenrechtsverletzungen als Nährboden für Terror, 07.03.2015, aufgerufen am 08.01.2020]
Im Iran verurteilte die Opposition die blutige Unterdrückung von Protesten gegen das Regime. [Die Zeit, 16.02.2011 (online)]
Die Unterdrückung der Presse‑ und Meinungsfreiheit, die Missachtung der Menschenrechte und damit auch die Lage in Osttimor, das Jakarta 1976 völkerrechtswidrig annektierte, wurden immer wieder auf die internationale Agenda gesetzt. [Frankfurter Rundschau, 07.01.2000]
2.
(gewaltsames) Beherrschen, Unterjochen von jmdm.; das Unterjochtwerden, Unterdrücktsein
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die massive, staatliche, politische, religiöse, soziale Unterdrückung
als Akkusativobjekt: die Unterdrückung [von jmdm.] verurteilen, anprangern, beklagen, kritisieren, rechtfertigen
in Präpositionalgruppe/-objekt: der Kampf, Protest, Widerstand gegen (die) Unterdrückung
mit Genitivattribut: die Unterdrückung der Frau, des Volkes, der Bevölkerung, der Opposition
in Koordination: Ausbeutung, Verfolgung und Unterdrückung
hat Präpositionalgruppe/-objekt: die Unterdrückung von Frauen, Minderheiten, Menschen
Beispiele:
Der Friedensnobelpreisträger [Nelson Mandela] war zum Symbol des Kampfes gegen die Unterdrückung der Schwarzen weltweit geworden. [Die Zeit, 06.12.2013 (online)]
Die Unterdrückung der Frau ist […] elementarer Bestandteil der tschetschenischen Regierungspolitik. Für Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen herrsche »völlige Straflosigkeit – selbst wenn sie Opfer von Verbrechen werden«. [Der Spiegel, 13.06.2017 (online)]
Die Tibeter klagen seit Jahren über religiöse Unterdrückung und angesichts des zunehmenden Zuzugs von Han‑Chinesen über [die] soziale Marginalisierung in ihrer Heimat. [Die Zeit, 11.04.2015]
»Es gehört zur Bürgerpflicht«, so sagt Jean‑Luc R[…], »sich gegen jede Form der Unterdrückung aufzulehnen.« [Der Spiegel, 07.04.2008 (online)]
Damals mochten die Menschen noch so sehr unter Armut und Unterdrückung leiden, aber sie glaubten an eine von Gott bestimmte Welt, in der sie ihren Platz zugewiesen bekamen. [Der Spiegel, 08.05.2007 (online)]
Er braucht einen äußeren Feind, um die Unterdrückung im Inneren zu rechtfertigen. [Die Welt, 16.10.2000]
Über sieben Jahrzehnte lang war dieser [der Parteiname »Partido Revolucionario Institucional«] Synonym gewesen für alle Übel Mexikos, der Inbegriff für Korruption und Vetternwirtschaft, für Machtmissbrauch, Wahlfälschungen, Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückungen. [Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2012] ungewöhnl. Pl.
3.
das Unterbinden, Zurückhalten von Gefühlsregungen; das Hemmen, Deaktivieren bestimmter Reaktionen oder Funktionen des (menschlichen) Körpers (die unerwünschte Symptome oder Erkrankungen auslösen können); das Gehemmtwerden, Unterdrücktwerden
Kollokationen:
mit Genitivattribut: [Medikamente zur] Unterdrückung einer Erkrankung, Reaktion; die Unterdrückung des Immunsystems
Beispiele:
Das inzwischen dreijährige Mädchen war […] sofort nach der Geburt behandelt worden und nimmt seit 21 Monaten keine Medikamente zur Unterdrückung der HIV‑Infektion mehr. [Die Zeit, 06.03.2014]
Der Forscherin zufolge funktioniert bei Kindern die Unterdrückung des Lachens noch nicht so gut – die betroffene Hirnregion, das so genannte Stirnhirn, reift nämlich erst relativ spät. [Berliner Zeitung, 12.08.2005]
Weitere hormonelle Therapiemöglichkeiten [bei Schmerzen während der Menstruation] sind die Gabe von Gelbkörperhormonen oder die Unterdrückung der Funktion der Eierstöcke […]. [Bild, 02.04.2019]
Vielleicht ist die Unterdrückung seiner Gefühle der Selbstschutz eines Ballfängers [des türkischen Torwarts Volkan Demirel], der wie kein Zweiter im Weltfußball die Zuschauer in der Vergangenheit so regelmäßig zum Lachen wie zu bewunderndem Applaus verführt hat. [Süddeutsche Zeitung, 14.06.2008]
Daß die Sexualität eine mächtige Triebkraft menschlichen Handelns ist und daß die gewaltsame Unterdrückung ihrer Äußerungen Individuen und Gesellschaften krank macht, wird in unseren Breiten niemand mehr bezweifeln. [Die Welt, 06.05.2006]
Daß eine sittlich gute Lebensführung die weitestmögliche Unterdrückung aller affektiven Regungen voraussetzt, war für Platon noch selbstverständlich. [Frankfurter Rundschau, 26.07.1997]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
drücken · Drückeberger · Druck2 · eindrücken · Eindruck · Drücker · ausdrücken · Ausdruck · ausdrücklich · bedrücken · unterdrücken · Unterdrückung · Unterdrücker
drücken Vb. ‘pressen, belasten, bedrängen’. Bis ins 17. Jh. daneben gleichbed. umlautloses obd. drucken (s. d.). Ahd. thrucken ‘pressen, bedrücken, quälen, bedrängen’ (9. Jh.), mhd. drücken, drucken ‘(be)drängen, pressen, auspressen, sich drängen’, mnd. drücken, mnl. drucken, nl. drukken, aengl. þryccan ‘zerdrücken, drängen, beleidigen, unterdrücken’, schwed. trycka ‘drücken, drucken’ sind Intensivbildungen (germ. *þrukkjan) zu einer Weiterbildung der Verbalwurzel germ. *þrūg-, die innerhalb des Germ. auch in anord. þrūga ‘drohen, unterdrücken, nötigen’ überliefert ist. Mit verwandtem lit. trū́kti ‘entzweireißen, zerspringen, bersten’ stellen sich die germ. Formen zu ie. *treuk-, *trū̌k-, einer zweifachen Erweiterung der Wurzel ie. *ter(ə)- ‘reiben, drehend reiben’, auf die auch drehen und drohen zurückgehen (s. d.). – Drückeberger m. ‘wer sich heimlich (vor einer Arbeit) davonmacht, eine Aufgabe nicht übernimmt’ (19. Jh.), scherzhafte Bildung nach dem Typ der Herkunftsnamen auf -berger (vgl. Perleberger ‘einer aus Perleberg’, s. auch Schlauberger), zu sich drücken ‘sich heimlich davonmachen’ (13. Jh.). Druck2 m. ‘das Drücken, Zwang, Belastung’, modern als technischer Terminus in Luft-, Wasser-, Überdruck u. a.; ahd. thruc ‘Druck, Einwirkung’ (um 1000), mhd. druc ‘Druck, feindliches Zusammenstoßen’. eindrücken Vb. ‘eine Spur hinterlassen, einprägen, durch Druck zerstören’, ahd. inthrucken ‘etw. mit Druck einprägen, aufdrücken’ (Hs. 12. Jh.), mhd. īndrucken; für geistige Beeinflussung und Wirkung ist heute beeindrucken üblich (seit etwa 1900). Daraus rückgebildet Eindruck m. ‘Druckspur, Einwirkung auf Fühlen und Denken’, mhd. īndruc ‘Empfindung, nachhaltige Wirkung’, bei den Mystikern gebräuchlich, danach häufig seit dem 18. Jh. (einen guten, tiefen Eindruck ‘Wirkung’ machen, hinterlassen). Drücker m. ‘mechanische Vorrichtung, Handhabe zur Ausübung von Druck’ (17. Jh.), dann ‘Bedienungsknopf zur Herstellung eines elektrischen Kontaktes’; vgl. dagegen mhd. drücker ‘Unterdrücker’, so noch im 19. Jh., dann abgelöst von Unterdrücker (s. unten). ausdrücken Vb. ‘auspressen, (in Worten) darstellen’, mhd. ūʒdrücken ‘auspressen’; seit dem 15. Jh. ‘in Worte fassen, aussprechen’ (Luther: mit ausgedruckten Worten für lat. expressis verbis); im 16. Jh. wird das Part. Prät. ausgedruckt häufig für heutiges ausdrücklich (s. unten) verwendet. Das 18. Jh. verbindet ausdrücken (und Ausdruck) mit dem Sichtbarwerden von Gefühl und seelischer Reaktion und bezieht es auf künstlerische Gestaltung und Formgebung. Ausdruck m. ‘äußerliches Zeichen inneren Geschehens, Erlebens’, spätmhd. ūʒdruc, seit dem 18. Jh. ‘die Art zu sprechen’, auch ‘Redensart, Wort, (künstlerische) Gestaltung’. ausdrücklich Adj. ‘betont, deutlich, klar’ (16. Jh.). bedrücken Vb. ‘belasten’, ahd. bithrucken ‘schänden, niederdrücken, unterdrücken’ (10. Jh.), mhd. bedrücken ‘niederdrücken, überwältigen’. unterdrücken Vb. ‘niederhalten, unterjochen, gewaltsam beherrschen’, mhd. underdrücken ‘nach unten drücken, unterjochen, unterwerfen’; Unterdrückung f. ‘Unterwerfung, (gewaltsame) Beherrschung’ (15. Jh.); Unterdrücker m. (15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke


Unterdrückung  ●  Suppression lat.
Assoziationen

Politik
Repression · Unterdrückung  ●  Oppression geh., veraltet, lat.
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Unterdrückung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Unterdrückung‹.

Zitationshilfe
„Unterdrückung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Unterdr%C3%BCckung>.

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