Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Untertan, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Untertans · Nominativ Plural: Untertanen
Nebenform veraltend Untertan · Substantiv · Genitiv Singular: Untertanen
Aussprache 
Worttrennung Un-ter-tan
Wortbildung  mit ›Untertan‹ als Erstglied: Untertanengebiet · Untertanengeist · Untertanenhaltung · Untertanenseele · Untertanentreue
eWDG

Bedeutungen

a)
abwertend dem Obrigkeitsstaat gegenüber kritikloser, devoter, untertäniger Staatsbürger
Beispiele:
In früheren Zeiten, im wilhelminischen Obrigkeitsstaat, klang das [das Wort »Untertan«] respektvoll, fast ehrerbietig, heute sagt es der Arbeiter ironisch und verächtlich. Er will nicht mehr Untertan in einer kaiserlichen Hierarchie sein [ WallraffWir brauchen Dich46]
Der Untertan [ H. MannUntertanTitel]
b)
historisch Bürger einer (absoluten) Monarchie, der seinem Landesherrn zu Gehorsam und Dienstbarkeit verpflichtet war
Beispiele:
[die] hessischen Landgrafen, die ihre Untertanen an fremde Feldherren verkauften [ Benn1,382]
Ich bin Untertan der Königin von Ungarn und ihr Offizier [ B. FrankTrenck223]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

untertan · Untertan · untertänig
untertan Adj. ‘(einem Höherstehenden) untergeben, unterworfen, dienstbar, hörig, gefügig’, heute nur noch prädikativ in Wendungen wie sich etw. untertan machen ‘etw. seinen Zwecken unterwerfen’, jmdm. untertan sein ‘von jmdm. abhängig, ihm unterworfen sein’. Das Adjektiv ahd. untartān (9. Jh.), mhd. undertān ‘untergeben, unterworfen, unterjocht, verpflichtet’, auch ‘dazwischengetan, untermischt, unter-, verschieden’, ist eigentlich das Part. Prät. eines in frühnhd. Zeit untergegangenen Verbs ahd. untartuon (8. Jh.), mhd. undertuon ‘unterwerfen, verhindern, untermischen, verschieden machen’ (s. tun). Dazu die Substantivierung Untertan m. ‘dem Landesherrn verpflichteter Bürger, Höriger, Leibeigener, der Obrigkeit gegenüber devoter, gefügiger Mensch, Untergebener’, mhd. undertān(e). untertänig Adj. ‘einem Vorgesetzten gegenüber übertrieben unterwürfig, ergeben’, früher auch Ausdruck besonderer Höflichkeitsbezeugung, ahd. untartānīg (Hs. 13. Jh.), mhd. untertænec, undertænic ‘untertan’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Befehlsempfänger · Untergebener · Untergeordneter · Untertan
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Synonymgruppe
Fronarbeiter · Leibeigener · Sklave · Untertan
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Untertan‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Untertan‹.

Gehorsam Grundherrschaft Hintersasse Leibeigene Obrigkeit Sultan Untertan Zar andersgläubig aufständisch aufsässig bayreuthischen bergisch brav eichstättischen einschichtig ergeben gehorsam getreu hausgesitzen kolonial leibeigen loyal nichtmuslimisch rebellisch stralenberger treu zinspflichtig ämtischen

Verwendungsbeispiele für ›Untertan‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Könnt ihr, ohne unter meiner direkten Kontrolle zu stehen, loyale Untertanen sein? [Moers, Walter: Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 1014]
Wo es irgendwie kostspielig wird, sind sie so vorsichtig wie irgendein deutscher Untertan. [Frisch, Max: Stiller, Rheda-Wiedenbrück: Bertelsmann 1997 [1954], S. 184]
Freilich schuldeten Karl auch die anderen Untertanen Treue, Karl spricht ausdrücklich davon. [Nitschke, August: Frühe christliche Reiche. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 21705]
Auch der eben den christlichen Untertanen gewährte Frieden hielt nicht lange an. [Altheim, Franz: Das alte Iran. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 18697]
Man sollte reine Untertanen züchten – bald wird es keine mehr geben. [Tucholsky, Kurt: Schnipsel. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1925], S. 3777]
Zitationshilfe
„Untertan“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Untertan>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

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