Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Unzufriedenheit, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Unzufriedenheit · Nominativ Plural: Unzufriedenheiten · wird selten im Plural verwendet
Aussprache 
Worttrennung Un-zu-frie-den-heit
Wortzerlegung unzufrieden -heit
Wahrig und ZDL

Bedeutungen

1.
Zustand, Stimmung der Unausgeglichenheit, der Enttäuschung, des Missmuts; das Unzufriedensein (mit etw., mit jmdm. oder mit sich selbst)
in gegensätzlicher Bedeutung zu Zufriedenheit (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine große, wachsende, allgemeine, tiefe, verbreitete Unzufriedenheit; die soziale, politische Unzufriedenheit
als Akkusativobjekt: Unzufriedenheit äußern, ausdrücken, schüren, bekunden
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Gründe, Ursachen für jmds. Unzufriedenheit
mit Genitivattribut: die Unzufriedenheit der Bevölkerung, der Menschen, Bürger, Wähler
als Aktiv-/Passivsubjekt: es herrscht Unzufriedenheit
hat Präpositionalgruppe/-objekt: die Unzufriedenheit in der Bevölkerung; die Unzufriedenheit mit der Politik, der (Bundes-)Regierung, der Arbeit
als Genitivattribut: ein Ausdruck, Zeichen der Unzufriedenheit
Beispiele:
Es ist ein kalter Wintertag, sie stehen auf der Straße vor der grauen Uni, und auf einmal kommt alles hoch, was sich angestaut hat, die Wut, die Enttäuschung über die Freundin, aber auch die eigene Unzufriedenheit. [Zeit Campus, 15.04.2009]
In beiden Punkten – in der allgemeinen Zufriedenheit mit dem Arbeitsklima und der speziellen Unzufriedenheit mit der Entlohnung – spiegelt sich trefflich die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung. [Der Standard, 24.10.2007]
Ich lebe in einem permanenten Zustand der Unzufriedenheit mit mir selbst. [Bild, 22.02.2019]
Und auf Unzufriedenheiten, die zum Beispiel die Hamburger Kitas zu Protestaktionen veranlassten, hat [Oberbürgermeister] Scholz mit ein paar schnellen Nachbesserungen reagiert. [Süddeutsche Zeitung, 02.01.2015]
Pendeln schafft Unzufriedenheit, denn man verliert – hineingezwungen in die Enge des Flugzeugs, Autos oder Bahnabteils – täglich Zeit, die bei der Arbeit, der Familie oder bei Freunden in der Kneipe fehlt. [Die Zeit, 24.10.2013]
Wann immer eine politische Debatte oder politische Unzufriedenheit in Gewalt umschlage, handele es sich um Extremismus[…]. [Die Zeit, 12.01.2011 (online)]
Zum Hintergrund der sich im Land [in Albanien] ausbreitenden Unzufriedenheit gehören auch die Versäumnisse [der Regierung] bei der Umsetzung von beschlossenen Reformen. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1990]]
2.
Ausmaß, Grad des Unbehagens, des Unbefriedigtseins, besonders hinsichtlich vorhandener (Lebens-)‍Bedingungen und Bedürfnisse
in gegensätzlicher Bedeutung zu Zufriedenheit (2)
Kollokationen:
als Aktiv-/Passivsubjekt: die Unzufriedenheit wächst, nimmt zu
Beispiele:
Wie schlecht dagegen die Union [bei den Koalitionsgesprächen mit der SPD] verhandelte, lässt sich daran messen, wie die Unzufriedenheit in der Fraktion in den vergangenen Tagen zunahm. [Berliner Zeitung, 10.11.2005]
[…] die Unzufriedenheit in Deutschland ist längst nicht so hoch wie in den USA, hier federt der Sozialstaat einen Großteil der Härten ab. [Die Welt, 18.05.2019]
In Deutschland […] ist im Gegensatz zu Norwegen weder die Unzufriedenheit ärmerer Bevölkerungsschichten gewachsen noch die Zufriedenheit der Wohlhabenderen gestiegen. [Welt am Sonntag, 10.03.2019]
Die größte Unzufriedenheit habe ich mit dem Stil des Schreibens gehabt. [Corinth, Lovis: Selbstbiographie. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690–1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1926], S. 30268]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Friede · Frieden · befrieden · befriedigen · umfrieden · einfriedigen · friedlich · friedfertig · zufrieden · Zufriedenheit · Unzufriedenheit · unzufrieden
Friede, Frieden m. ‘Zustand der Ruhe, Harmonie, Beilegung einer (kriegerischen) Auseinandersetzung’, älter auch ‘geschütztes, umzäuntes Gebiet’. Ahd. fridu (8. Jh.), mhd. vride, vrit, asächs. friðu, mnd. mnl. vrēde, nl. vrede, aengl. friþu, friþ, anord. friðr, schwed. frid (germ. *friþu-) ist ein mit ie. tu-Suffix gebildetes Verbalabstraktum im Sinne von ‘Zustand der Schonung, des Wohlwollens’ zu der unter frei (s. d.) angegebenen Wurzel. Der ehemalige stark flektierende u-Stamm tritt im Mhd. teilweise zur konsonantischen Flexion über, so daß Doppelformen entstehen, z. B. Genitiv Friedes und Friedens (noch bei Adelung), Dativ und Akkusativ Friede und Frieden (bis heute); auslautendes -n der schwachen obliquen Kasus dringt seit dem 18. Jh. in den Nominativ und ergibt auch hier die Doppelform Friede und Frieden. – befrieden Vb. ‘beruhigen, friedlich stimmen, den Friedenszustand herbeiführen’, mhd. bevriden ‘Friede, Schutz verschaffen, einzäunen’; vgl. ahd. fridōn ‘schützen, schonen’ (9. Jh.), gifridōn (um 1000), mhd. vriden ‘Frieden bringen, friedlich beilegen, schützen, erhalten, einen Zaun machen’. befriedigen Vb. ‘beschützen’ (15. Jh.), ‘versöhnen, begütigen, zufriedenstellen’ (16. Jh.). umfrieden Vb. ‘umgeben, einzäunen’, mhd. umbevriden; dann umfriedigen (16. Jh.). einfriedigen Vb. (17. Jh.). friedlich Adj. ‘ruhig, um Frieden bemüht’, mhd. vridelich, auch ‘Schutz gewährend’; vgl. ahd. fridulīhho Adv. (11. Jh.). friedfertig Adj. ‘friedliebend, friedlich’ (16. Jh.). zufrieden Adj. ‘mit sich und der Welt in Einklang, einverstanden’, zusammengezogen aus der präpositionalen Fügung zu Frieden, zunächst in Verbindung mit Verben der Richtung (z. B. setzen, stellen, kommen), seit dem 16. Jh. als Adverb (vgl. noch zufriedengeben, zufriedenlassen), seit dem 17. Jh. auch als Adjektiv gebraucht und flektiert. Zufriedenheit f. Unzufriedenheit f. (17. Jh.), unzufrieden Adj. (18. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Desillusion · Enttäuschung · Frust · Frustration · Unzufriedenheit
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Unzufriedenheit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Unzufriedenheit‹.

Zitationshilfe
„Unzufriedenheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Unzufriedenheit>.

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