Verderbnis, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Verderbnis · Nominativ Plural: Verderbnisse
Aussprache
Worttrennung Ver-derb-nis
Wortbildung
mit ›Verderbnis‹ als Letztglied:
Sittenverderbnis
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
verderben · Verderb · Verderben · verderblich · Verderbnis
verderben
Vb.
‘schlecht, unbrauchbar werden oder machen, einen schlechten Einfluß ausüben’,
entstanden aus der Vermischung des starken intransitiven Verbs
mhd.
verderben
‘zunichte werden, zu Schaden kommen, umkommen, sterben’
mit dem zugehörigen Kausativum
mhd.
verderben
‘zu Schaden bringen, zunichte machen, zugrunde gehen lassen, zugrunde richten, töten’;
vgl. die Partizipialadjektive
verderbt
‘moralisch verkommen’,
fachsprachlich
‘unleserlich, schwer zu entziffern’,
und
verdorben
‘verbraucht, ungenießbar, schlecht, moralisch verkommen’.
Dazu entsprechend
(ebenfalls stark und schwach)
mnd.
vorderven,
mnl.
verderven.
Zugrunde liegt das starke Verb
mhd.
(selten)
derben,
mnd.
derven
‘verderben’,
aengl.
(ge)deorfan
‘sich anstrengen, arbeiten, in Gefahr sein, umkommen’,
das mit
aengl.
(ge)deorf
‘Arbeit, Mühsal, Gefahr’
und außergerm. mit
lit.
dìrbti
‘arbeiten’,
dárbas
‘Arbeit, Tat, Werk’
auf
ie.
*dherbh-
‘derb, kräftig arbeiten’
(wozu wahrscheinlich auch
derb,
s. d.)
führt.
Verderb
m.
‘das Unbrauchbar-, Ungenießbarwerden, Unglück, Verhängnis’,
mhd.
verderp,
mnd.
vorderf.
Verderben
n.
‘Untergang, Zerstörung, Vernichtung, moralischer Verfall’,
mhd.
verderben,
substantivierter Infinitiv.
verderblich
Adj.
‘leicht verderbend, schnell unbrauchbar, ungenießbar werdend, unheilvoll, moralisch schädlich’
(15. Jh.),
mnd.
vorderflīk
‘verderblich, schädlich, zugrundegerichtet, baufällig, dem Verderben ausgesetzt’.
Verderbnis
f.
‘das Verdorbensein, schlechter Zustand, (moralische) Verkommenheit’,
mhd.
verderpnisse,
mnd.
vorderfnisse
‘Vernichtung, Verwüstung, Untergang, schlechter Zustand, Schaden’.
Typische Verbindungen zu ›Verderbnis‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Verderbnis‹.
Verwendungsbeispiele für ›Verderbnis‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Darunter finde ich einen Gesang von der Verderbnis der Kirche.
[Weismantel, Leo: Die höllische Trinität, Berlin: Union-Verl.1966 [1943], S. 88]
Sein auf das Jenseits gerichteter mönchischer Sinn nimmt mit tiefer Trauer die Verderbnis der Zeit wahr.
[Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Tübingen: Francke 1993 [1948], S. 123]
Der Text ist eine pathetische Rügedichtung gegen die höfische Verderbnis.
[Schaal, Richard u. a.: Kantate. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1958], S. 40665]
Mit deren Verderbnis hat der Niedergang der europäischen Zivilisation sichtbar eingesetzt.
[Die Zeit, 26.08.1998, Nr. 36]
Erst dieses schwerwiegende Nein, der endgültige Abfall von Gott, sei der Seele Verderbnis.
[Der Tagesspiegel, 30.07.2004]
Zitationshilfe
„Verderbnis“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Verderbnis>.
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