Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Verfehlung, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Verfehlung · Nominativ Plural: Verfehlungen
Aussprache 
Worttrennung Ver-feh-lung
Wortzerlegung verfehlen -ung
Wortbildung  mit ›Verfehlung‹ als Letztglied: Eheverfehlung
eWDG

Bedeutung

(leichteres) Vergehen, Verstoß
Beispiele:
sich eine Verfehlung zuschulden kommen lassen
eine geringe, grobe, schwerwiegende, sittliche Verfehlung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

fehlen · Fehl · fehl · Fehltritt · Fehlschluß · Fehlgeburt · Fehlanzeige · fehlbar · unfehlbar · Fehler · verfehlen · Verfehlung
fehlen Vb. ‘abwesend, nicht vorhanden sein, einen Irrtum, ein Unrecht begehen’, Aus afrz. falir, faillir ‘verfehlen, im Stich lassen, versagen, fehlschlagen, sich irren’ (frz. faillir ‘einen Fehler begehen, sich irren, versagen’), dann auch ‘jmdm. entgehen, mangeln, nötig sein’ (oft unpersönlich afrz. frz. il faut ‘es ist nötig’), das über vlat. *fallīre auf lat. fallere ‘betrügen, täuschen, irreführen’ zurückgeht, wird mhd. vælen, vēlen ‘verfehlen, nicht treffen’ entlehnt, daneben gleichbed. mhd. failieren, fālieren, fallieren mit stärkerer Bewahrung der fremden Form (zu unterscheiden von nhd. fallieren ‘Bankrott machen’, Übernahme des 16. Jhs. von gleichbed. ital. fallire, im 16./17. Jh. auch ‘betrügen’, in diesem Sinne unmittelbar aus dem Lat.). Das zunächst als Turnierausdruck aufgenommene Verb (‘beim Stoß mit der Lanze das Ziel verfehlen’) gilt bereits im Mhd. entsprechend dem afrz. Vorbild auch für ‘sich irren’, für ‘fehlschlagen’ und ‘mangeln, nicht zur Verfügung stehen’. Eine Variante mhd. veilen setzt sich noch in frühnhd. feilen fort, namentlich im Md., wohl beeinflußt durch ebenfalls aus dem Frz. stammendes mnd. fēilen ‘verfehlen, fehlschlagen, mangeln, im Stich lassen’. – Fehl m. ‘Makel, Mangel, Verfehlung’, mhd. væle f., Entlehnung aus afrz. faille ‘Mißerfolg, Irrtum, Mangel’, das über vlat. *fallia auf lat. falla ‘Betrug’ zurückgeht. Maskulines Genus entwickelt sich wohl bei der verkürzten artikellosen Form des Substantivs in den Fügungen mhd. āne væl, sunder væl ‘jeden Irrtum ausschließend, zweifelsfrei, ganz gewiß’, die gleichbed. afrz. sans faille nachbilden (vgl. dagegen mit anderer Auffassung nhd. ohne Fehl ‘makellos’). Wahrscheinlich aus Verb und abhängigem Akkusativ (vgl. einen Fehl gebären bei Luther und danach im älteren Nhd.) sind Bildungen wie fehlgehen, fehlgreifen, fehlschlagen entstanden; diese werden bis ins 19. Jh. häufig getrennt geschrieben (fehl gehen usw.), da das erste Glied einem Adverb ähnelt. Hieraus erklärt sich fehl Adj. Adv. ‘falsch, irrig, ergebnislos’, das seit Ende des 15. Jhs. vielfach nachweisbar ist, heute nur noch in der jungen Wendung fehl am Platz(e) sein ‘unpassend, unangebracht sein’. Der genannte verbale Bildungstyp ermöglicht substantivische Zusammensetzungen, ohne daß in jedem Falle das entsprechende Verb vorausgeht: Fehltritt m. ‘falscher Schritt, Vergehen’ (16. Jh.); Fehlschluß m. ‘falsche Schlußfolgerung’ (16. Jh.); Fehlgeburt f. ‘Abgang einer nicht lebensfähigen Leibesfrucht’ (18. Jh.); Fehlanzeige f. ‘negativer Bescheid’ (um 1900, zuerst soldatensprachlich vom negativen Schießergebnis). Das Kompositionsglied fehl- ist bis in die Gegenwart produktiv, vgl. Fehlentscheidung, Fehlkonstruktion, Fehlleistung, Fehlverhalten, Fehlzündung. – fehlbar Adj. ‘mit Mängeln behaftet, unvollkommen’, schweiz. ‘einer Verfehlung schuldig’ (um 1600), wohl Rückbildung zu unfehlbar Adj. ‘frei von Irrtum, untrüglich’ (16. Jh.). Fehler m. ‘Irrtum, Versehen’, anfangs auch ‘Fehlschuß’ (16. Jh.). verfehlen Vb. ‘nicht erreichen, nicht treffen’, mhd. vervælen ‘fehlen, sich irren, trügen, nicht treffen’; Verfehlung f. ‘Irrtum, Vergehen’ (17. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Nichterreichung · Verfehlung
Synonymgruppe
Frevel · Missetat · Tabubruch · Verfehlung · böse Tat · frevlerisches Handeln · Übertretung  ●  Sünde  religiös
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Verfehlung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Verfehlung‹.

Verwendungsbeispiele für ›Verfehlung‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ich war mir nicht bewußt, eine strafrechtliche Verfehlung zu begehen. [Friedländer, Hugo: Ein Landgerichtsrat auf der Anklagebank. In: ders., Interessante Kriminal-Prozesse, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1921], S. 4367]
Er werde aber jedenfalls wieder kandidieren, denn er habe sich keine Verfehlungen vorzuwerfen. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1997]]
Der Rat ist nicht ermächtigt, wegen Verfehlungen einzuschreiten, die vor seiner Bildung begangen wurden. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1952]]
Auch ging sie gegen Verfehlungen an der Wall Street vor. [Die Zeit, 24.01.2013 (online)]
Doch sind andere Politiker schon wegen weit geringerer Verfehlungen zurückgetreten. [Die Zeit, 20.02.2012, Nr. 08]
Zitationshilfe
„Verfehlung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Verfehlung>.

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