Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Verlauf, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Verlauf(e)s · Nominativ Plural: Verläufe
Aussprache 
Worttrennung Ver-lauf
Grundformverlaufen

Bedeutungsübersicht

  1. 1. das Vorwärtsschreiten in einem Prozess, der Ablauf, Lauf
    1. ⟨im Verlauf, Verlaufe des Gesprächs⟩ während des Gesprächs
    2. ⟨im Verlauf, Verlaufe von 5 Monaten⟩ innerhalb von 5 Monaten
    3. ⟨nach Verlauf einer Viertelstunde⟩ nach Ablauf einer Viertelstunde
  2. 2. Richtung, in der sich etw. erstreckt
eWDG

Bedeutungen

1.
das Vorwärtsschreiten in einem Prozess, der Ablauf, Lauf
Grammatik: meist im Singular
Beispiele:
sie berichteten vom Verlauf ihrer Arbeit, Reise, des Festes
der Arzt ist mit dem bisherigen Verlauf der Kur sehr zufrieden
man kann den weiteren Verlauf der Dinge, Ereignisse nicht genau vorhersagen
der typische Verlauf einer Infektionskrankheit
etw. nimmt einen guten, günstigen, glatten, reibungslosen, unerwarteten, dramatischen, verhängnisvollen Verlauf
die Krankheit nimmt einen leichten, milden, komplizierten, schweren Verlauf
der Wettkampf nahm einen ungemein spannenden Verlauf
den Verlauf von etw. verfolgen
im Verlauf, Verlaufe des Gesprächswährend des Gesprächs
Beispiele:
im Verlauf, Verlaufe des Gesprächs, unserer Unterhaltung, Debatte kam es zu einer Annäherung der Standpunkte
sie hatten sich im Verlauf, Verlaufe der Studienzeit kennen und schätzen gelernt
im Verlauf, Verlaufe von 5 Monateninnerhalb von 5 Monaten
Beispiel:
die Brigade erreichte im Verlauf, Verlaufe von 5 Monaten einen Planvorsprung von 6 Tagen
nach Verlauf einer Viertelstundenach Ablauf einer Viertelstunde
Beispiel:
nach Verlauf einer Viertelstunde liegt das Untersuchungsergebnis vor
2.
Richtung, in der sich etw. erstreckt
Beispiele:
der Verlauf einer Linie, Grenze
den Verlauf einer Kurve festlegen, bestimmen
Straffe und elastische Bindegewebsfaserzüge umgeben die Zahnhälse in vielfältigen, zum Teil kreisförmigen Verläufen [ Gesundheit1968]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
laufen · Lauf · Läufer · Zeitläufte · Lauft · Zeitlauf · läufig · geläufig · beiläufig · landläufig · vorläufig · ablaufen · Ablauf · anlaufen · Anlauf · auflaufen · Auflauf · auslaufen · Auslauf · belaufen · einlaufen · Einlauf · überlaufen · Überläufer · verlaufen · Verlauf · zerlaufen · Laufbahn · Lauffeuer · Laufgraben · Laufpaß · Laufzettel
laufen Vb. ‘(zu Fuß) gehen, rennen, fließen’. Für das gemeingerm. reduplizierende Verb ahd. (h)loufan (8. Jh.), mhd. loufen, asächs. -hlōpan, mnd. mnl. lōpen, nl. lopen, aengl. hlēapan ‘laufen, treten, tanzen’, engl. to leap ‘springen, hüpfen’, anord. hlaupa ‘laufen, springen’, schwed. löpa ‘laufen’, got. ushlaupan ‘aufspringen’ sind ie. Verwandte nicht mit Sicherheit nachzuweisen; eine (lautlich mögliche) Verbindung mit lit. šlubúoti ‘lahmen, hinken’ bzw. klùpti ‘niederknien, stolpern’ befriedigt semantisch nicht. Seebold 261 sieht Anknüpfungsmöglichkeiten in lit. keliáuti ‘wandern, reisen’, griech. kéleuthos (κέλευθος) ‘Weg, Pfad, Bahn, Reise’. Dann vielleicht über eine Erweiterung ie. *keleu- ‘wandern, Weg’ zur Wurzel ie. *kel- ‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’ (s. halten)? Die Vorstellung größerer Schnelligkeit tritt in neuerer Sprache vielfach zurück, so daß laufen für gehen eintreten kann. In nhd. Zeit wird laufen häufig auf Bewegungen von Fahrzeugen und Maschinen und speziell von Flüssigkeiten bezogen. – Lauf m. ‘das Laufen, Verlauf, Flußlauf, Bein des Haarwilds’, auch ‘Rohr von Handfeuerwaffen’ (vgl. Gewehrlauf), ahd. (h)louf (9. Jh.), mhd. louf, mnd. lōp, mnl. nl. loop ‘Gang, Lauf, Verlauf’, anord. hlaupr ‘Sprung’ führen auf germ. *hlaupa-, daneben (mit anderer Stammbildung) aengl. hlīep ‘Sprung’, anord. hlaup n. ‘Sprung, Lauf, Galopp (des Pferdes)’. Im Dt. auch das ti-Abstraktum germ. *hlaufti- mit ahd. (h)louft (8. Jh.), mhd. louft, nhd. (älter) Lauft, erhalten in Zeitläufte (s. unten). Läufer m. ‘wer (gut) läuft, Sportler einer Laufdisziplin, langer Teppich’, ahd. (h)loufāri (um 800), mhd. loufære, löufære ‘Bote, Rennpferd’. Zeitläufte Plur. ‘Zeitabschnitte mit ihren Ereignissen’ (18. Jh.), Zusammensetzung mit Lauft m. das im Anschluß an ahd. (h)louft (9. Jh.), mhd. louft im älteren Nhd. neben Lauf (s. oben) gebraucht wird; daneben Zeitlauf m. seit dem 17. Jh. bezeugt und im Sing. wie im Plur. verwendet. läufig Adj. ‘brünstig’, besonders von Hunden (15. Jh.), mhd. löufec, löufic ‘gangbar, bewandert, gerieben’, noch bis ins 18. Jh. im Sinne von ‘häufig vorkommend, gebräuchlich’ (wofür dann geläufig). geläufig Adj. ‘häufig vorkommend, allgemein bekannt, vertraut, fließend, perfekt’ (17. Jh.). beiläufig Adj. ‘wie zufällig, nebenher’, (südd.) ‘ungefähr’ (um 1500), daneben frühnhd. auch beiläuftig (15. Jh.). landläufig Adj. ‘üblich, allgemein bekannt’, frühnhd. lantlöufig, auch ‘im Lande umgehend’ (15. Jh.). vorläufig Adj. ‘nicht endgültig, einstweilig’ (17. Jh.), eigentlich ‘vorher-, vorausgehend’. ablaufen Vb. ‘weglaufen, abfließen, zu Ende gehen, sich ereignen, seinen Verlauf nehmen’, mhd. abeloufen; Ablauf m. ‘das Ablaufen, Abfluß(graben), Verlauf’, mhd. abelouf. anlaufen Vb. ‘sich in Bewegung setzen, anstürmen, ansteuern, beginnen, beschlagen, zunehmen’, ahd. ana(h)loufan (9. Jh.), mhd. aneloufen; Anlauf m. ‘das Anlaufen, Beginn, Anstoß’, ahd. ana(h)louf (10./11. Jh.), ana(h)louft (8. Jh.), mhd. anlouf ‘Ansturm, Angriff’. auflaufen Vb. ‘auf Grund laufen, aufgehen, anwachsen’, mhd. ūfloufen, auch ‘einen Auflauf bilden, anschwellen’; Auflauf m. ‘Zusammenlaufen einer erregten Menschenmenge’, mhd. ūflouf; ‘überbackene Speise’ (19. Jh.). auslaufen Vb. ‘herausfahren, zu Ende gehen, aufhören’, mhd. ūʒloufen, auch ‘hinauslaufen, entlaufen’; Auslauf m. ‘das Auslaufen, Strecke hinter dem Ziel’, mhd. ūʒlouf ‘Auszug, Durchfall, Ruhr’. belaufen Vb. ‘anlaufen, beschlagen’, sich belaufen auf ‘betragen’, mhd. beloufen, auch ‘durchlaufen, überlaufen’. einlaufen Vb. ‘kleiner werden, ankommen, eingehen’ (17. Jh.). Einlauf m. ‘Ankunft am Ziel, Darmspülung’, frühnhd. ‘Einfall, das Eindringen’ (16. Jh.). überlaufen Vb. ‘desertieren, überfließen’, mhd. überloufen, auch ‘treffen, befallen, übergehen, auslassen, durchlaufen’; Überläufer m. ‘Deserteur’ (15. Jh.), mhd. überloufer ‘wer etw. kurz behandelt, abtut’. verlaufen Vb. ‘ablaufen, vergehen, verirren’, ahd. fir(h)loufan ‘vorauslaufen, überholen’ (9. Jh.), ‘vergehen’ (um 1000), mhd. verloufen, auch ‘vorüberlaufen, sich begeben, sich abnützen’; Verlauf m. ‘Ablauf, Entwicklung, Vorgang’ (15. Jh.). zerlaufen Vb. ‘auseinandergehen, -fließen’, ahd. zi(h)loufan ‘herab-, auseinanderlaufen’ (8. Jh.), mhd. zerloufen, auch ‘vergehen’. Laufbahn f. ‘Bahn für Wettrennen’ (17. Jh.), ‘Werdegang, Berufsweg’ (seit dem 18. Jh. als Verdeutschung von Karriere, s. d.). Lauffeuer n. ‘Feuer (zur Fernzündung), das sich über einen Strich ausgeschütteten Pulvers bewegt’ (17. Jh.), in der Wendung wie ein Lauffeuer (sich ausbreiten) ‘sehr schnell’; in jüngerer Zeit als ‘sich schnell (über trockenes Laub und Gras hin) ausbreitendes Feuer’ aufgefaßt (vgl. schweiz. Laubfeuer). Laufgraben m. ‘zum Schutz vor Geschossen angelegter Graben’ (16. Jh.). Laufpaß m. ‘Ausweis für entlassene (invalide) Soldaten und Arbeitsuchende, der die freie Bewegung innerhalb eines Landes zusichert’ (18. Jh.), heute noch in der Wendung jmdm. den Laufpaß geben ‘jmdn. wegschicken’. Laufzettel m. zunächst (17. Jh.) wie jüngeres Laufpaß, dann ‘Zettel an Werkstücken zur Eintragung bestimmter Arbeitsgänge, Zettel, der durch eine Reihe von Büros läuft’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Ablauf · Hergang · Prozess · Verlauf · Vorgang  ●  Verfolg fachspr., sehr selten
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen

Chronik · History · Verlauf (PC, IT) · Verlaufsprotokoll · Versionsgeschichte

Typische Verbindungen zu ›Verlauf‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Verlauf‹.

Verwendungsbeispiele für ›Verlauf‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Diese Gänge stehen in ihrem ganzen Verlauf nicht miteinander in Verbindung. [Dressler, M. A.: Was jede Frau wissen sollte!, Dresden: Selbstverlag 1903, S. 11]
Zu diesem Zeitpunkt hätte der Abend noch einen glücklichen Verlauf nehmen können. [Becker, Jurek: Amanda herzlos, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1993 [1992], S. 78]
Was hiermit gemeint ist, wird im Verlauf der sich anschließenden Überlegungen deutlich. [Hijiya-Kirschnereit, Irmela: Selbstentblößungsrituale, Wiesbaden: Steiner 1981, S. 49]
Was ist also dann der voraussichtliche zukünftige Verlauf der totalitären Entwicklung? [Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 255]
Was haben wir im Verlauf der europäischen Aufklärung falsch gemacht? [Die Zeit, 02.12.1999, Nr. 49]
Zitationshilfe
„Verlauf“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Verlauf>.

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