Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Verlegenheit, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Verlegenheit · Nominativ Plural: Verlegenheiten
Aussprache 
Worttrennung Ver-le-gen-heit
Wortbildung  mit ›Verlegenheit‹ als Erstglied: Verlegenheitsgeschenk · Verlegenheitslösung · Verlegenheitsmannschaft · Verlegenheitspause · Verlegenheitsphrase · Verlegenheitsprodukt
 ·  mit ›Verlegenheit‹ als Letztglied: Geldverlegenheit
eWDG

Bedeutungen

1.
Befangenheit, Beschämung, Verwirrtheit
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
jmd. zeigt, verrät, verbirgt seine Verlegenheit
sie errötete vor Verlegenheit
eine Frage, ein Kompliment bringt jmdn. in Verlegenheit
linkische, mädchenhafte Verlegenheit
2.
unangenehme, hilflose Lage, schwierige Situation, in der sich jmd. befindet
Beispiele:
in (großer, arger, ernstlicher) Verlegenheit sein
in Verlegenheit geraten, kommen
jmdm. aus der (ersten), aus einer (finanziellen, pekuniären) Verlegenheit helfen
jmdm. Verlegenheiten bereiten
hoffentlich komme ich nie in die Verlegenheit (= komme ich nie in die Lage), das tun zu müssen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

verlegen2 · Verlegenheit
verlegen2 Part.adj. ‘befangen, beschämt, verwirrt, unsicher’ (18. Jh.), ahd. firlegan ‘schwerfällig, träge, ehebrecherisch’, mhd. verlegen ‘durch zu langes Liegen, durch Nichtstun, durch Tändelei in Trägheit versunken, verdorben’, zu ahd. firliggen ‘Ehebruch treiben’ (8. Jh.), mhd. verligen ‘durch Liegen Schaden nehmen, durch zu langes Liegen in Untätigkeit, Trägheit versinken, erschlaffen, untauglich werden’; s. liegen. Die Bedeutungsentwicklung führt von ‘untätig’ über ‘ratlos, unschlüssig’ zu ‘befangen, beschämt’. – Verlegenheit f. ‘Befangenheit, Verwirrung, Unsicherheit, unangenehme, schwierige Lage’ (18. Jh.); vgl. mhd. verlegenheit ‘schimpfliche Untätigkeit, Trägheit’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Betretenheit · Peinlichkeit · Verlegenheit
Synonymgruppe
Beschämung · Erniedrigung · Verlegenheit
Oberbegriffe
Synonymgruppe
Nicht-mehr-weiter-Wissen · Ratlosigkeit · Verlegenheit  ●  Aporie  geh.
Synonymgruppe
(in der) Patsche · (in der) Tinte (sitzen) · Misslichkeit · Not · Notlage · Schwierigkeit · Verlegenheit · missliche Situation · schwierige Situation · verzwickte Situation  ●  Bedrängnis  geh. · Bredouille  ugs., franz. · Klemme  ugs. · Schwulibus  ugs., selten · Schwulität (meist Plur.: in Schwulitäten)  ugs. · Verdrückung  ugs., regional
Assoziationen
  • (für jemand anderen) die Vorteile sichern · (für jemand anderen) etwas riskieren  ●  (für jemand anderen) die Kastanien aus dem Feuer holen (und sich dabei die Pfoten verbrennen) fig.
  • Krise · Misere · Missstand · Tragik · Verhängnis · angespannte Lage · kritische Situation · missliche Lage · schlimmer Zustand · Übel  ●  Elend geh., übertreibend · Kalamität geh., lat. · Krisis geh., veraltend · Malaise fachspr. · Schlamassel ugs.
  • (für jemanden) die Situation retten · (jemanden) herausreißen  ●  (für jemanden) den Karren aus dem Dreck ziehen fig. · (für jemanden) die Karre aus dem Dreck ziehen fig. · (jemandem) aus der Patsche helfen ugs.
  • (etwas ist) nicht gut · schöner Mist  ●  schöne Scheiße derb
  • in Schwierigkeiten (sein) · in Schwierigkeiten (stecken) · in einer schwierigen Situation sein · in einer schwierigen Situation stecken  ●  (sich) in schwierigem Fahrwasser befinden fig.
  • in großen Schwierigkeiten sein  ●  bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken sprichwörtlich · (knie)tief in der Scheiße stecken derb, fig. · bis zum Hals in der Scheiße stecken derb, fig. · echte Probleme haben ugs., variabel · ganz schön in der Klemme sitzen ugs. · in der Scheiße sitzen derb · jede Menge Ärger haben ugs.
  • (das) Fehlen (von) · Knappheit · Seltenheit · Unterversorgung (mit) · Verknappung (von) · Versorgungsproblem(e bei) · fehlender Nachschub  ●  Engpass fig. · Mangel (an) Hauptform

Typische Verbindungen zu ›Verlegenheit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Verlegenheit‹.

Verwendungsbeispiele für ›Verlegenheit‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auch Damen können in die Verlegenheit kommen, sich selbst vorstellen zu müssen. [Graudenz, Karlheinz u. Pappritz, Erica: Etikette neu, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1967 [1956], S. 294]
Die kleine Hexe geriet nicht ein einziges Mal in Verlegenheit. [Preußler, Otfried: Die kleine Hexe, Stuttgart: Thienemann 1980 [1957], S. 108]
Bei der Berechnung kommen wir jedoch sofort in einige Verlegenheit. [Eck, Bruno: Technische Strömungslehre, Berlin: Springer 1941, S. 4]
Verständnislose Verlegenheit lag zum Teil auf den abgehärmten Zügen der Frauen. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1911], S. 1448]
Der Herr Minister befand sich diesmal doch in einer gewissen Verlegenheit. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 18.02.1902]
Zitationshilfe
„Verlegenheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Verlegenheit>.

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