Vernunft
f.
‘geistiges Vermögen, Zusammenhänge zu erkennen, zu beurteilen und sich dementsprechend sinnvoll und zweckmäßig zu verhalten, Verstand, Einsicht’.
Das nur im
Dt. begegnende Substantiv
ahd.
firnumft
(9. Jh.),
firnunst
(10. Jh.),
mhd.
vernu(n)ft,
vernu(n)st
‘Tätigkeit des Vernehmens, Hörens, Begreifens, sinnliche Wahrnehmung, Verständnis, Einsicht, Klugheit’,
mnd.
vornu(n)ft,
vornumst,
vornumpst
(
mnl.
vernu(n)ft,
vernonft,
nl.
vernuft,
dän.
fornuft,
schwed.
förnuft
aus dem
Mnd. entlehnt)
ist eine Abstraktbildung zu dem unter
nehmen
(s. d.)
behandelten Präfixverb
vernehmen
in dessen alter Bedeutung
‘erfassen, begreifen’,
bezeichnet also
‘das richtige Auffassen, Begreifen, Aufnehmen’.
Doch schon im
Ahd.
ist die heutige Bedeutung weitgehend
(besonders durch
Notker)
ausgebildet.
Zwischen dem Wurzelauslaut
m
(assimiliert
n)
und dem
ti-Suffix
entwickelt sich ein Gleitlaut
p
bzw.
s
oder
f
(wie bei
Brunft,
s. d.,
und
Kunft,
s.
kommen).
–
Unvernunft
f.
‘Mangel an Vernunft, Torheit’,
ahd.
unfirnunst
(um 1000),
mhd.
unvernunst,
unvernunft
‘Unverstand, Unkenntnis’,
mnd.
unvornuft.
vernünftig
Adj.
‘Vernunft besitzend, auf Vernunft gegründet, einsichtig, besonnen, verständig, sinnvoll’,
ahd.
firnunstīg
‘verständig, kundig, verständlich’
(9. Jh.),
mhd.
vernünftic,
vernunftic,
vernunstic;
unvernünftig
Adj.
‘vernunftwidrig, töricht’,
ahd.
unfirnunstīg
(um 1000),
mhd.
unvernunftic,
unvernumftic.