Vogel
m.
gefiedertes, in der Regel flugfähiges Wirbeltier,
ahd.
fogal,
fugal
(8. Jh.),
mhd.
vogel,
asächs.
fugal,
mnd.
vōgel,
vāgel,
mnl.
voghel,
nl.
vogel,
aengl.
fugol,
engl.
fowl
(‘Haushuhn’,
selten
‘Vogel’),
anord.
fugl,
schwed.
fågel,
got.
fugls
(
germ.
*fugla-).
Herkunft unbekannt.
Etymologisch wenig befriedigend ist der Versuch,
unter Annahme einer Dissimilation des
l
von
germ.
*flugla-
auszugehen und dieses mit Suffix
germ.
-la-
(
ie.
-lo-)
zu dem unter
fliegen
(s. d.)
behandelten Verb zu stellen.
Ebenfalls unsicher ist eine Verbindung mit
lit.
paũkštis
‘Vogel’,
das (mit unterschiedlich weitergebildeten)
lit.
putýtis
‘Küchlein’,
aslaw.
pъtica,
russ.
ptíca
(
птица)
‘Vogel’
sowie den unter
Fohlen
(s. d.)
genannten Formen an die Wurzel
ie.
*pōu-,
*pū̌-
‘klein, gering, wenig’,
vielfach für
‘Junges, Tierjunges, kleines Tier’
anzuschließen ist.
Die umgangssprachliche Wendung
den Vogel abschießen
‘als Bester abschneiden, die beste Leistung erreichen’
(16. Jh.)
stammt vom Vogelschießen,
dem Schützenfest auf der Vogelwiese.
Auf den Menschen übertragen
kommen in frühnhd. Zeit Fügungen auf wie
ein lockerer, loser Vogel
‘ein leichtsinniger, leichtfertiger Mensch’,
ein seltener Vogel
‘ein sonderbarer, wunderlicher Mensch’.
Die umgangssprachliche Wendung
einen Vogel haben
‘fixe Ideen haben, überspannt, verrückt sein’
ist literarisch seit dem 19. Jh. bezeugt.
–
vogeln1
Vb.
seltener
vögeln,
‘Vögel fangen, Vogelfang treiben’,
ahd.
fogalōn
‘auf Vogelfang ausgehen, Vogelschau anstellen’
(8. Jh.),
mhd.
vog(e)len,
asächs.
fugolon,
mnd.
mnl.
vōgelen,
aengl.
fugelian,
fuglian.
Auch
frühnhd.
vogeln
‘aus dem Vogelflug weissagen’.
Vogler
m.
(heute selten)
‘Vogelfänger, -steller’,
ahd.
fogalāri
(9. Jh.,
für
lat.
auceps,
auch
‘Wahrsager’,
für
lat.
augur),
mhd.
vogelære,
vogeler,
noch bekannt als Beiname König
Heinrichs I.,
der Vogler.
Vogelbeere
f.
rote Frucht der Eberesche, als
Lockspeise beim Vogelfang verwendet
(17. Jh.).
vogelfrei
Adj.
‘frei von Herrschaftsdiensten, frei wie ein Vogel in der Luft’
(Ende 15. Jh.),
‘rechtlos, ohne gesetzlichen Schutz, geächtet’
(16. Jh.),
eigentlich
‘den Vögeln (zum Fraße) freigegeben’,
da dem Körper eines Geächteten das Grab versagt wurde.
Vogelperspektive
f.
‘Sicht von hoch oben, von einem hochgelegenen Blickpunkt aus’
(2. Hälfte 18. Jh.),
frz.
à vue d’oiseau
‘aus der Sicht des Vogels’
nachgebildet, dafür auch
Vogelschau
f.
(19. Jh.).