sehen
Vb.
‘mit dem Gesichtssinn wahrnehmen’.
Mit
ahd.
sehan
(8. Jh.),
mhd.
sehen,
asächs.
sehan,
mnd.
sēn,
mnl.
sien,
nl.
zien,
afries.
sia,
aengl.
sēon,
engl.
to see,
anord.
sjā,
schwed.
se,
got.
saíƕan
(
germ.
*sehwan)
sind verwandt
ahd.
gisiuni
‘Anblick, Erscheinung, Aussehen’
(8. Jh.),
asächs.
siun
‘Auge’,
aengl.
sīen
‘Aussehen’,
anord.
sjōn
‘Blick, Auge’,
got.
siuns
‘Gesicht, Gestalt’;
s. auch die Verbalabstrakta
Sicht
und
Gesicht.
Außergerm. sind vergleichbar
air.
rosc
(aus
*prosk‐ͧo-)
‘Auge, Blick’,
alban.
sheh
‘sieht’,
hethit.
šakuwa
(Plur.)
‘Augen’
sowie auch
griech.
hépesthai
(
ἕπεσθαι)
‘folgen, begleiten’,
aind.
sácatē
‘begleitet, steht zur Seite, geht nach, folgt’,
lat.
sequī
‘(nach)folgen, begleiten, verfolgen, gehorchen’,
air.
sechithir
‘folgt’.
Man nimmt daher eine Bedeutungsentfaltung
‘folgen, mit den Augen folgen, sehen’
an,
hervorgegangen aus der Wurzel
ie.
*seku̯-
‘wittern, spüren’
(vom Hund bei der Jagd),
die sich in einem zweiten Bedeutungsstrang zu
‘zeigen, ankündigen’
(s.
sagen)
entwickelt hat.
–
Sehe
f.
‘Pupille, Sehvermögen, Ansicht’,
ahd.
seha
(9. Jh.),
mhd.
sehe;
heute noch landschaftlich.
Seher
m.
‘Prophet’
(16. Jh.);
vgl.
mhd.
sternseher.
sehenswürdig
Adj.
‘berühmt, außergewöhnlich und daher des Ansehens wert’
(18. Jh.);
Sehenswürdigkeit
f.
(Anfang 19. Jh.).
Sehkraft
f.
‘Sehvermögen des Auges’
(Anfang 18. Jh.),
älter
Sehenskraft
(Ende 17. Jh.).
absehen
Vb.
‘durch Beobachtung erlernen, woraus erkennen, merken, überblicken’
(16. Jh.),
‘auf etw. abzielen’
(17. Jh.,
dazu s.
Absicht),
‘verzichten’
(18. Jh.),
mhd.
abesehen
‘hinabsehen’;
absehbar
Adj.
‘überschaubar, erkennbar’
(18. Jh.),
in absehbarer Zeit
‘bald’
(Ende 19. Jh.).
ansehen
Vb.
‘seinen Blick auf etw. richten, betrachten’,
ahd.
anasehan
(8. Jh.),
mhd.
anesehen;
Ansehen
n.
‘Erscheinung’,
auch
(seit 16. Jh.)
‘Achtung, Wertschätzung’,
mhd.
anesehen
‘Anblick, Angesicht’;
Ansicht
f.
‘Seite, von der etw. betrachtet wird, Anblick, Bild’,
auch
(seit 19. Jh.)
‘Meinung’,
ahd.
anasiht
(9. Jh.),
mhd.
anesiht
‘Anblick’;
Ansichtskarte
f.
‘Postkarte mit Landschaftsbild’
(Ende 19. Jh.);
angesehen
Part.adj.
‘geachtet’
(Anfang 18. Jh.);
frühnhd.
angesehen, (daß) …
‘in Anbetracht’.
ansehnlich
Adj.
‘angesehen, stattlich, wohlgefällig anzusehen’
(Ende 15. Jh.).
aufsehen
Vb.
‘emporschauen’,
ahd.
ūfsehan
(um 900),
mhd.
ūfsehen;
Aufsehen
n.
‘(öffentliche) Beachtung’,
spätmhd.
ūfsehen;
Aufseher
m.
‘Aufsichtführender, Wächter’,
spätmhd.
ūfseher;
Aufsicht
f.
‘das Aufpassen, Kontrolle’
(16. Jh.);
beaufsichtigen
Vb.
‘(über etw.) die Aufsicht haben, kontrollieren’
(Anfang 19. Jh.).
aussehen
Vb.
‘einen bestimmten Anblick bieten’
(16. Jh.),
vgl.
mhd.
ūʒsehen
‘hinaussehen’;
Aussehen
n.
‘äußere Erscheinung’
(17. Jh.),
‘Aussicht, Ausblick’
(16. Jh.);
Aussicht
f.
‘Blick in die Ferne’
(17. Jh.),
‘Zukunftsmöglichkeit, Erwartung’
(18. Jh.).
nachsehen
Vb.
‘hinterherschauen’,
mhd.
nāchsehen,
auch
‘nachforschen’
(17. Jh.),
‘duldend geschehen lassen, verzeihen’
(16. Jh.);
Nachsicht
f.
‘verzeihende Haltung’
(18. Jh.),
‘Beaufsichtigung’
(17. Jh.).
vorsehen
Vb.
‘sich in acht nehmen, planen, in Aussicht nehmen’,
ahd.
furisehan
‘vorhersehen’
(8. Jh.),
forasehan
‘vorhersehen, bedenken’
(9. Jh.),
mhd.
vür-,
vorsehen
‘vorwärts sehen, sich in acht nehmen, wofür Sorge tragen’;
Vorsehung
f.
‘Schicksal’,
mhd.
vürsehunge
‘Obsorge, Schutz, Schicksal’;
Vorsicht
f.
‘Achtsamkeit, Behutsamkeit’,
ahd.
forasiht
‘Voraussicht, Vorsehung’
(um 1000,
für
lat.
prōvidentia),
spätmhd.
vorsiht;
vorsichtig
Adj.
‘achtsam, behutsam’,
ahd.
forasihtīg
‘vorherschauend, voraussehend’
(um 1000),
mhd.
vür-,
vorsihtic
‘voraussehend, einsichtig, verständig’.
versehen
Vb.
‘sich um etw. kümmern, ausstatten, ausrüsten, sich irren’,
ahd.
firsehan
‘verachten, verschmähen’
(8. Jh.),
sih firsehan
‘bedacht sein’
(9. Jh.),
mhd.
versehen
‘vorhersehen, vorherbestimmen, besorgen, ausstatten, versorgen, übersehen, verachten, hoffen auf’;
Versehen
n.
‘Irrtum, unbeabsichtigter Fehler’
(17. Jh.),
häufig
aus Versehen
‘ohne Absicht’
(Anfang 19. Jh.).
Zuversicht
f.
‘Vertrauen in die Zukunft’,
ahd.
zuofirsiht
‘ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen’
(um 1000),
mhd.
zuoversiht.