Vorzeichen, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Vorzeichens · Nominativ Plural: Vorzeichen
Aussprache [ˈfoːɐ̯ʦaɪ̯çn̩]
Worttrennung Vor-zei-chen
Bedeutungsübersicht
- 1. Omen, Anzeichen für Künftiges
- 2. vorangestelltes
Zeichen
- a) [Mathematik] vorangestelltes Zeichen, das eine Zahl als positiv oder negativ kennzeichnet
- b) [Musik] Zeichen der Notenschrift, das die Erhöhung oder Erniedrigung eines Tons um einen bzw. zwei Halbtöne oder die Aufhebung einer vorangehenden Erhöhung bzw. Erniedrigung bewirkt; Zeichen der Notenschrift, das (unmittelbar hinter dem Notenschlüssel und vor der Taktart) der Angabe der Tonart eines (Teils eines) Musikstücks dient
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
Omen, Anzeichen für Künftiges
Synonym zu Vorbote (●), siehe auch Menetekel
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein düsteres, schlechtes, warnendes Vorzeichen
als Prädikativ: etw. als Vorzeichen deuten, sehen, werten
Beispiele:
etw. ist ein gutes, ungünstiges VorzeichenWDG
etw. erscheint jmdm., gilt als ein schlimmes VorzeichenWDG
ein Ereignis als ein böses Vorzeichen deuten, nehmenWDG
ein Ereignis für ein sicheres, untrügliches Vorzeichen haltenWDG
Wer ein Vorzeichen bewußt oder unbewußt sucht,
dem kann jedes Ding und jedes Geschehen zum O. (= Omen)
werden; man muß es nur bemerken und richtig deuten. [Röhrich, L.: Omen. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 23876]
Alle Medien haben über den charmanten Designer geschrieben, der
[…] Deutschlands B‑Prominenz mit Anzügen im Vintage‑Stil
versorgte. Die Vorzeichen waren also gut, als der
Modemacher[…] loszog, eine große Karriere zu starten. [Die Zeit, 08.01.2015]
Unter den Vorzeichen des Klimawandels mit
steigendem Meeresspiegel sei die übliche Befestigung der Küsten mit Beton,
Steinen und Asphalt nicht mehr sinnvoll, sagte der Leiter der
Wattenmeerstation des Alfred‑Wegener‑Instituts für Polar‑ und
Meeresforschung […]. [Die Welt, 02.05.2005]
In Japan herrscht Deflation, die Zinsen sind auf das niedrigste
jemals gemessene Niveau gesunken; langfristiges Kapital ist in London und
New York billiger als kurzfristiges – Vorzeichen
eines beginnenden Abschwungs. [Süddeutsche Zeitung, 24.09.1998]
a)
Phrasem:
⟨unter schlechten, ungünstigen Vorzeichen stehen (= unter widrigen, hinderlichen Umständen verlaufen, von Anfang an auf einen ungünstigen Ausgang hinauslaufen)⟩
Beispiel:
seine Arbeit stand unter einem ungünstigen VorzeichenWDG
b)
Phrasem:
⟨unter keinen guten Vorzeichen stehen (= unter ungünstigen Bedingungen, widrigen Umständen verlaufen) (= von Anfang an auf einen ungünstigen Ausgang hinauslaufen)⟩
c)
Phrasem:
⟨unter guten Vorzeichen stehen (= unter günstigen Bedingungen verlaufen) (= von Anfang an auf einen günstigen Ausgang hinauslaufen)⟩
2.
vorangestelltes Zeichen
a)
Mathematik vorangestelltes Zeichen, das eine Zahl als positiv oder negativ kennzeichnet
Beispiele:
ein positives, negatives VorzeichenWDG
In der Übersicht der Jahresergebnisse und Prognosen der Gemeinde
Dalheim von 2013 bis 2021 findet sich in jeder Spalte ein negatives
Vorzeichen. Auf 143.000 Euro belief sich der
nun im Gemeinderat festgestellte Jahresfehlbetrag 2016[…]. [Allgemeine Zeitung, 13.12.2017]
In der Mathematik gibt es das Rechnen in der
Klammer: Entscheidend ist nicht, was in der Klammer geschieht, ob man
also dort addiert, subtrahiert oder multipliziert. Entscheidend ist,
welches Vorzeichen vor der Klammer steht, ob es
sich um ein Plus oder ein Minus handelt. Der ganze Wert verwandelt sich
ins Gegenteil, wenn aus dem Plus ein Minus wird. [Süddeutsche Zeitung, 01.04.2010]
Damit keine Verwechslung mit Ladungen von
Ionen auftreten, wird die Oxidationszahl mit positivem bzw. negativen
[sic!]
Vorzeichen über das Elementsymbol geschrieben
[…]. [Oxidationszahlen bestimmen – Aufgaben, 17.12.2019, aufgerufen am 01.09.2020]
Zahlen bestehen nur aus Ziffern, eventuell
noch einem Dezimalpunkt und einem Vorzeichen,
Texte nur aus Buchstaben und Satzzeichen, also dem, was wir
umgangssprachlich das Alfabet
[sic!]
nennen. [Rechenberg, Peter: Was ist Informatik? München: Hanser 1994 [1991], S. 17]
α)
übertragen
Phrasem:
Beispiele:
in seinem zweiten Drama wiederholte sich dieser Konflikt mit veränderten, umgekehrten VorzeichenWDG
Schon am 5. Februar hatten die Vorwahlen den Demokraten
[zur Bestimmung ihres Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl] statt
des vorher fast sicher erwarteten Siegs der vormaligen Favoritin
Hillary Clinton eine Fortsetzung des Zweikampfs beschert – unter
Umkehrung der Vorzeichen. [Die Zeit, 28.02.2008]
β)
Phrasem:
Beispiel:
Zwar
wäre theoretisch auch eine Fortführung der
[in Österreich] bestehenden
rot‑schwarzen Koalition unter umgekehrten
Vorzeichen möglich, doch im Verlauf des
erbitterten Wahlkampfes wurde immer deutlicher, dass die
traditionellen Regierungspartner einander über jede Toleranzgrenze
hinaus überdrüssig geworden sind. [Die Zeit, 15.10.2017 (online)]
b)
Musik Zeichen der Notenschrift, das die Erhöhung oder Erniedrigung eines Tons um einen bzw. zwei Halbtöne oder die Aufhebung einer vorangehenden Erhöhung bzw. Erniedrigung bewirkt; Zeichen der Notenschrift, das (unmittelbar hinter dem Notenschlüssel und vor der Taktart) der Angabe der Tonart (1) eines (Teils eines) Musikstücks dientZDL
siehe auch Akzidens (2), Versetzungszeichen
Beispiele:
ein Stück ohne VorzeichenWDG
ein Stück mit einem Kreuz, mit einem B als VorzeichenWDG
Tatsächlich beginnt das Stück in C‑Dur, also völlig ohne
Vorzeichen. [Münchner Merkur, 09.03.2019]
Schon um das 10. Jahrhundert herum brauchte
man zusätzlich zum H (damals noch B) auch den Halbton darunter, weil es
sonst keine reine Quarte zum F gab. Eine Weile existierten zwei Bs: das
höhere b quadratum, eckig geschrieben, und das niedrigere, rundliche b
rotundum. Aus diesen beiden Zeichen entwickelten sich später auch die
musikalischen Vorzeichen ♭ (aus dem runden B)
sowie ♮ und ♯ (aus dem eckigen). [Die Zeit, 10.06.2010]
Warum Mozart so selten Tonarten mit vier oder gar mehr
Vorzeichen verwendete, bleibt ein
Rätsel. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.06.2006]
Die bei den Freimaurern besonders bedeutende Zahl Drei
widerspiegelt sich hier [in Mozarts Sinfonie in Es-Dur, KV 543] etwa in der Tonart Es‑Dur mit ihren drei
Vorzeichen, in dem dreimaligen
Es‑Dur‑Dreiklang zu Beginn der langsamen Einleitung sowie im Metrum und
in der Dreiklangmotivik des ersten Allegros. [Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2017]
Stücke in Fis‑Dur mit sechs Kreuzen als
Vorzeichen habe ich der Kompliziertheit wegen
nie gespielt[…]. [Thüringer Allgemeine, 30.12.2017]
Es [das Thema des Satzes] steht in
es‑moll, was aus dem Notenbild nicht sofort ersichtlich ist, da Schumann
nur drei Vorzeichen gesetzt hat. [Schumann: Musik ohne Tonmalerei, 05.06.2014, aufgerufen am 01.09.2020]
Das wegen seiner vielen Vorzeichen (sechs
Kreuze) selten gespielte Präludium mit Fuge in dis‑moll faszinierte
durch eine ungeheure musikalische Dichte […]. [Frankfurter Rundschau, 08.10.1998]
Auf den […]Takt
[mit einem A-Dur-Dreiklang] fallen
nicht weniger als sechs Auflösungszeichen, die alle unnötig wären,
würden sich die Vorzeichen nur auf einen Takt
beziehen. […] Zwar kann der Hörer ohne Notendruck das
Lied geniessen, aber der Spieler, die Sängerin oder der Sänger und der
Betrachter erhalten beim Einblick in die Notation einen zusätzlichen
Gewinn. [Neue Zürcher Zeitung, 11.01.1997]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Zeichen · Abzeichen · Anzeichen · Vorzeichen
Zeichen n. ‘sinnlich wahrnehmbarer Hinweis, Symptom, Symbol’, ahd. zeihhan (8. Jh.), mhd. zeichen ‘Merkmal, Sinnbild, Sternbild, Vorzeichen, Symbol, Wunder’, asächs. tēkan, mnd. tēken, mnl. tēken, teiken, nl. teken ‘Zeichen’, aengl. tāc(e)n ‘Zeichen, Wunder, Beweis, Banner’, engl. token ‘(An)zeichen, Symbol, Signal’, anord. teikn, schwed. tecken ‘Zeichen’, got. taikn n., taikns f. ‘Zeichen, Wunder’ führen auf germ. *taikna- (bzw. *taikni- für got. taikns f.). Dies ist anschließbar an ie. *doig̑-, Ablautstufe neben *deig̑-, eine Variante der unter zeihen (s. d.) angeführten Wurzel ie. *deik̑- ‘zeigen’. – Abzeichen n. ‘Kennzeichen, Unterscheidungsmerkmal’, spätmhd. abezeichen; ‘Anstecknadel als Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einer Organisation’ (Anfang 20. Jh.). Anzeichen n. ‘Ankündigung, Vorzeichen, erster Hinweis, Symptom’ (Anfang 16. Jh.). Vorzeichen n. ‘auf Künftiges weisendes Zeichen, Omen’, ahd. forazeihhan ‘Anzeichen, Vorankündigung’ (8. Jh.), mhd. vorzeichen ‘Vorzeichen, -bild, Sinnbild’; auch ‘vorangestelltes Zeichen’, in der Mathematik zur Kennzeichnung einer positiven oder negativen Zahl, in der Musik zur Angabe der Erhöhung oder Erniedrigung um einen oder zwei Halbtöne bzw. deren Aufhebung, ‘Versetzungszeichen’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Assoziationen |
|
Anklang ·
Vorgeschmack ·
Vorzeichen
Assoziationen |
|
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Vorzeichen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Vorzeichen‹.
Koeffizient
Ladung
Orakel
Permutation
Tonart
Wellenfunktion
böse
deuten
düster
entgegengesetzt
geändert
ideologisch
negativ
positiv
umgedreht
umgekehrt
umkehren
ungünstig
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