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Votum, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Votums · Nominativ Plural 1: Voten · Nominativ Plural 2: selten Vota
Aussprache  [ˈvoːtʊm]
Worttrennung Vo-tum
Wortbildung  mit ›Votum‹ als Erstglied: votieren  ·  mit ›Votum‹ als Letztglied: Minderheitenvotum · Minderheitsvotum · Misstrauensvotum · Sondervotum · Vertrauensvotum · Wählervotum
Herkunft aus vōtumlat ‘feierliches (religiöses) Versprechen, Gelübde, Gelöbnis bei Ehebündnissen, Wunsch, Verlangen’ < vovērelat ‘geloben, feierlich versprechen, erflehen, wünschen’
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutung

bildungssprachlich
1.
Synonym zu Stimme (4)
Kollokationen:
als Genitivattribut: die Abgabe, Auszählung, Gültigkeit der Voten
Beispiele:
Bei der Abstimmung gaben nur rund 40 Prozent der Wahlberechtigten einen gültigen Stimmzettel ab, wie die Wahlbehörde nach Auszählung von 99,8 Prozent der Voten meldete. [Die Zeit, 02.10.2016 (online)]
Er braucht diesmal im Wahlbüro auch keinen Tipp abzugeben, weil er am Sonntag bereits im Urlaub ist. […] Er selbst hat sein Votum bereits per Briefwahl abgegeben. [Berliner Zeitung, 17.09.2005]
Abgestimmt wurde [in Venezuela] mit Wahlmaschinen, die allerdings von den Voten auch Papierkopien ausdruckten, die in Urnen eingegeben wurden. [Die Welt, 17.08.2004]
Denn zur Wahrung des Wahlgeheimnisses [bei einer Online-Wahl] muss das Votum unumkehrbar und betrugssicher von der Identität des Wahlberechtigten gelöst werden. [C’t, 2001, Nr. 8]
Der Großteil der Stimmen und weit über eine halbe Million per Briefwahl eingegangene Voten waren noch nicht gezählt [als ein TV-Sender schon das Wahlergebnis verkündete]. [Frankfurter Rundschau, 09.11.2000]
[Der bei der Präsidentenwahl im Kongo unterlegene Kandidat] Bemba erhielt in dem Lokal in Uvira von 348 abgegebenen Stimmen gerade einmal fünf Vota. [Der Standard, 03.11.2006] ungewöhnl.
2.
Entscheidung durch Stimmabgabe
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein ablehnendes, zustimmendes, einstimmiges, einhelliges, eindeutiges, einmütiges, mehrheitliches Votum
als Akkusativobjekt: ein Votum abwarten, akzeptieren, begrüßen, respektieren, ignorieren
als Dativobjekt: einem Votum fernbleiben
in Präpositionalgruppe/-objekt: sich zu einem Votum durchringen; an ein Votum gebunden sein; sich über ein Votum hinwegsetzen
mit Genitivattribut: das Votum der Abgeordneten, Delegierten, Mitglieder, Wähler, der Basis, des Parlaments, Parteitags
hat Präpositionalgruppe/-objekt: das Votum im Repräsentantenhaus, Sicherheitsrat; ein Votum für einen Arbeitskampf, Streik, die Unabhängigkeit
als Genitivattribut: die Bekanntgabe, Klarheit, Missachtung, Rechtmäßigkeit des Votums
Beispiele:
Die belgische Region Wallonien ist mit dem Freihandelsvertrag mit Kanada einverstanden. […] Nun stehen noch die Voten zweier weiterer Regionalparlamente in Belgien aus. [Neue Zürcher Zeitung, 28.10.2016]
Sämtliche Meinungsumfragen bis in die jüngste Zeit haben überwältigende Voten für die Beibehaltung der bewährten klassischen Orthographie erbracht. Gäbe es morgen einen Volksentscheid, wäre die Rechtschreibreform wie ein Spuk vom Tisch. [Die Welt, 25.06.2005]
Nach seinem [Walter Scheels] erfolgreichen Kampf für ein geschlossenes Votum seiner Partei [der FDP] zugunsten von Gustav Heinemann als Bundespräsident war für ihn der Weg zu jenem politischen Machtwechsel frei, den Heinemann schon angedeutet hatte. [Weizsäcker, Richard von: Dreimal Stunde Null? 1949 1969 1989, Berlin: Siedler Verlag 2001, S. 83]
Chef […] und unbestrittener Held der Unabhängigkeitsbewegung ist Xander Gusmao, der in Jakarta unter Hausarrest steht. Er soll am 15. September freigelassen werden und gilt im Falle eines Votums für ein von Indonesien unabhängiges Osttimor als künftiger Führer des Landes. [Fretilin. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1999]]
Errichtet werden soll jetzt, nach dem Votum von 314 Abgeordneten aller Parteien gegen 209 Stimmen, Peter Eisenmans […] Entwurf [für ein Holocaust-Mahnmal] aus 2.700 Stelen und einem »Ort der Information«. [konkret, 2000 [1999]]
3.
besonders schweizerisch Diskussionsbeitrag im Parlament (1), in einer Versammlung o. Ä.
Beispiele:
Den 16 Kurzpräsentationen gemeinsam war das Bewusstsein dafür, dass viele Probleme der nächsten Zeit nicht mehr innerhalb der nationalen Grenzen zu lösen sind. […] In fast allen Voten spielte als zentrale Herausforderung der Zukunft die Herstellung einer europäischen Öffentlichkeit eine wichtige Rolle. [Neue Zürcher Zeitung, 13.11.2016]
Die Lauten hört man, die Leisen überhört man. Das ist ein gängiges Muster auf der Bühne der Politik. Das wurmt zuweilen gemässigte Arbeitnehmervertretungen. Namentlich der Gewerkschaftsbund geniesst dank markigen Voten[…] starke Präsenz auf der Politbühne. [Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2016]
Natürlich war er [der Protagonist des Romans] weiterhin Mitglied der Partei der Arbeit und des Stadtparlaments und hielt Voten, in denen er darauf bestand, daß alle Menschen vor dem Gesetz gleich seien. [Widmer, Urs: Das Buch des Vaters, Zürich: Diogenes 2004, S. 173]
4.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein abweichendes, gespaltenes, uneinheitliches, klares Votum
als Akkusativobjekt: ein Votum abgeben, akzeptieren, begrüßen, einholen, respektieren
als Dativobjekt: sich einem Votum anschließen, beugen, unterwerfen, widersetzen; einem Votum folgen, vorgreifen
in Präpositionalgruppe/-objekt: sich auf ein Votum berufen, stützen; sich an ein Votum gebunden fühlen; sich über ein Votum hinwegsetzen
mit Genitivattribut: das Votum des Ethikrates, Wissenschaftsrates, der Expertenkommission
Beispiele:
Ein Chirurg hatte die Sachverständigen um ihre Meinung gebeten – er wolle eine vollständige Gesichtstransplantation vornehmen. Aus Sicht des Arztes ließ das abschlägige Votum immerhin die Möglichkeit offen, Teile eines Gesichts zu transplantieren. [Berliner Zeitung, 02.12.2005]
In einem separaten Votum, unabhängig von den Klagevertretern, reichten vier angesehene amerikanische Ökonomen schon einen eigenen Vorschlag bei Richter Jackson ein. Nach ihrem Vorschlag sollte Microsoft viergeteilt werden. [C’t, 2000, Nr. 10]
»Europa schaffen, ohne Frankreich abzuschaffen«, also den entscheidenden Einfluss bei den Nationen mit ihrem Gewicht im Europäischen Rat belassen, so lautet das Votum aus Paris. [Weizsäcker, Richard von: Dreimal Stunde Null? 1949 1969 1989, Berlin: Siedler Verlag 2001, S. 201]
Bewerber für einen Job bei der Feuerwehr müssen vor einem Gremium beim Deutschen Städtetag in Köln vorsprechen. Das urteilt über die Eignung des Bewerbers. Mit diesem Votum kann er sich dann bei den örtlichen Feuerwehren bewerben. [Die Zeit, 07.10.1999]
5.
veraltet feierliches Gelübde

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Votum · votieren
Votum n. in der Kirchensprache ‘Gelübde’ der Keuschheit, der Armut, des Gehorsams (1. Hälfte 16. Jh.), in der Rechtssprache ‘Entscheidung, Meinungsäußerung, Gutachten, Stimme (bei einer Abstimmung oder Wahl)’ (Ende 16. Jh.), Übernahme von lat. vōtum ‘feierliches (religiöses) Versprechen, Gelübde, Gelöbnis bei Ehebündnissen, Wunsch, Verlangen’; zu lat. vovēre (vōtum) ‘geloben, feierlich versprechen, erflehen, wünschen’. Davon abgeleitet in der Sprache der Klöster nlat. votare ‘seine Stimme abgeben’, woraus die Entlehnung votieren Vb. ‘sich entscheiden, abstimmen’ (16. Jh.), entsprechend frz. voter und engl. to vote.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke


Abstimmung · Stimmabgabe · Urnengang · Votum · Wahl · Wahlgang  ●  Kür veraltet · Stimmungstest ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen

Anschauung · Ansicht · Bewertung · Gutachten · Meinung · Stellungnahme  ●  Statement engl. · Votum geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Votum‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Votum‹.

Anfängerfehler Brite Ethikkommission Ethikrat Gegenvotum Generalanwalt Ire Länderkammer Parteibasis SPD-Basis SPD-Mitglied Störfallkommission Wissenschaftsrat Wähler abgeben abgegeben ablehnend abschließend abweichend beugen bindend eindeutig einhellig einmütig einstimmig gespalten negativ positiv zustimmend überwältigend
Zitationshilfe
„Votum“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Votum>.

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