Würde, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Würde · Nominativ Plural: Würden
Aussprache [ˈvʏʁdə]
Worttrennung Wür-de
formal verwandt mitEhrwürden
Wortbildung
mit ›Würde‹ als Erstglied:
Würdenträger
· würdelos · würdevoll · würdig
· mit ›Würde‹ als Letztglied: Bischofswürde · Doktorwürde · Ehrenbürgerwürde · Ehrendoktorwürde · Ehrenwürde · Ehrwürde · Grafenwürde · Herrscherwürde · Herzogswürde · Hochwürden · Kaiserwürde · Kardinalswürde · Kurfürstenwürde · Kurwürde · Königswürde · Manneswürde · Menschenwürde · Priesterwürde · Professorenwürde
· mit ›Würde‹ als Letztglied: Bischofswürde · Doktorwürde · Ehrenbürgerwürde · Ehrendoktorwürde · Ehrenwürde · Ehrwürde · Grafenwürde · Herrscherwürde · Herzogswürde · Hochwürden · Kaiserwürde · Kardinalswürde · Kurfürstenwürde · Kurwürde · Königswürde · Manneswürde · Menschenwürde · Priesterwürde · Professorenwürde
Mehrwortausdrücke
Amt und Würden ·
unter aller Würde ·
unter jmds. Würde sein
Bedeutungsübersicht
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
Grammatik: nur im Singular
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: die [eigene] Würde verlieren, einbüßen, zurückgewinnen, wiedererlangen, wiedergewinnen
in Präpositionalgruppe/-objekt: ein Sinn, Gefühl für, ein Begriff von Würde; ein Rest an Würde
a)
(ethisch, moralisch begründeter) Anspruch auf Respekt, gegenseitige Achtung gebietender Wesenszug des Menschseins
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die menschliche, unveräußerliche, unverletzliche Würde
als Akkusativobjekt: die Würde [eines Menschen] achten, wahren, respektieren, schützen, verteidigen; die Würde [eines Menschen] missachten, untergraben, beschädigen, verletzen, beschmutzen
mit Genitivattribut: die Würde eines [jeden] Menschenlebens
als Genitivattribut: die Verletzung, die Missachtung, der Schutz, die Verteidigung der [menschlichen] Würde
Beispiele:
Nach der Charta der Grundrechte der EU
[…] soll die
Würde, das Leben, die körperliche
Unversehrtheit eines jeden Menschen geschützt werden, niemand darf einer
unmenschlichen Behandlung unterworfen werden. [Frankfurter Rundschau, 14.01.2021]
Der Katholische Deutsche Frauenbund macht zum Tag gegen
Prostitution auf die Lage von Prostituierten aufmerksam. Prostitution
sei ein System, in dem Menschen oftmals benutzt, ausgebeutet und ihrer
Würde beraubt werden. [Frauenbund kritisiert geltende
Prostitutionsgesetzgebung, 05.10.2021, aufgerufen am 05.10.2021]
Als 1949 in das Grundgesetz der Satz aufgenommen wurde, dass die
Würde des Menschen unantastbar ist, saßen auf
vielen Richterstellen, in den Beamtenstuben, in der Politik und der
Wirtschaft Nationalsozialisten, die diese Würde
noch ein paar Jahre zuvor mit den Füßen getreten hatten. [Welt am Sonntag, 04.04.2021]
Nur wer sich im provisorischen Zeltlager erneut internieren
lasse, habe eine Chance darauf, dass der Asylantrag bearbeitet werde.
[…] Die Menschen, die es nach
langer, gefährlicher und strapaziöser Flucht [über das Mittelmeer] – nach der sie zumeist alles verloren
haben – auf die griechischen Inseln schaffen, verlieren dort noch das
Letzte, ihre Würde. [Frankfurter Rundschau, 06.10.2020]
»Die Würde des Menschen«, so steht es im
Grundgesetz, Artikel 1, »ist unantastbar, sie zu achten und zu schützen
ist die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt«: ein Paragraph, dessen
Interpretation offensichtlich mancherlei Mißverständnissen ausgesetzt
ist. [Die Zeit, 06.01.1970]
übertragen Laut Gesetz besteht eine Tierquälerei, wenn ein Tier
misshandelt, vernachlässigt, unnötig überanstrengt oder dessen
Würde
(= Anspruch auf die Achtung und den Schutz des Lebens, z. B. auf artgerechte Haltung) in anderer Weise
missachtet wird, so eine Tierschutzorganisation. [Südkurier, 20.03.2021]
b)
aufgrund einer starken Persönlichkeit, eigener Verdienste, Überzeugungen o. Ä. getragenes Bewusstsein; Achtung gebietende, mitunter überlegene² (1, 3) Haltung
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die erhabene, feierliche, gespreizte, stoische, steife, trotzige, gekränkte Würde
in Präpositionalgruppe/-objekt: in Würde altern, sterben; ein Lebensabend, Abschied, Abgang, Tod in Würde; etw. mit Würde ertragen
in Koordination: Würde und Anstand, Haltung, Mut, Selbstachtung, Souveränität
Beispiele:
jmdn. mit gelassener, feierlicher, eisiger Würde behandelnWDG
mit gemessener Würde sprechenWDG
sie empfingen den Gast mit steifer WürdeWDG
umgangssprachlichsie war ganz Würde (= sie gab sich ganz vornehm)WDG
[…] Distanziert im Beruf, nahbar als Mensch. Eine
gestandene Kriminalkommissarin[…]. Sie ist
gut in ihrem Job, sie verliert oder siegt mit
Würde. Das gibt ihr eine gewisse Coolness.
[…] [Südkurier, 17.02.2022]
Der Boulevard [die Boulevardpresse]
pflegt ein abschreckendes Bild der Touristen, die auf Mallorca unter
kontrollierten Bedingungen verwahrlosen und für ein paar Tage Party ihre
Würde zwischen Bier‑ und Schinkenstraße
ablegen. [Süddeutsche Zeitung, 18.07.2020]
Eva P[…] strahlt Haltung und
Würde aus, die groß gewachsene 89‑Jährige mit
dem schlohweißen Haar geht kerzengerade. [Saarbrücker Zeitung, 28.04.2015]
Sie [die Spieler der Fußballmannschaft und ihr Trainer] nahmen die Niederlage mit der nötigen
Würde hin, beklagten weder die eineinhalb
vergebenen Torchancen, noch jammerten sie laut über Ballverluste und
andere Schnitzer im Aufbau. [Der Standard, 17.10.2005]
ironischFala war immer der Hund meines Mannes. Er akzeptierte mich, aber
er war nie wirklich mein Hund. Er wusste, dass er wichtig war und zu
jemandem gehörte, der wichtig war, und behielt dieses Wissen sein ganzes
Leben lang. Er lebte mit Würde und einer gewissen
Zurückhaltung, die sich in seiner Haltung gegenüber uns anderen
ausdrückte, die aus seiner Sicht nur gewöhnliche Sterbliche
waren. [Geschichte in 32 Wahnsinns-Bildern, 09.01.2022, aufgerufen am 19.02.2022]
übertragenDie Vegetation ist üppig, Büsche und Farne säumen den Wasserlauf.
Es riecht nach frischem Waldboden und warmem Kalkstein, Kiefernnadeln,
Moos und Feuchtigkeit. […] Der Name
[»Teufelsloch«] passt so gar nicht zum
Gesamteindruck des in sich ruhenden Waldes mit seinem
in
Würde gealterten und in
Teilen mächtigem Baumbestand. [Badische Zeitung, 08.10.2020]
2.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die majestätische, königliche, päpstliche, erzbischöfliche, priesterliche, staatsmännische, präsidiale, professorale, richterliche Würde
mit Genitivattribut: die Würde des Amtes, des Staatsoberhaupts, des Bundespräsidenten, des Senators
a)
einer hohen Stellung, einem hohen Amt o. Ä. gebührende Erhabenheit, gebührendes Ansehen
Grammatik: nur im Singular
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: die Würde [des Amts o. Ä.] achten, wahren, respektieren, schützen, verteidigen
mit Genitivattribut: die Würde des Gerichts, des Gerichtshofs, des Parlaments, des Bundestags, des Landtags
Beispiele:
die Würde seines AmtesWDG
Die Hallen des US‑Kapitols sind den Amerikanern nahezu heilig.
Das Gebäude mit seiner gewaltigen Kuppel steht für das penibel
ausgetüftelte Regierungssystem, das Macht gewährt, aber auch deren
Einsatz kontrolliert und deren Missbrauch verhindert. Das Kapitol
symbolisiert die Würde und Unerschütterlichkeit
der Institutionen, die auch in einer bewegten Geschichte Bestand
haben. [Süddeutsche Zeitung, 08.01.2021]
Er [der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main] sei nicht da, wenn es »um die Not der Anwohner
im Bahnhofsviertel« gehe. Stattdessen sei Peter Feldmann (SPD)
»hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt« und trage die goldene
Amtskette spazieren. »Mit seiner Selbstherrlichkeit schadet er der
Würde des Amtes.« [Frankfurter Rundschau, 09.11.2017]
Es sei verboten, »die Heiligkeit und
Würde
der
Propheten
zu verletzen, die moralischen und ethischen Werte auszuhöhlen und die
Gesellschaft zu entzweien, sie zu korrumpieren, ihr zu schaden oder
ihren Glauben zu schwächen«. [Die Welt, 28.01.2015]
Ein Militärgericht hat […]
eine ehemalige jordanische Parlamentarierin zu einer eineinhalbjährigen
Gefängnisstrafe verurteilt. Die 53‑jährige Tudschan
F[…] hatte in einem offenen Brief dem
Ministerpräsidenten [Jordaniens] Korruption
vorgeworfen. Laut Urteilsbegründung hat sie damit dem Ruf und der
Würde der Regierung geschadet. [Basler Zeitung, 17.05.2002]
b)
mit Titel, Ehren und hohem Ansehen verbundene Stellung, verbundener Rang, verbundenes Amt
Beispiele:
akademische, geistliche Würden erlangenWDG
die goldene Kette ist ein Zeichen der WürdeWDG
jmdm. die Würde eines Professors verleihenWDG
er stieg schon jung zu höchsten Würden aufWDG
in Amt und Würden seinWDG
Rang und Würden besitzenWDG
jmdn. in seine Würden und Rechte (wieder) einsetzenWDG
Für seine 16‑jährige Amtszeit[…] zollte ihm auf einstimmigen Beschluss des
Gemeinderates »die Bürgerschaft Dank und Wertschätzung«. 25 Jahre später
– W[…] war längst im Ruhestand – verlieh ihm
die Gemeinde anlässlich seines 70. Geburtstages anno 2016 die
Würde eines Ehrenbürgers, was jedoch zu
keinem weiteren Bucheintrag führte und stattdessen mit einem prächtig
ausgeschmückten Ehrenbürgerbrief durch seinen übernächsten
Amtsnachfolger […] gewürdigt
wurde. [Badische Zeitung, 10.01.2022]
Nachdem Corona‑bedingt eine größere Feier vielleicht auch in der
nächsten Zeit noch nicht stattfinden kann, entschloss sich Bürgermeister
Rudolf R[…], dass die Verleihung der
Würde zum Altbürgermeister zum einjährigen
Pensionsdasein seines Vorgängers nun im kleinen Rahmen stattfinden
sollte. [Landshuter Zeitung, 13.05.2021]
Dass sie an diesem Abend zu königlichen
Würden kommen würde, hatte die 27‑Jährige
wenige Stunden vorher noch nicht einmal geahnt. »Meine Freundin Verena
und ich wollten uns eigentlich nur einen schönen, entspannten Abend
machen«, erzählt die Kronacherin. Spontan hätten sich beide dann zur
Wahl gestellt. Die Wahl zur Weinkönigin freue sie sehr und erfülle sie
schon mit etwas Stolz, gab sie zu Protokoll. [Fränkischer Tag, 09.07.2018]
Vor einem Jahr hat [Fritz Weigle]
Bernstein […] einen neuen Band mit
»Frischen Gedichten« […]
vorgelegt. Als einziger der Künstlergruppe [»Neue Frankfurter Schule«] hat er es zu professoralen
Würden geschafft. Der studierte Lehrer wurde
1984 in Berlin auf die bis dahin einzige Professor für Komische Kunst
und Bildgeschichte berufen. [Allgemeine Zeitung, 02.03.2018]
3.
übertragen besondere Ausstrahlung, Aura eines Ortes; angemessene bauliche Gestaltung eines (geschichtsträchtigen oder anderweitig) bedeutungsvollen Ortes
Grammatik: nur im Singular
Kollokationen:
mit Genitivattribut: die Würde des Ortes, des Gebäudes, des Platzes, des Denkmals, des Friedhofs
Beispiele:
Die strohbedeckten Lehmhäuser leuchten in der untergehenden Sonne in
einem kräftigen Ockerrot, und die milde Luft verleiht dem Ort eine
ergreifende Würde und Schönheit. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Zürich: Schweizer Alpen-Club 2001]
»Zusammen mit der Initiative St. Christoph haben wir in den
vergangenen Jahren umfangreiche Maßnahmen am Mahnmal St. Christoph umsetzen
können«, erklärte G[…]. »Wir konnten dem Ort
seine Würde als Mahnmal zurückgeben und durch die
Dauerausstellung im ehemaligen Kirchenschiff einen Ort lebendiger
Erinnerungskultur mitten in der Stadt schaffen.« [Allgemeine Zeitung, 16.11.2020]
Im Zentrum der einstigen Reichshauptstadt, nahe dem Ort, an dem
Hitler das millionenfache Morden befahl, triumphiert das Leben – und hält
das Gedenken lebendig. Der Würde des Orts hat das
nicht geschadet, es macht vielmehr den Erfolg des Mahnmals
[des Denkmals für die ermordeten Juden Europas] aus. [Der Tagesspiegel, 04.05.2010]
Alle umliegenden Grate mächtig überragend, stach
[…] eine rein weisse Pyramide in den
tiefblauen Himmel empor. Von der lichtumfluteten Spitze fiel nach Nordosten,
also uns entgegen, ein steiler, nach unten breiter werdender Gletschermantel
herab. Beim damaligen Sonnenstand leuchtete dieser in mattem Glänze und
verlieh dem Berg eine märchenhafte Würde. [Jahrbuch des Schweizer Alpen-Clubs. Zürich: Schweizer Alpen-Club 1993]
letzte Änderung:
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Würde · würdig
Würde f. ‘Achtung bewirkendes Wesen oder Verhalten eines Menschen, aus Stellung und Amt erwachsendes Ansehen, mit Ansehen und Geltung verbundene Stellung, Amt’, ahd. wirdī ‘Ansehen, Verdienst, Ehrung’ (8. Jh.), mhd. wirde, wierde, (md.) werde ‘Wert, Ansehen, Ehre(nbezeigung), Verehrung’, frühnhd. Würde (16. Jh., mit Übergang von i in ü) ist ein ī-Abstraktum zu dem unter wert (s. d.) behandelten Adjektiv. Als Bedeutung ist anzusetzen ‘Wert, Ansehen, Geltung’ (auf Grund sozialer Stellung und gesellschaftlichen Ranges) und die sich daraus ergebende ‘Ehrung’. Daneben (ebenfalls bereits ahd.) steht Würde für den ‘Wert eines Menschen, der in seinem Wesen, seinen Eigenschaften und Leistungen beruht’. Um die Mitte des 18. Jhs. entwickelt sich Würde unter dem Einfluß der idealistischen Philosophie und Ethik (Kant, Schiller) zur Bezeichnung für den ‘von allen Äußerlichkeiten unabhängigen inneren, absoluten Wert des Menschen, der sich in seinem (ethischen) Denken und Verhalten äußert’, daher häufig in Verbindungen wie Würde der Menschheit, des Menschen (18. Jh.). – würdig Adj. ‘der Würde entsprechend, angemessen, ernst, gewichtig’, ahd. wirdīg ‘wert, verdient, ehrwürdig’ (8. Jh.), mhd. wirdic, wirdec, (seit 14. Jh. auch) würdig ‘Wert habend, trefflich, angesehen, edel’. S. auch unwirsch.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Würde‹ (berechnet)
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würdelos Würdelosigkeit Würdenträger würdevoll würdig |
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