das Anderswerden, die wesentliche Änderung, Veränderung
Wandlung, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Wandlung · Nominativ Plural: Wandlungen
Nebenform selten Wandelung · Substantiv · Genitiv Singular: Wandelung · Nominativ Plural: Wandelungen
Aussprache
Worttrennung Wand-lung ● Wan-de-lung
Wortbildung
mit ›Wandlung‹/›Wandelung‹ als Erstglied:
Wandlungsprozess · wandlungsfähig
·
mit ›Wandlung‹/›Wandelung‹ als Letztglied:
Bewusstseinswandlung · Strukturwandlung
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
2.
Religion die angenommene Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi als Teil der Messe
Beispiele:
die Wandlung vornehmen
es läutet zur Wandlung
3.
Jura das Rückgängigmachen eines Kaufvertrages durch den Käufer oder Besteller wegen Mängeln an der erworbenen Sache
Beispiel:
Wandlung erklären, verlangen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
wandeln · Wandel · Wandlung · verwandeln · Wandelstern
wandeln
Vb.
‘(sich) ändern, langsam gehen, hin und her gehen’,
ahd.
wantalōn
‘(sich) hin und her wenden, sich mit etw. abgeben, mit jmdm. verkehren, handeln, ändern, verwandeln’
(8. Jh.),
mhd.
wandeln
‘rückgängig machen, tauschen, wechseln, ändern, wenden, gerichtlich verhandeln, Ersatz leisten, tadeln, strafen’,
intransitiv
‘wandern, reisen, gehen’,
asächs.
wandlon,
mnd.
mnl.
wandelen
‘verändern, verkehren, gehen’,
nl.
wandelen
‘spazierengehen’,
afries.
wandelia
‘wandeln, verändern’
ist eine Iterativbildung zu einem in
ahd.
wantōn
‘wenden, verwandeln, sich ändern’
(8. Jh.),
mhd.
wanten
‘drehen’,
aengl.
wandian
‘zaudern, zurückschrecken, ablassen’
belegten Verb,
das ablautend zu den unter
wenden
und
winden
(s. d.)
behandelten Verben steht.
Als Ausgangsbedeutung für das Iterativum ist
‘wiederholt wenden, hin und her wenden’
anzusetzen,
woraus in übertragenem Sinne
(mhd.)
‘hin und her überlegen, gerichtlich verhandeln’.
Aus der intransitiven Gebrauchsweise
‘sich hin und her wenden’
entwickelt sich bereits im Ahd.
‘sich mit etw. abgeben, befassen, mit jmdm. verkehren’
(vgl.
handeln und wandeln
‘verkehren’,
bis ins 18. Jh.)
einerseits
und im 14. Jh.
‘gehen, wandern, reisen’
andererseits,
so daß daraufhin
wandeln
semantisch mit
wandern
übereinstimmen kann.
Luther
unterscheidet in seiner Bibelübersetzung
wandeln
‘auf kleinerem Raum hin und her gehen’
von
wandern
‘eine größere Strecke zurücklegen’.
wandeln
wird durch
Klopstock
im Sinne von
‘eine kurze Strecke hin und her spazieren’
wieder belebt.
Die Bedeutung
‘ändern’
(bereits im Ahd. auch
‘wechseln, tauschen’)
ist als
‘in eine andere Richtung wenden’
zu verstehen.
–
Wandel
m.
‘Veränderung, Verkehr, Lebensführung’,
ahd.
wantal
‘Verkehr, Umgang’
(9. Jh.),
mhd.
wandel
‘Rückgang, Änderung, Tausch, Wandelbarkeit, Makel, Fehler, Tadel, Ersatz, Buße, Umgang, Verkehr, Gang, Lebensführung’,
aus dem Verb rückgebildet.
Handel und Wandel
‘kaufmännischer Handel und Verkehr’
(17. Jh.).
Wandlung
f.
‘Veränderung’,
ahd.
wantalunga
‘das Hinundherbewegen, Verkehr, Veränderung’
(um 800),
mhd.
wandelunge
‘Änderung, Tausch, Wechsel, gerichtliche Verhandlung, Verzichtleistung, Gebrechen, Fehler, Gang, Lebenswandel, Umgang, Verkehr’.
verwandeln
Vb.
‘verändern’,
ahd.
firwantalōn
(8. Jh.),
mhd.
verwandeln.
Wandelstern
m.
‘Planet’
in poetischer Umschreibung
(Ende 17. Jh.),
danach von Puristen als Ersatzwort empfohlen.
Thesaurus
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Gestaltwandel ·
Transformation ·
Umwandlung ·
Verwandlung ·
Verwandlungsprozess ·
Wandlung ●
Metamorphose
fachspr.
Oberbegriffe |
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Unterbegriffe |
|
Jura
Synonymgruppe
Religion
Synonymgruppe
Wandlung ●
Transsubstantiation
fachspr.
Typische Verbindungen zu ›Wandlung‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bieten die DWDS-Wortprofile zu ›Wandlung‹ und ›Wandelung‹.
Eigentumsbegriff
G.s
Kirchenbegriff
Lutherbildnis
Pflichtwandelanleihe
Symbol
Wandelanleihe
Zaubergarten
durchgreifend
durchlaufen
durchmachen
eingetreten
eintreten
erfahren
erstaunlich
geschichtlich
grundlegend
mannigfach
sozialökonomisch
stilistisch
tiefgehend
tiefgreifend
unterliegen
unterwerfen
vollziehen
vollziehend
weltgeschichtlich
wundersam
Verwendungsbeispiele für ›Wandlung‹, ›Wandelung‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Aber seit jener Zeit bis heute hat sich doch eine ungeheure Wandlung vollzogen.
[Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 345]
Heute befassen sich die tiefsten Denker unserer Philosophie mit dem Problem ihrer Wandlungen.
[Reklame-Praxis, 1926, Nr. 9, Bd. 2]
Gewiß forderte auch sie von ihm als Ideal prinzipielle Wandlung des Lebens.
[Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. I, Tübingen: Mohr 1920 [1920], S. 105]
Ausgeschlossen ist auch eine solche Wandlung an sich gewiß nicht.
[Weber, Max: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. III, Tübingen: Mohr 1921 [1920-1921], S. 55]
Ich freue mich über die jetzige Wandlung zugunsten der Handwerker.
[Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 03.03.1911]
Zitationshilfe
„Wandlung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wandlung>.
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