Kurs
m.
‘Richtung des zurückzulegenden Weges, Fahr-, Flugroute’,
ferner
‘Preis von Wertpapieren, Devisen, Waren, Umlauf von Zahlungsmitteln, Lehrgang, Rennstrecke’.
Das in unterschiedlichen Verwendungen
mehrfach ins
Dt. entlehnte Substantiv
geht letztlich auf
lat.
cursus
‘Lauf, Fahrt, Weg, Gang, Wettlauf, Route, Umlauf’
zurück,
eine Ableitung von
lat.
currere
(
cursum)
‘laufen, rennen, eilen’.
Es begegnet zunächst in
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
curs
‘Reihe vorgeschriebener Gebete, geistlicher Übungen’,
entlehnt aus gleichbed.
mlat.
cursus.
Diesem kirchlichen Gebrauch folgt wohl
mlat.
cursus
‘Reihe von Lektionen, Vorlesungszyklus’
im akademischen Bereich,
das Mitte des 16. Jhs. in der Form
cursus
‘Vortragsreihe, Lehrgang’
übernommen wird
(seit dem 17. Jh. verkürzt zu
Curs,
doch bleibt in dieser Bedeutung die Nebenform
Kursus
im Sing. bis heute üblich).
An
lat.
cursus
im Sinne von
‘Fahrt (in bestimmter Richtung), Route’
schließen sich
afrz.
cors
‘Seereise’,
mfrz.
frz.
cours
‘Seereise, Beutefahrt über das Meer’
und das dazu gebildete Femininum
mfrz.
frz.
course
‘Route eines Schiffes’
an;
die
frz. Formen liegen dem nautischen Terminus
mnd.
kors,
kōrs,
kurs
(15. Jh.),
frühnhd.
Curs,
auch
Coß
‘Schiffsroute’
(16. Jh.)
zugrunde
(vgl. ferner
nl.
koers
seit dem 15. Jh.),
der schon bald (um 1600) als
‘Wegrichtung’
in die Allgemeinsprache gelangt
(namentlich
seinen Kurs nehmen),
hier metaphorisch für
‘Art und Weise des Vorgehens, Generallinie’
(19. Jh.)
stehen kann
und in neuester Zeit
(20. Jh.)
wiederum aus dem seemännischen Wortschatz
in den der Luftfahrt übernommen wird.
Kurs
als Ausdruck des kaufmännischen Verkehrs und des Bankwesens
findet sich vereinzelt in der 2. Hälfte des 15. Jhs.
(
frühnhd.
corrß)
mit der Bedeutung
‘Ladezettel, Frachtschein’,
dann von der Mitte des 16. Jhs. an,
häufiger jedoch erst im 17. Jh.
(statt der vom 15. bis 17. Jh. geläufigen Lehnübersetzung
Lauf)
für
‘Preis, von der Nachfrage abhängiger Wert’,
seit Ende des 17. Jhs. für
‘Umlauf von Zahlungsmitteln’;
vgl. hierzu die auch übertragen gebrauchten Fügungen
in Kurs kommen,
außer Kurs setzen,
hoch im Kurs stehen.
Diese Verwendungen schließen sich an
ital.
corso
‘Umlauf des Geldes, im Umlauf erzielter Wert’
(aus
lat.
cursus),
dann ebenso an
(aus dem
Ital. entlehntes)
gleichbed.
frz.
cours
an
(in
dt. Texten des 17./18. Jhs. oft noch
Cours,
Corso
neben
Curs).
In der Sportsprache übliches
Kurs
‘Rennstrecke’
(Anfang 20. Jh.)
folgt wahrscheinlich gleichbed.
engl.
course;
doch vgl. auch
frz.
course
f.
‘Rennen, Rennstrecke’.
Zu
Kurs
in der Bedeutung
‘Fahrroute’
stellen sich die Zusammensetzungen
Kursbuch
n.
‘Verzeichnis aller gültigen (Eisenbahn)fahrpläne’
und
Kurswagen
m.
‘vom Anschlußzug zur Weiterbeförderung übernommener Eisenbahnwagen’
(beide 19. Jh.).
Auf dem Bank- und Börsenausdruck
(‘Preis von Wertpapieren’)
beruhen
Wechselkurs
m.
(18. Jh.),
Tageskurs
m.
Kurswert
m.
(beide 19. Jh.)
sowie die Ableitung
kursieren
Vb.
‘in Umlauf sein’
(von Wechseln, Münzen,
17. Jh.),
dann allgemein
‘zirkulieren, Verbreitung finden’
(18. Jh.),
nach
lat.
cursāre
‘unaufhörlich laufen, umherrennen’.