Erklärungs- bzw. Deutungsmuster für bestimmte Phänomene; subjektiv geprägte Wahrnehmung der Welt
siehe auch Weltanschauung
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: eine Weltsicht verbreiten, vermitteln, darlegen, offenbaren, teilen, entwickeln, ändern, erklären, kritisieren
in Präpositionalgruppe/-objekt: Einblick in seine Weltsicht [geben]; etw. passt in jmds. Weltsicht
mit Genitivattribut: die Weltsicht des Autors, Menschen
als Genitivattribut: die Art, Bestätigung der Weltsicht
Beispiele:
Ein [Software-]Entwickler hat
[…] eine völlig andere
Weltsicht als etwa ein Schuhhändler.
Dementsprechend ist auch manche Software nicht unbedingt geeignet, die Welt
eines Schuhhändlers zu bereichern. Entwickler können sich die Umstände,
unter denen die Programme eingesetzt werden, schlichtweg nicht vorstellen.
Umgebungslärm und Beanspruchung durch Kunden, so etwas kann der
Programmierer nicht einschätzen. [C’t, 1999, Nr. 25]
Das Erzbistum Köln ist mit seinen 1,9 Millionen Gläubigen das
mitgliederstärkste in Deutschland. Der rheinische Katholizismus ist
traditionell das, was man heute ambiguitätstolerant nennt: Er kann sehr
verschiedene Weltsichten und sehr unterschiedliche
Menschen nebeneinander stehen lassen, die Strenggläubigen und die
Linkskatholiken wie einst Heinrich Böll. Leben und leben lassen. [Süddeutsche Zeitung, 15.03.2021]
Immer mehr Eltern sind vom Lernmodell Waldorf überzeugt – mit der
teils kruden Weltsicht des Schulgründers Rudolf
Steiner, des Gurus der Anthroposophen, haben die meisten allerdings wenig
gemein. [Der Spiegel, 30.08.2004 (online)]
Er [Albert Einstein] bat
[den Architekten Erich] Mendelsohn, ein
Observatorium zu entwerfen, den Einsteinturm in Potsdam, der die
Relativitätstheorie
wenn nicht beweisen, so doch illustrieren sollte. Eine hingeknetete bewegte
Form, in der die Grenze zwischen innen und außen, Wand und Decke, zwischen
Raum und Zeit verschwimmt. Über Nacht wurde dieser Turm zum Sinnbild einer
neuen Weltsicht und machte aus Mendelsohn den
begehrtesten Architekten der Weimarer Republik. [Die Zeit, 10.02.2000]
Die Geiselnehmer […] weisen zwar auf
tatsächlich vorhandene Schwachstellen in Politik und Gesellschaft Perus hin,
aber mit Methoden, die nicht toleriert werden dürfen. Sie sind auch keine
breite Massenbewegung, sondern in Wahrheit eine winzig kleine Terrorgruppe,
die vom Koka‑Anbau lebt und die den Peruanern ihre linksrevolutionäre
Weltsicht aufdrängen will. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.1996]