Scharwenzel
älter
Scherwenzel
m.
‘Bube, Unter, Junge’
(im Kartenspiel),
daher auch eine Art Kartenspiel,
übertragen
‘dienstbeflissener Mensch, Allerweltsdiener’
(Mitte 18. Jh.);
wohl Entlehnung
(Mitte 17. Jh.)
in der Oberlausitz aus
tschech.
(mundartlich)
červenc
‘Unter aller Farben’
(eigentlich
‘roter Unter, Herzbube’),
z. B. in dem alten tschechischen Hasardkartenspiel Straschak,
abgeleitet von
tschech.
červený
‘rot’.
Der
dt. Ausdruck steht unter dem Einfluß von
Wenzel
m.
‘Unter, Bube, Junge’
(für die vier höchsten Trümpfe beim Skat),
nach dem Männernamen
Wenzel,
dem böhmischen Nationalheiligen
(
ahd.
Wenzil,
mhd.
Wenzel),
aus
atschech.
*Vęceslav
(latinisiert
Venceslaus),
tschech.
Václav
(s.
Fatzke).
–
scharwenzeln
Vb.
(landschaftlich auch
scherwenzeln)
‘das Kartenspiel Scharwenzel spielen’
(Ende 17. Jh.),
auch
‘sich durch Dienstbeflissenheit angenehm zu machen suchen, liebedienern, übereifrig den Hof machen’;
diese Bedeutung
(wie auch
‘dienstbeflissener Mensch’,
s. oben)
entwickelt sich wohl unter dem Einfluß von
schwänzeln
‘geziert einherstolzieren, jmdn. umschmeicheln’
(s. d.),
vielleicht mit volksetymologischer Anlehnung an
frz.
cher
‘teuer, lieb’.
Scharwenzler
m.
‘wer durch Dienstbeflissenheit auffallen will’
(Anfang 19. Jh.).