Westen
m.
(meist ohne Artikel)
‘Himmelsrichtung des Sonnenuntergangs’,
(mit Artikel)
‘das westliche Gebiet der Erde, der westliche Teil eines bestimmten Gebietes und dessen Bewohner’,
historisch besonders
‘christliches Abendland, Okzident’
(vgl. schon
mhd.
westerrīche)
als Gegensatz zum
‘heidnischen Orient’
(18. Jh.).
Ahd.
westan
m. n.
(11. Jh.;
auch
‘Westwind’,
10. Jh.),
mhd.
mnd.
mnl.
nl.
westen
sind Substantivierungen des Richtungsadverbs
ahd.
westana
‘von Westen’
(9. Jh.),
mhd.
westen(e)
‘von, im, nach Westen’,
asächs.
westan(a)
‘von Westen’,
mnl.
westen,
aengl.
westan(e)
‘von, im Westen’,
anord.
vestan
‘von, nach, im Westen’.
Dazu gehören weitere Richtungsadverbien wie
mnd.
mnl.
aengl.
west
‘nach, im Westen’
und
(mit dem Suffix
ie.
-tero-)
ahd.
westar
‘westwärts, nach Westen’
(9. Jh.),
mhd.
wester,
asächs.
westar,
aengl.
westerne,
anord.
vestr.
Daraus ableitbares
germ.
*wes-
läßt sich (im Hinblick auf den Sonnenstand) mit
aind.
avás
‘herab’,
ávaraḥ
‘der untere’,
áva
‘herab, weg, ab’,
lat.
au-
‘fort’,
lit.
au-
‘weg von, von, ab’,
aslaw.
u-,
russ.
u-
(
у-)
‘ab, weg’
verbinden, so daß von einer Wurzel
ie.
*au-,
*u̯ē̌-
‘herab, weg von’
(s. auch
↗
öde)
ausgegangen werden kann.
Vielleicht gehört hierher auch der erste Wortbestandteil von
griech.
hésperos
(
ἕσπερος)
‘Abend, abendlich, westlich’,
hespéra
(
ἑσπέρα)
‘Abend, Westen’,
lat.
vesper
‘Abend’.
Westen
ist die
‘Himmelsrichtung, in der die Sonne hinabsinkt, die Abendseite’.
West
m.
(ohne Artikel,
besonders in der Seemannssprache und Meteorologie)
‘Himmelsrichtung, in der die Sonne untergeht’,
frühnhd.
west
(15. Jh.),
im
Ahd. und
Mhd. nur in Komposita belegt,
vgl.
ahd.
westnordrōni
‘Nordwestwind’
(10. Jh.),
westnordrōniwint
(Hs. 12. Jh.),
westsundan
‘Südwest(wind)’
(Hs. 12. Jh.),
in Eigennamen
Westfalo
(8. Jh.),
Westheim
(8. Jh.).
West
(mit Artikel)
‘aus westlicher Richtung wehender Wind, Westwind’,
im 15. Jh. gekürzt aus
Westwind,
ahd.
westan(a)wint
(um 1000),
mhd.
westenwint
(bis ins 17. Jh. gebräuchlich)
und
ahd.
westarwint
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
westerwint.
westlich
Adj.
‘von Westen, im Westen gelegen, zum Westen gehörend’,
Übernahme
(17. Jh.,
geläufig seit 18. Jh.)
von
mnd.
westelīk
(seit dem 15. Jh.
in
mnd. nautischen Quellen);
doch vgl.
ahd.
westar
(9. Jh.),
westarlīh
‘westlich’
(11. Jh.).