Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Widerstand, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Widerstand(e)s · Nominativ Plural: Widerstände
Aussprache 
Worttrennung Wi-der-stand
Grundformwiderstehen
Häufige Falschschreibung Wiederstand
eWDG und DWDS

Bedeutungen

1.
das Sichentgegenstellen, Sichwidersetzen, die GegenwehrWDG
Grammatik: meist im Singular
Beispiele:
ein aktiver, bewaffneter, entschlossener, erbitterter, hartnäckiger, heftiger, heldenhafter, offener, passiver, organisierter, verbissener, zäher Widerstand
der antifaschistische Widerstand (= Widerstandskampf)
Widerstand gegen die Staatsgewalt
jmdm. Widerstand leisten
bei jmdm. auf Widerstand stoßen
zum Widerstand gegen den Aggressor aufrufen
den Widerstand des Gegners brechen, überwinden
den (sinnlosen, vergeblichen) Widerstand aufgeben, einstellen
WiderstandsbewegungDWDS
Kollokationen:
als Dativobjekt: dem Widerstand angehören
in Präpositionalgruppe/-objekt: jmds. Rolle im Widerstand
Beispiele:
Widerstand
Warum habt ihr geschwiegen, warum wart ihr nicht im Widerstand?, verhält sich selbst gegenüber der hunderttausendfachen Tötung von Ungeborenen wie die berühmten drei japanischen Affen: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen! [Alt, Franz: Liebe ist möglich, München: Piper 1985, S. 20]
2.
entgegenwirkende KraftWDG
Beispiele:
fachsprachlichder aerodynamische Widerstand
die Ruderer mussten den Widerstand der Strömung überwinden
gegen den Widerstand der Zweige und Sträucher bahnten sie sich ihren Weg durch den Wald
den Weg des geringsten Widerstandes gehen (= mit möglichst geringer Mühe etw. zu erreichen suchen)
allen Widerständen zum Trotz etw. durchsetzen
wir […] sehen die Welt schlecht eingerichtet und stoßen überall auf Widerstände [ Hesse3,430]
3.
Elektrotechnik DWDS
a)
spezifische Materialeigenschaft, die die Stärke bestimmt, mit der das Fließen von elektrischem Strom verringert wird
Beispiele:
Für ein Metall erwarte man, dass der spezifische Widerstand mit sinkender Temperatur abnehme. [Neue Zürcher Zeitung, 30.11.2011]
Der elektrische Widerstand eines Drahtes ist abhängig von seinen geometrischen Abmessungen und vom spezifischen Widerstand des Materials. [Kast, D. u. Schmidt, V.: Ermittlung von Verfahrenskennwerten durch Messen. In: Lange, Kurt (Hg.) Lehrbuch der Umformtechnik, Bd. 1, Berlin u. a.: Springer 1972, S. 281]
Viele Metalle haben die Eigenschaft, unterhalb einer bestimmten kritischen Temperatur, die meistens bei wenigen Graden der absoluten Temperaturskala liegt, jeden elektrischen Widerstand zu verlieren, den elektrischen Strom also ohne Widerstand zu leiten. [Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik, 21–23/22–24 (1947)]
b)
physikalische Größe (R), die im Falle der Gleichspannung durch den Quotienten von Spannung (U) zu Stromstärke (I) in einem elektrischen Leiter bestimmt wird
Beispiel:
Der Widerstand eines Leiters wird in Ohm gemessen. [Rhein, Eduard: Du und die Elektrizität, Berlin: Ullstein 1956 [1940], S. 84]
c)
metonymisch Bauteil zur Verringerung, Regelung des elektrischen Stromes
Beispiele:
einen Widerstand einsetzen, auswechseln
Da der verbleibende Luftstrom eine Überhitzung der CPU vermeiden soll, muss man den genauen Wert des Widerstandes im Einzelfall ermitteln, ein erster Anhaltspunkt sind 100 Ohm. [C’t, 2001, Nr. 4]
Auf Leiterplatten werden elektronische Bauelemente wie Mikrochips, Kondensatoren und Widerstände montiert und über elektrische Leitungen verbunden. [Berliner Zeitung, 25.08.1999]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

wider · wieder · zuwider · widerlich · widern · erwidern · widrig · Widerhall · widerlegen · widerrufen · widerspenstig · widersprechen · Widerspruch · widerstehen · Widerstand · widerwärtig · Widerwille · widerwillig
wider Präp. ‘gegen, entgegen’. wieder Adv. ‘zurück, abermals, erneut’, mit konjunktionalem Charakter ‘umgekehrt, hingegen, anderer-, seiner-, ihrerseits’ Die seit dem 17./18. Jh. durch gelehrte Regelung orthographisch geschiedenen Wörter haben eine gemeinsame Herkunft. Ahd. widar Präp. ‘(ent)gegen, wider’ (8. Jh.), widar(i) Adv. ‘entgegen, zuwider, zurück, wiederum, abermals’ (um 800), mhd. wider (md. auch widder, weder) Präp. ‘gegen, wider’, wider(e) Adv. ‘(ent)gegen, zuwider, zurück, abermals’, asächs. wiðar Präp. ‘gegen, wider’, Adv. ‘zurück’, mnd. wed(d)er Präp. ‘gegen, wider’, wedder Adv. ‘zurück, abermals, wiederum, entgegen’, mnl. nl. weder, weer Präp. ‘wider, gegen’, Adv. (mnl. auch wēdere) ‘zurück, wieder, gegen’, afries. wither, aengl. wiþer Präp. Adv. ‘gegen’, anord. viðr Präp. ‘bei, gegen, wider’, got. wiþra Präp. ‘gegen, gegenüber’ (germ. *wiþra-) sind wie aind. vitarám ‘weiter, ferner’, awest. vītarəm ‘seitwärts’, vītara- ‘der seitlichere’ Bildungen mit dem Suffix ie. -tero-, setzen also ie. *u̯itero- voraus. Dessen Grundlage ie. *u̯ī̌- ‘auseinander’ findet sich in aind. ‘auseinander, abgetrennt, weg, fort’, awest. vī-, vi-, vy- ‘auseinander, abseits, entgegen’ und in den Weiterbildungen lit. vìsas ‘alle’, aslaw. vьsь, russ. ves’ (весь) ‘all, ganz’ (d. i. ‘nach allen Seiten auseinandergegangen’), lat. vitium (aus *u̯itiom) ‘Fehler, Gebrechen’. Neben den oben angeführten, germ. *wiþra- entsprechenden Bildungen stehen in einigen germ. Sprachen Kurzformen wie asächs. wið Präp., aengl. wiþ Präp., anord. við Präp., die sich in den modernen Sprachen durchgesetzt haben, vgl. engl. with Präp. ‘mit’, schwed. vid Präp. ‘bei, an, neben, auf’, zeitlich ‘gegen’, Adv. ‘etwa, ungefähr’. Die Bedeutungsentwicklung geht aus von räumlich verstandenem ‘auseinander, (ent)gegen’. Die Präposition steht daher für ‘gegen’ (räumlich, dann besonders im Sinne des feindlichen Entgegenwirkens, des Widerstandes) und für ‘im Gegensatz, im Widerspruch zu’; das Adverb steht für ‘zurück’ (d. h. ‘der eingeschlagenen Richtung entgegen’), woraus im zeitlichen Sinne ‘abermals, wiederum’. Alle Verwendungsweisen sind bereits im Ahd. entwickelt. In der Art einer adversativen Konjunktion ‘umgekehrt, hingegen, andrerseits’ (bereits bei Notker) wird wi(e)der besonders in neuerer Zeit gebräuchlich (er war freundlich, dann wieder unausstehlich). Adverbieller Gebrauch im Sinne von ‘(ent)gegen’ (der Wind war jnen wider, Luther) ist erhalten in der Erweiterung zuwider Adv. Präp. ‘entgegengesetzt, feindlich, widerwärtig’ (16. Jh.) und in zahlreichen Verbalkomposita (s. unten). – widerlich Adj. ‘ungünstig, schlecht, unangenehm, abstoßend’ (17. Jh.), älter ‘gegnerisch, feindlich’ (16. Jh.). widern Vb. ‘zuwider, unangenehm sein, anwidern’ (17. Jh.), älter ‘zuwider-, entgegenhandeln, ablehnen, unterbinden, sich weigern, widerstreben’, ahd. widarōn, widaren ‘zurückweisen, ablehnen, zu verhindern suchen, sich weigern’ (8. Jh.), mhd. wider(e)n ‘zuwider machen, verleiden, sich widersetzen, rückgängig machen, zurückweisen, verschmähen, vergelten’. erwidern Vb. ‘entgegnen, antworten, reagieren’, mhd. erwideren ‘entgegnen, antworten, ersetzen’, ahd. irwidarōn ‘zurückweisen, verwerfen, mißbilligen’ (9. Jh.). widrig Adj. ‘ungünstig, unangenehm, Widerwillen erregend’, spätmhd. widerig. Widerhall m. ‘reflektierter Schall, Echo’, spätmhd. widerhal. widerlegen Vb. ‘nachweisen, daß etw. nicht zutrifft, etw. als falsch erweisen’ (16. Jh.), mhd. widerlegen ‘erstatten, ersetzen, wiedergutmachen, vergelten, umbiegen, umlegen, Widerstand leisten’. widerrufen Vb. ‘eine Aussage zurücknehmen’, mhd. widerruofen, -rüefen ‘ab-, zurückrufen, zurücknehmen, absetzen, widerlegen’. widerspenstig Adj. ‘widersetzlich störrisch’ (Ende 15. Jh.), nach voraufgehendem mhd. widerspene, widerspān, -spæne; vgl. mhd. span und widerspān ‘Streitigkeit, Zerwürfnis’, eigentlich ‘(gegenseitige) Spannung’, zu der unter spannen (s. d.) dargestellten Wortgruppe. widersprechen Vb. ‘das Gegenteil vertreten, sich gegen etw. äußern’, ahd. widarsprehhan (10. Jh.), mhd. widersprechen ‘sich mit Worten gegen etw. wenden’; seit dem 17. Jh. auch ‘im Gegensatz stehen, nicht übereinstimmen, sich entgegenstehen’. Widerspruch m. ‘Einwand, Protest, (logische) Unvereinbarkeit’ (15. Jh.). widerstehen Vb. ‘Widerstand leisten, einer Neigung nicht nachgeben, zuwider, unangenehm sein’, ahd. widarstān, -stēn (8. Jh.), -stantan (9. Jh.), mhd. widerstān, -stēn. Widerstand m. ‘Gegenwehr, Weigerung, Behinderung’, mhd. widerstant; im Plural ‘Hemmungen, Hindernisse’ (18. Jh.); Widerstand leisten (18. Jh.), passiver Widerstand (Mitte 19. Jh.), nach engl. passive resistance. widerwärtig Adj. ‘abstoßend, unangenehm, ungünstig’, ahd. widarwertīg, -wartīg ‘feindlich, feindselig, entgegengesetzt, ungünstig’ (um 900), mhd. widerwertic, -wartic ‘entgegenstrebend, -gesetzt, widersetzlich, feindlich, unangenehm, zuwider’; zur Herkunft des Grundworts s. -wärts. Widerwille m. ‘Widerstreben, Abneigung’, mhd. widerwille ‘Zwist, Auflehnung, Unannehmlichkeit, Ungemach’. widerwillig Adj. ‘ungern, widerstrebend’, frühnhd. auch ‘sich auflehnend, feindlich entzweit’ (15. Jh.); vgl. mhd. widerwillicheit.

Thesaurus

Politik
Synonymgruppe
Oberbegriffe
Synonymgruppe
Aufbegehren · Auflehnung · Aufmüpfigkeit · Gegenwehr · Insubordination · Unbotmäßigkeit · Unfolgsamkeit · Ungehorsam · Widersetzlichkeit · Widerstand · Widerworte  ●  Gegenwind ugs., fig.
Unterbegriffe
  • bürgerlicher Ungehorsam · ziviler Ungehorsam
Assoziationen
Synonymgruppe
Unterbegriffe
Synonymgruppe
Gegensatz · Widerstand · Widerstreit  ●  Antagonismus geh., griechisch
Synonymgruppe
Friktion · Widerstand
Elektrizität, Technik
Synonymgruppe
Resistor · Widerstand
Oberbegriffe
  • elektronisches Bauteil
Unterbegriffe
  • Abschlusswiderstand · Außenwiderstand · Bürdenwiderstand · Eingangswiderstand · Lastwiderstand
  • Ausgangswiderstand · Innenwiderstand · Quellwiderstand
Assoziationen
Politik
Synonymgruppe

Typische Verbindungen zu ›Widerstand‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Widerstand‹.

Zitationshilfe
„Widerstand“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Widerstand>.

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