Synonym zu Eskapismus, siehe auch Weltflucht
Beispiele:
Statt zu moralisieren, könnte man die beliebte Brautschau gerade aus
der unruhigen Zeit heraus verstehen. Und sie als
Wirklichkeitsflucht deuten: als Bedürfnis, sich
von Elend, Unglück und Katastrophen abzuwenden und sich in romantische
Träume hineinzubegeben, zu verdrängen. Man erträgt die schlechten
Nachrichten nicht mehr, nimmt die Umwelt als bedrohlich wahr oder ist bloss
übersättigt und reagiert mit dem Rückzug ins Private. [Neue Zürcher Zeitung, 14.11.2015]
»Bevor die totalitären Bewegungen Macht haben, beschwören sie eine
Lügenwelt herauf, die den Bedürfnissen des menschlichen Gemüts besser
entspricht als die Wirklichkeit selbst«, schreibt Hannah Arendt in ihrem
Werk Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft.
Der wahre Grund für die Verführungskraft moderner Propaganda war nach
Ansicht der Philosophin deren Verlogenheit, aber auch unsere Neigung zur
Wirklichkeitsflucht. [Die Zeit, 16.08.2012]
Der Regisseur genießt es, losgelöst von historischen Erfahrungen zu
leben und zu arbeiten. Er zeigt sich als Meister der Kinderphantasien und
Wirklichkeitsfluchten. Er baut sich in seinen
Studios eine eigene Welt[…]. »Ich konnte
wahnsinnig gut verdrängen«, sagt
[Steven]
Spielberg heute über diese Zeit. [Der Spiegel, 28.09.1998]
Der
Handel mit Träumen verlangt nach
Kulisse
oder wie man heute dazu sagt: nach Ambiente. Zumindest war dies in den
ersten Jahrzehnten des Kinos so. Das Glücksversprechen wollte attraktiv
verpackt sein. Fassadenhohe
Kinoplakate, großzügige Foyers, erhabene Aufgänge und Säle, die die
Erinnerung an das großbürgerliche Ballhaus wach hielten
[sic!],
begründeten den Ruf des Kinos als Ort von seliger
Wirklichkeitsflucht. [die tageszeitung, 27.12.1996]