Wirrsal, das
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
wirr · Wirrsal · Wirrkopf · Wirrwarr
wirr
Adj.
‘ungeordnet, zusammenhangslos, unklar’
(17. Jh.),
rückgebildet aus dem schwach flektierenden Verb
wirren
‘durcheinanderbringen’
(zuerst belegt in
mhd.
verwirren),
das mit dem Stammsilbenvokal
i
(in Analogie zu
irren
entstanden?)
altes,
stark flektierendes
werren
(mit starker Flexion bis ins 18. Jh.;
vgl. noch heute
verworren)
beeinflußt,
so daß sich nach Umbildung des Vokals auch schwache Formen durchsetzen.
Dieses nur im Dt. und Nl. belegte Verb
(mit
-rr- aus
germ.
-rs-)
nhd.
werren,
ahd.
werran
(Part. Prät.
giworran)
‘durcheinanderbringen, in Aufruhr bringen, stören’
(8. Jh.),
mhd.
werren,
asächs.
werran,
mnd.
mnl.
werren,
nl.
warren
sowie das Substantiv
ahd.
werra
(11. Jh.),
mhd.
werre
‘Ärgernis, Zank, Streit, Verwicklung, Schaden, Not’
haben keine sicheren Anknüpfungsmöglichkeiten.
Wenn nach
eine Verbindung zu
lat.
³2, 761
verrere
‘schleifen, am Boden schleppen, fegen’
besteht, kann von
ie.
*u̯ers-
‘am Boden schleifen’
ausgegangen werden.
Sollte besser ein onomatopoetischer Ansatz anzunehmen sein?
Wirrsal
n.
f.
‘Durcheinander, Chaos, Verwicklung’,
geläufig seit 19. Jh.;
doch vgl.
ahd.
werrisal
‘Widerstand’
(9. Jh.),
frühnhd.
wirresal
‘Streit, Unruhe, Unordnung’.
Wirrkopf
m.
‘verworrener, konfuser Mensch’
(17. Jh.),
auch
‘Mensch mit ungeordneter Frisur’
(19. Jh.).
Wirrwarr
m.
n.
‘Durcheinander, Wust’
(15. Jh.),
mhd.
wirrewarren
n.,
ablautende,
alliterierende Bildung
(wie
Mischmasch
u. ä.).
Verwendungsbeispiele für ›Wirrsal‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Was einzig blieb, war die Tat, ein Wirrsal von Taten.
Der Spiegel, 18.07.1983
Aus diesem Wirrsal kommen wir nicht heraus, wenn wir die Worte subjektiv und objektiv noch weiter gebrauchen wollen.
Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 10881
In neue Wirrsale geriet das Gotteshaus schon bald zu Beginn der nationalsozialistischen Zeit.
Die Zeit, 06.10.2005, Nr. 41
Alsbald erschienen Gestalten, und das Wirrsal der Träume fing an.
Schaeffer, Albrecht: Helianth II, Bonn: Weidle 1995 [1920], S. 879
Nie wieder habe ich solchen Wirrsal, solchen Lärm und solches Schreien gehört.
Liliencron, Adda Freifrau von: Krieg und Frieden, Erinnerungen aus dem Leben einer Offiziersfrau. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1912], S. 45222
Zitationshilfe
„Wirrsal“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wirrsal>, abgerufen am 11.04.2021.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
Wirrnis wirrköpfig Wirrkopf wirrig Wirrheit |
Wirrung Wirrwarr wirsch Wirsing Wirsingkohl |
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB) (1)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB) (0)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora