gehoben, veraltend auf der weitgehenden Befriedigung der gesellschaftlichen und individuellen Bedürfnisse beruhendes Wohl eines Staates und seiner Bürger, gesellschaftliches Wohl
Wohlfahrt, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Wohlfahrt · Nominativ Plural: Wohlfahrten
Aussprache
Worttrennung Wohl-fahrt
Wortbildung
mit ›Wohlfahrt‹ als Erstglied:
Wohlfahrtsamt
· Wohlfahrtsausschuss · Wohlfahrtseffekt · Wohlfahrtseinrichtung · Wohlfahrtsempfänger · Wohlfahrtsfunktion · Wohlfahrtsgesellschaft · Wohlfahrtsgewinn · Wohlfahrtsmarke · Wohlfahrtsorganisation · Wohlfahrtspartei · Wohlfahrtspfleger · Wohlfahrtspflegerin · Wohlfahrtspolitik · Wohlfahrtsstaat · Wohlfahrtssystem · Wohlfahrtsträger · Wohlfahrtsverband · Wohlfahrtsverlust · Wohlfahrtsystem
· mit ›Wohlfahrt‹ als Letztglied: Arbeiterwohlfahrt
· mit ›Wohlfahrt‹ als Letztglied: Arbeiterwohlfahrt
Bedeutungsübersicht
- 1. [gehoben, veraltend] auf der weitgehenden Befriedigung der gesellschaftlichen und individuellen Bedürfnisse beruhendes Wohl eines Staates und seiner Bürger, gesellschaftliches Wohl
- 2. [veraltet] Sozialfürsorge
- 3. [veraltet, umgangssprachlich] Wohlfahrtsamt
eWDG
Bedeutungen
1.
2.
3.
veraltet, umgangssprachlich Wohlfahrtsamt
Beispiele:
sie musste den bitteren Gang zur Wohlfahrt antreten
sie ging auf die Wohlfahrt und bat um Unterstützung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
wohl · Wohl · wohlig · Wohlfahrt · Wohlstand · Wohltat · Wohltäter · Wohlwollen · wohlhabend
wohl
Adv.
‘gut’.
Das gemeingerm. Adverb zu dem unter
gut
(s. d.)
dargestellten Adjektiv
ahd.
wela
und
(mit zu
o
verdumpftem
e
nach
w)
wola
(8. Jh.),
mhd.
wol(e),
asächs.
wel(a),
wola,
mnd.
wol,
mnl.
wēle,
wel,
nl.
wel,
afries.
wel,
wal,
wol,
aengl.
wel(l),
engl.
well,
anord.
vel,
schwed.
väl,
(ablautend)
anfrk.
asächs.
wala,
mnd.
wal
(germ.
*welō-)
sowie
got.
(mit abweichendem und nicht erklärtem Vokal)
waíla
oder
waila
stellt sich wie
wählen,
Wille
und
wollen2
(s. d.)
zur Wurzel
ie.
u̯el-
‘wollen, wählen’
und bedeutet etwa
‘gewollt, gewünscht, nach Wunsch’.
Die heutige Schreibung mit
Dehnungs-h
setzt im 16. Jh. ein
und wird im 18. Jh. vorherrschend.
Das Adverb mit der Bedeutung
‘gut, zweckmäßig, richtig, genau, geziemend, günstig, erfolgreich, glücklich, gesund, angenehm, schön, reichlich, ausreichend’
wird bereits im Ahd. in abgeschwächtem Sinne
zur Partikel der Beteuerung, Vermutung, Einschränkung oder Verstärkung
sowie interjektionaler Aus- und Zuruf.
–
Wohl
n.
‘Wohlergehen’
(15. Jh.),
Substantivierung des Adverbs;
Wohl und Wehe
(16. Jh.).
wohlig
Adj.
‘angenehm, behaglich’
(Anfang 18. Jh.).
Wohlfahrt
f.
‘Wohlergehen’
(16. Jh.),
Abstraktum neben gleichbed.
frühnhd.
wolfaren
n.
(substantivierter Infinitiv,
15. Jh.);
vgl. auch
mhd.
wolvar
f.
Wohlstand
m.
‘Wohlhabenheit, Besitz, materiell gesicherte Verhältnisse’
(18. Jh.),
zuvor
‘Wohlergehen, Gesundheit, was schön ist, gefällt, geziemt’
(16. Jh.).
Wohltat
f.
‘sittlich richtiges Verhalten, gute Tat, Geschenk, Labsal’,
ahd.
wolatāt
(9. Jh.),
mhd.
woltāt.
Wohltäter
m.
‘wer richtig handelt, mildtätig ist, Gutes tut’
(16. Jh.),
Gegensatz
Übeltäter
(s. d.).
Wohlwollen
n.
‘Gunst, Zuneigung’
(18. Jh.),
‘sittlich richtiges Wollen’
(17. Jh.).
wohlhabend
Adj.
‘vermögend, begütert, reich’,
wolhabend
(14. Jh.);
vgl.
ahd.
sie habent wola
‘sie befinden sich wohl’
(9. Jh.),
d. h. sie (die Kranken) gesunden (nach Handauflegen).
Thesaurus
Synonymgruppe
Sozialfürsorge ●
(öffentliche) Fürsorge
Hauptform
·
Armenfürsorge
historisch
·
Armenwesen
historisch
·
Diakonie
kirchlich
·
Wohlfahrt
ugs.
Typische Verbindungen zu ›Wohlfahrt‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Wohlfahrt‹.
Aspekt
Ausgabenposten
Beförderung
Bereich
Foerderung
Förderung
Hebung
Komitee
Maximierung
Menschheit
Quelle
Sicherung
Steigerung
Vaterland
Wiederherstellung
abhängen
allgemein
beeinträchtigen
beitragen
dienen
fördern
gesamtwirtschaftlich
gesellschaftlich
kollektiv
leiblich
materiell
maximieren
sozial
ssoziale
öffentlich
Verwendungsbeispiele für ›Wohlfahrt‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Das ganze Land wetteifere, zur öffentlichen Wohlfahrt beitragen zu können.
[Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 06.03.1915]
Die Mittel zur Wiederherstellung der so heißersehnten Wohlfahrt sind aber falsch, weil zweitrangig.
[o. A.: Einhundertvierundsiebzigster Tag. Dienstag, 9. Juli 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 13056]
Auch bei der Wohlfahrt ist »big government« keineswegs am Absterben.
[konkret, 1997]
Aber die soziale Wohlfahrt muß finanzierbar sein, also brauchen wir wirtschaftliche Erfolge.
[Die Zeit, 11.10.1996, Nr. 42]
Es war ein Land der Arbeit ein Land der Wohlfahrt.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1940]]
Zitationshilfe
„Wohlfahrt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wohlfahrt>.
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