Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wortgebrauch, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Wortgebrauch(e)s · Nominativ Plural: Wortgebräuche · wird selten im Plural verwendet
Aussprache  [ˈvɔʁtgəˌbʀaʊ̯χ]
Worttrennung Wort-ge-brauch
Wortzerlegung Wort Gebrauch
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Verwendung eines bestimmten Wortes (in einem Text, einer Rede o. Ä. in einer bestimmten Bedeutung)
siehe auch Sprachgebrauch
Beispiele:
Perry Anderson bemerkt, dass das Wort »Hegemonie« im späten 19. Jahrhundert oft kritisch benutzt wird, als Ausdruck für eine abzulehnende, womöglich bald überwundene Herrschaft – Japans, Deutschlands, Italiens oder wessen auch immer. Zugleich erweitert sich der Wortgebrauch: Den russischen Revolutionären gilt er als Beschreibung eines wünschenswerten Verhältnisses zwischen Arbeitern und Bauern. [Süddeutsche Zeitung, 05.09.2018]
Deutliche Wahrnehmung der ganzen Situation ist nötig für vernünftiges Handeln. So definiere ich »Vernunft« gerne auch als »Wahrnehmung eines Ganzen«. Wie dieser Wortgebrauch mit dem philosophischen Vernunftbegriff zusammenhängt, werden wir an einigen späteren Stellen in diesem Buch sehen. [Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel. München: Hanser 1988, S. 147]
Populärer Wortgebrauch bezeichnet wohl auch die Zeit zwischen zwei Epochen als eine »Epoche« und redet von der Epoche des geometrischen Vasenstils, von der Epoche des Augustus, von der Epoche Napoleons, von einer Epoche des Hackbaues, des Hochkapitalismus oder des Musikdramas. [Heimpel, Hermann: Über die Epochen der mittelalterlichen Geschichte. In: ders.: Der Mensch in seiner Gegenwart. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1957 [1947], S. 42]
»Sport ist Spiel«, »Sport ist Arbeit«, »Sport ist Dienst am Kapitalismus« oder »Sport ist Klassenkampf« – mit solchen Unterordnungen und groben Einteilungen lassen sich nur Wortgebräuche beschreiben, aber keine Erkenntnisse über das vielschichtige Phänomen gewinnen. [Die Zeit, 10.09.1971] ungewöhnl. Pl.
2.
durch die Benutzung bestimmter Wörter charakterisierter Stil eines Textes, einer Rede o. Ä.
siehe auch Sprachgebrauch
Beispiele:
Bereits in der Überschrift und im ersten Absatz kündigt sich typisch rechtsextremer Wortgebrauch wie »Überfremdung« und »Asylanten« an, und in diesem Ton geht es denn auch weiter. [Der Standard, 10.09.2015]
Die Geschichte wird in der Perspektive und mit dem Wortgebrauch des jugendlichen Helden erzählt. [Neue Zürcher Zeitung, 08.02.2017]
Die Kritiker Reagans empfanden seinen Wortgebrauch als arrogant; sie waren wütend über die vom amerikanischen Präsidenten zur Schau getragene Sicherheit, Gut und Böse sauber voneinander unterscheiden zu können. [Lepenies, Wolf: Kultur und Politik. München / Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 168]
Die Befragungen wurden ausschließlich in Städten vorgenommen; was den wissenschaftlich diffusen Terminus »Umgangssprache« angeht, so definierte man ihn für die praktische Arbeit als den »vorherrschenden Wortgebrauch in der ungezwungenen Unterhaltung«, also im täglichen Umgang. [Süddeutsche Zeitung, 12.05.2001]
Gerade bei Augustinus können wir dieselbe Beobachtung machen wie an der heutigen Kanzelsprache: wo der Redner recht langweilig und orthodox ist, da verfällt er in eine übertriebene Schriftsprache – Schrift in beiderlei Sinne – und wird im Wortgebrauch archaïstisch; Kanzelberedsamkeit ist ihrem Wesen nach archaïstisch[…]. [Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. In: Bertram, Mathias (Hg.): Geschichte der Philosophie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 25182]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›Wortgebrauch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Wortgebrauch‹.

Zitationshilfe
„Wortgebrauch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wortgebrauch>.

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