Wucherer, der
Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Wucherers · Nominativ Plural: Wucherer
Aussprache
Worttrennung Wu-che-rer
Wortbildung
mit ›Wucherer‹ als Erstglied:
↗wucherisch
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Wucher · Wucherer · wuchern · Wucherung
Wucher
m.
‘aus verliehenem Geld erzielter unverhältnismäßig hoher Gewinn’,
ahd.
wuohhar
‘Frucht, Ernte, Ertrag, Gewinn, Lohn, Erfolg’
(8. Jh.),
mhd.
wuocher,
(md.)
wūcher,
wōcher,
auch
‘Kind, Zuchtvieh, übermäßige und unerlaubte Zinsen’,
mnd.
wōker,
wūker
‘Ertrag von ausgeliehenem Geld, Zins’,
mnl.
nl.
woeker,
aengl.
wōcor
‘Nachkommenschaft, Zins’,
got.
wōkrs
‘Zins’,
eigentlich
‘Ertrag, Frucht’
(anord.
okr
‘Zinsen, Wucher’
aus dem Mnd.),
germ.
*wōkra-
m.
ist mit dem Suffix für maskuline oder neutrale Konkreta
germ.
-ra-
(ie.
-ro-)
zur Dehnstufe
ie.
*u̯ōg-
der unter
↗wachsen2
(s. d.)
angegebenen Wurzel
ie.
*(a)u̯eg-,
*aug-
‘vermehren, zunehmen’
gebildet,
wozu die verwandten unter
↗auch
(s. d.)
angeführten Formen.
Ausgangsbedeutung ist
‘Frucht, Nachkommenschaft’,
an die sich der übertragene
(und zunächst wertneutrale)
Gebrauch
‘Frucht, Ertrag des Kapitals, Gewinn, Zins(en)’
anschließt.
Da die Kirche Geldverleih gegen Zinsen verurteilt,
entwickelt das Wort in mhd. Zeit abschätzigen Sinn.
Als im 16./17. Jh. die Gesetzgebung,
Zinsen (bis zu 5%) erlaubt,
steht
Wucher
nur noch für die Erzielung überhöhter Zinsen bzw. Geschäftsgewinne.
Wucherer
m.
‘wer Geld zu übermäßig hohen Zinsen ausleiht’,
ahd.
wuohharāri
‘Geldverleiher’
(um 1100),
mhd.
wuocherære
‘wer Wucher treibt’.
wuchern
Vb.
‘Wucher treiben, sich sehr vermehren, üppig machen’,
ahd.
wuohharōn
(um 1000),
mhd.
wuochern
‘Frucht bringen, wachsen, gewinnen, Wucher treiben’.
Wucherung
f.
‘üppiges Wachstum, Geschwulst, Auswuchs’
(19. Jh.),
zuvor
(besonders frühnhd.)
‘Wucher, Wucherei’,
ahd.
wuohharunga
(um 1000),
mhd.
wuocherunge
‘Wachstum, Wucher’.
Thesaurus
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
↗Immobilienhai
·
↗Miethai
·
Mietwucherer
·
Wucherer
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Wucherer‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Ausbeuter
Flügelspieler
Hupmann
Jude
Kaufmann
Leverkusener
Nationalspieler
Schieber
Spekulant
jüdisch
reich
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Wucherer‹.
Verwendungsbeispiele für ›Wucherer‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die Bank wollte ihm nicht helfen; da blieb ihm nur der Gang zum Wucherer.
Die Zeit, 16.01.2012, Nr. 03
Und so trat in mein junges Dasein die für mich höchst originelle Gestalt des Wucherers herein.
Ganghofer, Ludwig: Lebenslauf eines Optimisten. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1911], S. 18503
Weil ein Wucherer einfach nicht kapieren konnte, wie wichtig, wie wertvoll eine solche Uhr für den ist, der sie versetzen muss.
Süddeutsche Zeitung, 18.11.2000
Der Angeklagte ist zweifellos von den Wucherern auf die Bahn des Verbrechens gedrängt worden.
Friedländer, Hugo: Ein Landgerichtsrat auf der Anklagebank. In: ders., Interessante Kriminal-Prozesse, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1921], S. 4361
Immer häufiger beginnen die Texte auch von reichen Kaufleuten und selbst von Wucherern zu sprechen, aber noch gibt es keine deutlichen Hinweise auf Münzen.
Petech, Luciano: Indien bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 28802
Zitationshilfe
„Wucherer“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wucherer>, abgerufen am 22.04.2021.
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