Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Wut, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Wut · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Wortbildung  mit ›Wut‹ als Erstglied: Wutanfall · Wutausbruch · Wutbürger · Wutgebell · Wutgebrüll · Wutgeheul · Wutlaut · Wutrede · Wutschrei · wutbebend · wutentbrannt · wutheulend · wutschnaubend · wutschäumend · wutspeiend · wutverzerrt · wütig
 ·  mit ›Wut‹ als Letztglied: Arbeitswut · Bauwut · Bekehrungswut · Berserkerwut · Bullenbeißerwut · Datensammelwut · Glaubenswut · Hirnwut · Hundswut · Kaufwut · Konsumwut · Lesewut · Mordswut · Putzwut · Regelungswut · Regelwut · Sammelwut · Sauwut · Scheißwut · Schreibwut · Stinkwut · Tanzwut · Tollwut · Vernichtungswut · Zerstörungswut
Mehrwortausdrücke  Mordswut im Bauch · Stinkwut im Bauch · Wut im Bauch · sich in Wut reden · vor Wut kochen · vor Wut schäumen

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. heftige, zornige, bis zur Raserei gesteigerte Erregung
    1. mit Präposition
    2. [bildlich] das Toben, die Heftigkeit
  2. 2. [umgangssprachlich, übertrieben] übersteigerter Eifer
  3. 3. [Medizin] Tollwut
eWDG

Bedeutungen

1.
heftige, zornige, bis zur Raserei gesteigerte Erregung
Beispiele:
eine dumpfe, unterdrückte, ohnmächtige Wut
eine wachsende, wilde, grimmige, rasende, furchtbare Wut
Tränen der Wut vergießen
voll(er) Wut sein
seine Wut war grenzenlos
Wut erfasst, packt jmdn.
ihn erfüllte Wut gegen alles
umgangssprachlich Wut kocht in jmdm.
jmds. Wut legt sich, verraucht
Wut auf jmdn., etw. haben
Wut bekommen
umgangssprachlich Wut kriegen
seine Wut äußern
Wut schnauben (= sehr wütend sein)
seine Wut an jmdm. auslassen
er richtete seine ganze Wut gegen uns
seine Wut zügeln, unterdrücken
gehobenIn Hans schießt die helle Wut hoch (= kommt plötzlich furchtbare Wut auf) über diesen Schwindel […] [ F. WolfGrenze5,131]
salopp, spöttischDer hat jetzt eine schöne Wut im Bauch! (= hat eine starke, heimliche Wut!) [ FalladaJeder stirbt208]
mit Präposition
Grammatik: in Verbindung mit »aus«
Beispiel:
vor Wut heulen
Grammatik: in Verbindung mit »in«
Beispiele:
in Wut sein
in sinnloser Wut alles zusammenschlagen
in Wut (über jmdn., etw.) geraten, ausbrechen
jmdn. in Wut bringen, versetzen
[…] und sich redeten sie in eine richtige Wut hinein (= während des Redens wurden sie wütend und steigerten ihre Wut) […] [ WelkGrambauer301]
Grammatik: in Verbindung mit »von«
Beispiel:
von Wut erfüllt, ergriffen sein
Grammatik: in Verbindung mit »vor«
Beispiele:
bleich, toll, blind vor Wut sein
vor Wut schäumen (= außerordentlich wütend sein)
er schlug vor Wut mit der Faust auf den Tisch
saloppvor Wut platzen (= überaus wütend sein)
saloppich könnte ihm vor Wut ins Gesicht springen (= ich könnte ihn vor Wut am liebsten tätlich angreifen)
bildlich das Toben, die Heftigkeit
Beispiele:
die Wut des Sturmes, der Elemente
die Wut des Unwetters ließ langsam nach
der Orkan brach mit voller Wut los
Die Wut der Krankheit hatte mir alle Erinnerung des Vergangenen gänzlich geraubt […] [ E. T. A. Hoffm.Serapionsbrüder3,467]
2.
umgangssprachlich, übertrieben übersteigerter Eifer
Beispiele:
eine ungehemmte, besessene Wut des Arbeitens, Tanzens
sie gehen mit einer wahren Wut ans Werk
[…] unter der Wut ihres [der Musiker] Schaffens werden die Formen groß und fast unirdisch […] [ JahnnNiederschrift1,493]
3.
Medizin Tollwut
Beispiele:
die stille (= äußerlich nicht spürbare) Wut
die rasende (= sich durch heftige Erregung äußernde) Wut
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Wut · Wüterich · wüten · wütend · wütig
Wut f. ‘rasender Zorn’, ahd. (um 800), mhd. wuot f. ‘heftige Bewegung, heftige Gemütserregung, Raserei’, mnl. woet f. m., nl. woede f. ‘Wut, Raserei’ und aengl. wōþ f. ‘Ton, Stimme, Dichtung’, anord. ōðr m. ‘Erregtheit, Dichtkunst, Dichtung’ stehen neben dem (im Dt. untergegangenen) Adjektiv ahd. -wuot in firwuot ‘unsinnig, ohne Vernunft’ (11. Jh.), aengl. wōd, engl. (älter bzw. mundartlich) wood ‘wahnsinnig, wütend, rasend’, anord. ōðr ‘wütend, rasend’, got. *wōþs (bezeugt wōds) ‘wütend, besessen’ (germ. *wōda-). Außergerm. sind vergleichbar aind. ápivátati (aus *u̯at-) ‘bläst an, facht an, inspiriert’, lat. vātēs ‘Weissager, Seher’, air. fāith ‘Seher, Prophet’, mir. fāth (aus *u̯ātu-) ‘Prophezeiung, Ursache’, so daß ie. *u̯ā̌t-, *u̯ōt- ‘geistig angeregt sein’ angesetzt werden kann, möglicherweise eine Erweiterung der Wurzel ie. *u̯ē- ‘wehen, blasen, hauchen’ (s. wehen). Als Ausgangsbedeutung ist vielleicht ein ‘durch übermenschliche Kräfte (Dämonen, Götter?) verursachter Zustand des Außersichseins, übermächtige Erregung’ anzunehmen. In älterer Sprache bezeichnet das Substantiv unterschiedliche Gemütserregungen wie Raserei, Wahnsinn, Verzückung, zügellose Erregung, rasenden Zorn. Vor allem in der letztgenannten Verwendung ist es bis heute geläufig. – Wüterich m. ‘gewalttätiger Mensch’, ahd. wuotarīh (9. Jh.), mhd. wüeterī̌ch, wuoterī̌ch ‘Tyrann, Teufel’. Vgl. ahd. wuoto m. (10. Jh.). wüten Vb. ‘vor Zorn rasen, gewalttätig vorgehen’, ahd. wuoten ‘besessen sein, im Wahnsinn rasen, in heftiger Erregung sein und Gewalt anwenden’ (8. Jh.), mhd. wüeten; dazu wütend Part.adj. besonders seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. im Sinne von ‘heftig’ auf seelische und körperliche (wütender Hunger, Schiller) Vorgänge bezogen. wütig Adj. ‘zornig, tobend’, ahd. wuotīg (9. Jh.), mhd. wuotic, wüetec ‘tollwutkrank, tobsüchtig, wahnsinnig, aggressiv erregt’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Aufgebrachtheit · Aufgebrachtsein · Aufgeregtheit · Aufregung · Echauffiertheit · Echauffierung · Empörtheit · Entrüstung · Erbostheit · Feindseligkeit · Furor · Gereiztheit · Indignation · Jähzorn · Rage · Raserei · Stinkwut · Verärgerung · Wut · Wut im Bauch · Wüterei · Zorn · heiliger Zorn · Ärger  ●  Brast  veraltend · Empörung  Hauptform · Ingrimm  veraltend · Gefrett  ugs., österr., süddt. · Gfrett  ugs., österr., süddt. · Scheißwut  derb · böses Blut  ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen
  • (die) Gemüter erregen · (ein) Aufreger sein · (einen) Sturm der Entrüstung auslösen · Kreise ziehen · Wirbel machen · die Wellen der Empörung schlagen hoch · für Aufregung sorgen · hohe Wellen schlagen  ●  Wind machen fig. · (die) Gemüter erhitzen ugs. · (die) Nerven liegen blank ugs. · (jemandes) Blut in Wallung bringen ugs. · einschlagen wie eine Bombe ugs.
  • Aufruhr · Volkszorn · allgemeine Empörung
  • aufgebracht · außer sich (vor Wut) · bitterböse · empört · erbost · in Rage · wütend · zornig  ●  brastig regional, veraltend · böse Kindersprache · einen Hals haben ugs. · eingeschnappt ugs. · erzürnt geh. · fuchsteufelswild ugs. · fuchtig ugs. · geladen ugs. · in Brast ugs., regional · pissig derb · sickig ugs. · stinkig ugs.
  • (also) hören Sie mal! ugs. · entschuldige mal! ugs. · entschuldigen Sie mal! ugs. · ich bitte Sie! ugs. · ich bitte dich! ugs. · ich darf doch sehr bitten! ugs. · ich muss doch sehr bitten! ugs. · sagen Sie mal! ugs.
  • (immer wenn ...) rasend werden · (jemanden) packt die Wut · rotsehen  ●  in Wut geraten Hauptform · mit der Faust auf den Tisch schlagen auch figurativ · (die) kalte Wut kriegen ugs. · (gleich) Amok laufen ugs., übertreibend · (jemandem) geht das Messer in der Tasche auf ugs., regional · (jemanden) packt der helle Zorn geh. · Schnappatmung bekommen ugs., fig. · an die Decke gehen ugs. · böse werden ugs., Kindersprache · die Platze kriegen ugs., regional · die Wut bekommen ugs. · die Wut kriegen ugs. · einen Föhn kriegen ugs., regional · einen dicken Hals kriegen ugs. · hochgehen wie ein HB-Männchen ugs., veraltet · hochgehen wie eine Rakete ugs. · in Rage geraten geh. · in Rage kommen geh. · in die Luft gehen ugs. · kurz vorm Explodieren sein ugs. · kurz vorm Überkochen sein ugs. · mit der Faust auf den Tisch hauen derb · so (+ Geste) eine Krawatte kriegen ugs. · so (+ Geste) einen Hals kriegen ugs.
  • Sturm der Entrüstung · Welle der Empörung · öffentliche Empörung
  • Gemütsschwankung(en) · Laune · Stimmung  ●  Stimmungsschwankung Hauptform · (ein) Anfall (von) ugs., ironisch, übertreibend · (eine) plötzliche Aufwallung (von) geh., ironisch, variabel · Anwandlung(en) geh. · Kaprice geh. · Kaprize geh.
  • Wutanfall · Wutausbruch  ●  Ausraster ugs. · aggressive Aufwallung geh.
  • (künstliche) Aufgeregtheit · (ständige) Alarmstimmung · Alarmismus · permanente Alarmbereitschaft

Typische Verbindungen zu ›Wut‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Wut‹.

Verwendungsbeispiele für ›Wut‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auf diese Weise kriegt man natürlich erst recht die Wut. [Lehmann, Arthur-Heinz: Mensch, sei positiv dagegen!, Dresden: Heyne 1939 [1939], S. 8]
Gleich fängt er an zu weinen und wischt aus Wut die ganzen Teile mit dem Arm vom Tisch. [Beyer, Marcel: Flughunde, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995 [1995], S. 70]
Aber die Wut, in die er sich hineingeredet hatte, steigerte sich nur noch mehr. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 1150]
Nur so konnte er ihn der Wut der Garde entziehen. [Pflaum, Hans-Georg: Das römische Kaiserreich. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 28346]
Wenn man ihr glauben darf, hatte sie zu dem Zeitpunkt schon länger ihre Wut in sich hineingefressen. [Die Zeit, 17.02.2000, Nr. 8]
Zitationshilfe
„Wut“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Wut>.

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