Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Zäpfchen, das

Lesezeichen zitieren/teilen ausklappen
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Zäpfchens · Nominativ Plural: Zäpfchen
Aussprache 
Worttrennung Zäpf-chen
Wortzerlegung Zapfen -chen
Wortbildung  mit ›Zäpfchen‹ als Erstglied: Zäpfchen-R · Zäpfchen-r  ·  mit ›Zäpfchen‹ als Letztglied: Gaumenzäpfchen · Glyzerinzäpfchen · Halszäpfchen · Seifenzäpfchen · Stuhlzäpfchen
eWDG

Bedeutung

siehe auch Zapfen (1)
1.
in den Rachen frei hängende, zapfenförmige Vorwölbung des weichen Gaumens
Beispiel:
im Rachen sind [bei Scharlach] die Gaumenmandeln, das Zäpfchen und die Hinterwand dunkelrot verfärbt [ Gesundheit1964]
2.
zapfenförmiges Medikament, das rektal eingeführt wird, Suppositorium
Beispiele:
ein schmerzstillendes Zäpfchen
ein Zäpfchen einführen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Zapfen · zapfen · abzapfen · anzapfen · verzapfen · Zäpfchen · Zapfenstreich
Zapfen m. ‘länglicher, sich verjüngender Holzpflock (Stöpsel) zum Verschließen eines Gefäßes, konisch runder, mit holzigen Schuppen versehener Fruchtstand der Nadelhölzer’, ahd. zapho (11. Jh.), mhd. zapfe, (md.) zappe, mnd. mnl. tappe, nl. tap, aengl. tæppa, engl. tap führen auf germ. *tappan-, umgelautetes, im Nhd. untergegangenes ahd. zepho (Hs. 12. Jh.), mhd. zepfe ‘Fruchtstand (Traube, Rispe, Ähre)’ auf germ. *tappjan- mit einer Ausgangsbedeutung ‘länglich Ausgezogenes, Spitziges’. Verwandt sind die ablautenden unter Zipfel (s. d.) behandelten Substantive und offensichtlich auch das lautlich und semantisch nahestehende Zopf (s. d.), so daß, da außergerm. Vergleiche fehlen, von einer onomatopoetischen germ. Grundform zur Bezeichnung von etw. Spitzem auszugehen ist. Das Endungs-n der nhd. Form (seit Ende 15. Jh.) entstammt den obliquen Kasus des schwach flektierten Substantivs; im Md. hält sich Zapfe bis ins 18. Jh. Der verdeutlichenden Bildung Tannenzapfen (15. Jh.) folgt (nach der Ähnlichkeit) Eiszapfen (16. Jh.). – zapfen Vb. ‘mit Hilfe eines Zapfens durch ein Spundloch ausfließen lassen, entnehmen, abfüllen’, mhd. zapfen, zepfen, auch ‘mit einem Zapfen versehen’; vgl. mnd. mnl. nl. tappen, aengl. tappian, engl. to tap. abzapfen Vb. ‘Flüssigkeit entnehmen, ablaufen lassen’ (16. Jh.), übertragen ‘jmdm. etw. abnötigen, jmdn. ausnutzen’ (17. Jh.). anzapfen Vb. ‘durch Lösen des Zapfens öffnen, anstechen’, übertragen ‘von jmdm. Geld borgen’ (15. Jh.). verzapfen Vb. ‘direkt vom Faß ausschenken’ (15. Jh.), ‘Törichtes tun, Unsinniges von sich geben’ (19. Jh.). Zäpfchen n. zapfenförmige Vorwölbung des weichen Gaumens im Rachen, ‘Gaumenzäpfchen’ (um 1500), ‘zapfenförmiges, rektal einzuführendes Medikament’ (18. Jh.), auch (in beiden Bedeutungen) Zäpflein (16. Jh.). Zapfenstreich m. Beginn der Nachtruhe in der Soldatenunterkunft, anfangs ein Signal, durch Trompete oder durch Trommelwirbel gegeben, dann mit anschließender Begleitmusik als Aufforderung für die Soldaten, sich in ihre Quartiere zu begeben (17. Jh.), schließlich zu einem Musikstück und zu festlicher Militärmusik erweitert; eigentlich ‘Streich, Schlag auf den Zapfen des Bierfasses, um dieses zu schließen und den Ausschank im Militärlager zu beenden’; vgl. nd. taptō, nl. tap toe ‘Zapfen zu’, danach nl. taptoe ‘abendliche Militärmusik, festliche Musikparade’, woraus gleichbed. engl. tattoo, (älter) taptoo (s. Tattoo1), und russ. (älter) taptá (тапта) ‘Zapfenstreich’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Anatomie
Zäpfchen  ●  Suppositorium fachspr.

Typische Verbindungen zu ›Zäpfchen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Zäpfchen‹.

Verwendungsbeispiele für ›Zäpfchen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Durch das unregelmäßige Muster der Zäpfchen kann das Auge Farben schlechter auflösen als Helligkeit. [Die Welt, 13.03.1999]
Sie machten Zäpfchen daraus, mit denen ungeborene Kinder abgetrieben wurden. [Bild, 08.03.2004]
Ein Arzt untersuchte sie, gab ihr ein Zäpfchen und ging wieder. [Bild, 02.03.2006]
Ich verwende fünf Linien, aber nicht jeder Ton, sondern einzelne Stellen im Mund, Gaumen, Zäpfchen oder Zähne, haben eine eigene Linie. [Die Zeit, 11.03.2002, Nr. 10]
Zudem stehen ihre Augen weiter auseinander, und das Zäpfchen gabelt sich im Rachen. [Die Zeit, 09.01.2012, Nr. 02]
Zitationshilfe
„Zäpfchen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Z%C3%A4pfchen>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Zapateado
Zapatist
zapatistisch
Zapf
Zapfanlage
Zäpfchen-r
Zäpfchen-R
zapfen
Zapfen
zapfenförmig

Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Referenzkorpora

Metakorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora