Zar, der
GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Zaren · Nominativ Plural: Zaren
Aussprache [ʦaːɐ̯]
Wortbildung
mit ›Zar‹ als Erstglied:
Zarenfamilie
· Zarenherrschaft · Zarenreich · Zarenthron · Zarentum · Zarin
· mit ›Zar‹ als Grundform: -zar · Zarewitsch
· mit ›Zar‹ als Grundform: -zar · Zarewitsch
Herkunft aus gleichbedeutend car’russ (царь), auch ‘Monarch des alten Orients und der Antike’ < kaisargot (Kaiser)
Bedeutungsübersicht
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutungen
a)
Titel des Monarchen im vorrevolutionären Russland; zeitweise Herrschertitel in Bulgarien und Serbien
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der bulgarische, russische Zar
als Akkusativobjekt: den Zar stürzen
als Dativobjekt: dem Zaren dienen
in Präpositionalgruppe/-objekt: Russland unter den Zaren
als Genitivattribut: die Abdankung, die Gebeine, die Sommerresidenz, der Winterpalast, die Untertanen des Zaren
Beispiele:
Die Orthodoxie [in Finnland] hingegen ist das Resultat russischen Einflusses, der namentlich ab 1809 vorherrschte, als Finnland ein Grossherzogtum unter dem Zaren wurde[…]. [Neue Zürcher Zeitung, 02.01.2015]
Bei seinem Krim‑Aufenthalt am vergangenen Wochenende besuchte Berlusconi mit Putin das bekannte staatliche Weingut Massandra, das schon zu Zeiten der Zaren Wein produzierte und eine einmalige Weinsammlung beherbergt. [Der Standard, 18.09.2015]
Im Herbst 1814 waren in der alten Kaiserstadt [Wien] mehrere Hundert Gesandte aus ganz Europa zusammengekommen, um dem Kontinent nach dem Sieg über Napoleon eine neue Friedensordnung zu geben. […] Der russische Zar und der preußische König reisten an, Gastgeber war der österreichische Kaiser, und sein Außenminister Clemens von Metternich dirigierte den Kongress[…]. [Die Zeit, 03.06.2015]
Vor sechs Jahren hätte […] niemand vermutet, daß der Sohn des ehemaligen bulgarischen Zaren, der dem Hause Sachsen‑Coburg entstammte, nach 55 Jahren im Exil zurückkehren und von einer Woge der öffentlichen Begeisterung ins Amt des Ministerpräsidenten getragen werden würde. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.05.2005]
In Brand gesetzt wurde [während des Bürgerkriegs] in Prizren außer dem Theologischen Seminar und dem Bischofssitz auch das Erzengel‑Kloster aus der Zeit des serbischen Zaren im 14. Jahrhundert. [Süddeutsche Zeitung, 20.03.2004]
b)
Träger des Titels Zar (a)
Beispiele:
Jekaterinburg, das 2023 sein 300‑jähriges Bestehen feiert, wurde auf
Erlass von Zar Peter I. als Fabrikstadt gegründet. [Neue Zürcher Zeitung, 29.01.2016]
Kaiser Napoleon I. von Frankreich besiegt bei Austerlitz das
österreichisch‑russische Heer. Diese Schlacht wird »Dreikaiserschlacht«
genannt, obwohl nur Napoleon und der russische Zar
Alexander anwesend waren. [Die Zeit, 02.12.2015 (online)]
Serbiens Großmachttraum war stets latent vorhanden; im Mittelalter,
um 1350, erstreckte sich das Reich des serbischen
Zaren Stefan Dusan immerhin von der Donau im
Norden bis zum Ägäischen Meer im Süden. [Süddeutsche Zeitung, 02.05.1998]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Kaiser · Zar · kaiserlich
Kaiser m. Staatsoberhaupt in bestimmten Monarchien; gilt allgemein als höchste Würde bzw. höchster Titel eines Monarchen. Ahd. keisur (um 800), mhd. keiser beruhen wie asächs. kēsur, mnd. keyser, mnl. keiser, nl. keizer, aengl. cāsere auf Entlehnung von lat. Caesar durch die Germanen. Der erbliche Bei- bzw. Familienname Caesar (des römischen Feldherrn und Diktators Gāius Iūlius Caesar) wird im römischen Weltreich zur festen Bezeichnung des Herrschers und auch von den Germanen in der Bedeutung ‘Herrscher’ entlehnt. Nach der Lautform, die diphthongische Aussprache von lat. -ae- voraussetzt, muß die Entlehnung zu einem sehr frühen Zeitpunkt (schon zu Lebzeiten Caesars, also vor Beginn unserer Zeitrechnung, spätestens aber in den ersten anderthalb Jahrhunderten danach) stattgefunden haben, so daß Kaiser das älteste lat. Lehnwort im Germ. sein könnte. Auf lat. Caesar beruht auch griech. ká͞isar (καῖσαρ), auf der griech. Form wohl got. kaisar. Eine ähnliche Entwicklung vom Eigennamen (Vornamen) zum allgemeinen Ausdruck für ‘Herrscher, König’ zeigen die gemeinslaw. Entlehnungen aus ahd. Karal, Karl, dem Namen Karls des Großen, vgl. aslaw. kral’ь, russ. koról’ (король), bulg. kral (крал), tschech. král, poln. król, nsorb. (im 16./17. Jh.) krol ‘König’. – Zar m. Titel des Monarchen in Rußland. Russ. car’ (царь), auch Bezeichnung für Monarchen des alten Orients und der Antike, geht über aruss. cьsarь, cěsarь (aslaw. cěsaŕь) auf gemeinslaw. *cěsarь ‘Kaiser’, eine Entlehnung des 4. Jhs. aus got. kaisar (s. oben), und damit letztlich ebenfalls auf lat. Caesar zurück. Nachdem schon aruss. cěsarь als Ehrenname russischer Großfürsten gebraucht wurde, wird russ. car’ 1547 für Iwan IV. offizieller Titel des „Großfürsten von Moskau und ganz Rußland“, da sich dieser als Nachfolger der byzantinischen Kaiser und Moskau als das „dritte Rom“ betrachtet. Im Dt. begegnet Zar zur Bezeichnung des russischen Herrschers seit der Mitte des 16. Jhs. (anfänglich in den Formen Czar, Cziar, Tzar), als offizielle Bezeichnung des Fürsten von Bulgarien seit 1908, hier als Wiedergabe von bulg. car (цар), das gleichen Ursprungs ist wie russ. car’. – kaiserlich Adj. ahd. keisurlīh (8. Jh.), mhd. keiserlich.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Geschichte,
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