Mensch, der gleichzeitig mit einem anderen, mit anderen in einem bestimmten historischen Zeitraum lebt
Zeitgenosse, der
Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Zeitgenossen · Nominativ Plural: Zeitgenossen
Aussprache
Worttrennung Zeit-ge-nos-se
Wortbildung
mit ›Zeitgenosse‹ als Erstglied:
Zeitgenossenschaft
·
mit ›Zeitgenosse‹ als Grundform:
zeitgenössisch
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Zeit · zeitig · zeitigen · zeitlich · Zeitlichkeit · Zeitalter · Zeitgeist · Zeitgenosse · zeitlos · Zeitlose · Zeitschrift · Zeitwort
Zeit
f.
‘Ablauf des Geschehens, Aufeinanderfolge der Ereignisse, bestimmter Abschnitt oder Punkt dieses Ablaufs’,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
zīt
f. n.
‘Zeit, Zeit-, Lebensalter, Leben, Jahres-, Tageszeit, Stunde’,
asächs.
aengl.
tīd,
mnd.
tīt
(nd.
Tīde
‘Zeit, Flut’),
mnl.
tijt,
nl.
tijd
‘Zeit’,
engl.
tide
‘Gezeit(en), Ebbe und Flut’
(in Zusammensetzungen
‘Zeit’,
vgl.
summertide
‘Sommerszeit’),
anord.
tīð
‘Zeit, Stunde, Gebet’,
schwed.
tid
‘Zeit’
setzen
germ.
*tīði-
(bzw.,
falls das neutrale Genus im Ahd. und Mhd.
nicht als sekundär anzusehen ist,
auch
germ.
*tīða-)
voraus.
Daneben stehen
aengl.
tīma
‘Zeit, Gelegenheit’,
engl.
time
‘Zeit’,
anord.
tīmi
‘Zeit, rechte Zeit, Mal, Glück’,
schwed.
timme
‘Stunde’,
beruhend auf
germ.
*tīma-
m.
Die germ. Formen lassen sich im Sinne von
‘Abgeteiltes, Abschnitt’
teils mit
t-Suffix,
teils mit dem Suffix
ie.
-mon-
an die Tiefstufe
ie.
*dī̌-
der unter
Teil
(s. d.)
angeführten Wurzel
ie.
*dā(i)-
‘teilen, zerschneiden, zerreißen’
anschließen,
wozu auch
aind.
dáyatē
‘teilt, teilt zu, hat Anteil’,
dā́ti,
dyáti
‘schneidet ab, teilt, mäht’,
griech.
dá͞iesthai
(δαίεσθαι)
‘(ver)teilen’,
dá͞is,
dá͞itē,
daitýs
(δαίς,
δαίτη,
δαιτύς)
‘Portion, Speise, Mahlzeit’,
daitrón
(δαιτρόν)
‘Anteil, Portion’,
(mit
mo-Formans)
dḗmos
(δῆμος)
‘Volk, Gau, Land’,
air.
dām
‘Gefolgschaft, Schar’
gehören.
zeitig
Adj.
‘zu einem verhältnismäßig frühen Zeitpunkt’,
auch
(besonders südd.)
‘reif’,
ahd.
zītīg
‘(recht)zeitig, früh(reif)’
(10. Jh.),
mhd.
zītec,
zītic
‘ausgewachsen, reif, zur rechten Zeit geschehend, der Jahreszeit, den Verhältnissen entsprechend, reiflich überlegt’,
mnd.
mnl.
tīdich.
zeitigen
Vb.
‘(Ergebnisse) hervorbringen, (Folgen) nach sich ziehen’,
(besonders südd.)
‘reif werden’,
mhd.
zītegen
‘reif werden, reif machen’.
zeitlich
Adj.
‘im Hinblick auf die Zeit, vergänglich, irdisch’,
ahd.
zītlīh
Adj.
(um 1000;
vgl.
unzītlīh,
um 800,
zītlīhho
Adv.
‘zeitlich, zeitig’,
9. Jh.),
mhd.
zītlich
‘zeitlich, weltlich, erntbar, reif, zeitgemäß, angemessen’;
Zeitlichkeit
f.
‘Endlichkeit, Vergänglichkeit’,
mhd.
zītlīcheit
‘das irdische Dasein, die irdische Welt’,
von den Mystikern geprägt.
Zeitalter
n.
‘größerer historischer Zeitraum, Epoche, Ära’
(18. Jh.).
Zeitgeist
m.
‘für einen bestimmten geschichtlichen Zeitraum charakteristische Gesinnung, geistige Haltung’
(Herder
1769),
vgl. älteres
Genius unserer Zeit
(Zinzendorf
1739).
Zeitgenosse
m.
‘mit jmdm. in der gleichen Zeit, in einem bestimmten historischen Zeitraum Lebender, Mitmensch’
(16. Jh.,
geläufig 18. Jh.),
Übersetzung von gleichbed.
spätlat.
synchronus,
substantiviert nach
griech.
sýnchronos
(σύγχρονος)
‘gleichzeitig, von gleicher Zeit und Dauer’
(s.
synchronisch).
zeitlos
Adj.
‘zeitlich unbegrenzt, ewig, nicht zeitgebunden’
(1. Hälfte 16. Jh.,
wohl älter).
Zeitlose
f.
im Herbst blühendes,
im Frühjahr Früchte tragendes
(also sich nicht an die üblichen Zeiten haltendes)
Liliengewächs mit lila- bis rosafarbiger Blüte
(1. Hälfte 16. Jh.),
dann
(im Hinblick auf die Blütezeit)
Herbstzeitlose
(um 1700);
vgl.
ahd.
zīt(i)lōsa
(11. Jh.),
mhd.
zīt(e)lōs(e)
für verschiedene,
außerhalb der gewöhnlichen Zeit
und zwar frühzeitig blühende Frühlingsblumen
wie Krokus, Narzisse, dann auch Maßliebchen, Schneeglöckchen.
Zeitschrift
f.
‘periodisch in Heften erscheinende Druckschrift’
(2. Hälfte 18. Jh.),
Verdeutschung von
Journal
(s. d.);
zuvor steht
Zeitschrift
für
‘Chronogramm’,
d. i. ein Sinnspruch,
in dem die darin enthaltenen römischen Zahlbuchstaben zusammengezählt
die Jahreszahl einer Begebenheit bilden,
auf die sich die Worte beziehen
(Harsdörfer
1645),
auch für
‘Inschrift’
(Harsdörfer
1648)
und für
‘Annalen, Chronik, Geschichtswerk’
(2. Hälfte 17. Jh.).
Zeitwort
n.
‘Verb’
(vereinzelt Mitte 15. Jh.,
häufiger seit Anfang 17. Jh.),
Übersetzung von
lat.
verbum (temporāle),
eigentlich
‘Wort, an dem die Zeiten unterschieden werden’;
Zeitwort
setzt sich im 17. Jh. gegen konkurrierendes
Sagwort,
Sprechwort,
Tuwort
und
Werkwort
durch
(s.
Verb).
Thesaurus
Synonymgruppe
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Mitgeschöpf
·
Zeitgenosse
Typische Verbindungen zu ›Zeitgenosse‹ (berechnet)
Archilochos
Buddha
Impressionist
Konfuzius
Perikles
Sokrates
Spätmoderne
angenehm
aufgeklärt
berühmt
denkend
empfinden
erscheinen
gebildet
gelten
gestresst
interessiert
liebenswert
manch
prominent
rühmen
scheinen
schreibend
sympathisch
umgänglich
unangenehm
unbequem
unliebsam
wach
wohlmeinend
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Zeitgenosse‹.
Verwendungsbeispiele für ›Zeitgenosse‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Diese Frage war den Zeitgenossen alles andere als eine Frage.
[Blättner, Fritz: Geschichte der Pädagogik, Heidelberg: Quelle & Meyer 1961 [1951], S. 77]
Er konnte diese natürlich ebenso wenig lesen wie seine Zeitgenossen.
[Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Tübingen: Francke 1993 [1948], S. 258]
Bei Unterhaltungen enthüllt so mancher unsrer Zeitgenossen seinen wahren Charakter.
[Volkland, Alfred: Überall gern gesehen. In: Zillig, Werner (Hg.) Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1941], S. 22840]
Was die Wirkung des Buches auf die Zeitgenossen anlangt, so war sie zwiespältig.
[Ostwald, Wilhelm: Lebenslinien. Eine Selbstbiographie, 3 Teile. In: Simons, Oliver (Hg.), Deutsche Autobiographien 1690 - 1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1927], S. 39464]
Wo immer es möglich ist, lässt er die Zeitgenossen zu Worte kommen.
[Die Zeit, 23.03.2000, Nr. 13]
Zitationshilfe
„Zeitgenosse“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Zeitgenosse>.
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