für eine Epoche charakteristische Atmosphäre, Lebensweise, Alltagskultur
Beispiele:
In der Vermittlung des Zeitkolorits ist
[der Künstler] Yadegar Asisi ein wahrer
Meister – das haben schon seine historischen Panoramen in Berlin, Leipzig
und Dresden gezeigt. Von einer sechs Meter hohen Plattform aus betrachtet
man das Geschehen [in Wittenberg zur Zeit der Reformation] zwischen Schlosskirche, Stadttor, Propstei
und der Amtsmühle mit der Stadtkirche im
Hintergrund. [Der Tagesspiegel, 06.11.2016]
Dort [in Berlin] erleben wir
[den Schriftsteller Heinrich] Heine als
Gast der literarischen Salons, der seine ersten Texte in der Großstadt
publiziert, der erste Gedichtband des 23‑Jährigen erscheint, er hört
Vorlesungen bei Hegel, die ihn prägen, trifft Dichter in den Wirtshäusern
wie ETA Hoffmann und Christian Dietrich Grabbe. Liebevoll zeichnet der
59‑jährige [Comic-Künstler Peter] Eickmeyer all
die Lebensstationen nach, bringt uns detailgetreu
Zeitkolorit, Stadtansichten, Mode und
Zeitgenossen Heines wie Marx, von Platen, Börne und viele mehr
nah. [Neue Westfälische, 19.04.2023]
Dass [der Musiker und Autor] Sven
Regener erneut ein unterhaltsamer Schmöker gelungen ist, liegt in erster
Linie an seiner Fähigkeit, Figuren, Milieus und
Zeitkolorit in punktgenauen Dialogen lebendig zu
gestalten. Ob es die abstrusen Sprachusancen beim Bund sind, das loriothafte
Aneinandervorbeireden der Eltern oder das herrlich sinnlose
Herumbramabarsieren
[sic!]
der Kneipenkommunisten: Das ist nicht nur komisch, es ist vor allem
authentisch. [Badische Zeitung, 19.10.2004]
Immer wieder haben Filmsets die Zeichen der Zeit aufgenommen und sie
überhöht. So ist [Fritz] Langs perfekte
Stadtmaschinerie [in seinem Film Metropolis]
stolzer Ausdruck des unbeschränkten Fortschrittsglaubens, während ein
geschicktes Spiel von Licht und Schatten die Skyline wiederum dämonisiert.
Zwischen den ins Unendliche reichenden Häuserschluchten hat sich das
Unbehagen an der Moderne eingenistet. Spätere Science‑Fictions griffen Langs
beängstigende Visionen auf und passten sie dem jeweiligen
Zeitkolorit an. [Basler Zeitung, 12.10.2002]
Die bunte Karawane sammelte sich am Fischmarkt im Stadtteil St.
Pauli. Anschließend rollten 25 mit Lautsprecherboxen bestückte Musik‑Lkws
durch die Straßen des Viertels. Die überwiegend jungen Fans wurden mit 70er
Jahre‑Hits wie »Fiesta Mexikana« und »Ein bißchen Spaß muß sein« beschallt.
Viele Teilnehmer hatten ihre Kleidung (Schlaghosen, Polyesterhemden und
Hornbrillen) dem Zeitkolorit angepaßt. [Welt am Sonntag, 23.08.1998]